Die Herrschaft Gnotzheim - Spielberg

 

Burg Spielberg

Burg Spielberg

Von HaSe - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=89878271

Die Forschungslage

Burg Spielberg an der Nordwestecke des Hahnenkamms bezaubert noch immer als eindrucksvolles Baudenkmal des Gunzenhäuser Landes, wenn auch nicht mehr in der ursprünglichen Form, so doch in alter Schönheit die Herzen heimatverbundener Menschen, beflügelt die Phantasie und das geschichtliche Interesse und fordert Klarheit in der Frage nach ihrer Entstehung. Die lokale Forschung konnte noch kein einheitliches Bild ihrer frühen Geschichte gewinnen. Erzählende Berichte darüber fehlen auch hier wie anderswo in wünschenswertem Umfang.

Will man die Anfänge der Herrschaft Spielberg aus dem Dunkel der urkundenlosen Zeit in das rechte Licht führen, will man erforschen, wer die ersten Erbauer der Burg waren, so bleibt lezten Endes nur ein Weg gangbar: man muss aus den Zeugenreihen der Urkunden diejenigen Adelsgeschlechter erfassen, die sich nach der Burg nannten, ihre Sippenverbindungen aufgrund der Rufnamen entflechten und ihre Standeszugehörigkeit prüfen. Aus diesen wenigen Angaben lassen sich dann - wenn man sie sorgfältig abwägt und ordnet - einigermaßen sichere Schlüsse auf die Erbauer und ihr frühe Geschichte gewinnen. Eine Schwierigkeit, die viele Liebhaber, die nach ihren Anfängen zu forschen versuchten, immer wieder in die Verwirrung geführt hat, besteht darin, dass sich nach der Burg sowohl Edelfreie als auch Ministeriale verschiedener freiadeliger und und gräflicher Geschlechter nannten. Es gilt also zu überprüfen, welche in den Urkunden erwähnten Familien von Spielberg als freiadelig oder als Dienstmannen anzusprechen sind. Ferner muss untersucht werden, ob das ein oder andere Adelsgeschlecht das sich zeitweilig nach Spielberg nannte, vorher nicht unter einem anderen Herkunftsnamen auftritt und an eine benachbarte Sippe angeschlossen werden kann.

In der Zeit, in der die freiadeligen Geschlechter aus ihren wenig befestigten Herrenhöfen im Tal auf die bewohnbaren Höhenburgen zogen, ihren Besitz um sie konzentrierten und sich nach ihnen benannten, lässt sich häufig beobachten, dass die gleichen Adelsfamilien sich nach verschiedenen Sitzen zu bezeichnen pflegten. Diese Erscheinung liefert der Forschung ein willkommenes methodisches Mittel, genealogische Verknüpfungen festzustellen und zu entflechten.

Für einen blutsmäßigen Zusammenhang mit den Spielbergern bieten sich die Freien von Gnotzheim an. Sie treten in den einschlägigen Urkunden rund vierzig Jahre früher in Erscheinung. Ihnen hat Pfarrer Joseph Braun in seinen "Beiträgen zur Geschichte von Gnotzheim und Spielberg" ein lebensvolles Bild gewidmet (1). Er qualifiziert die Herren von Gnotzheim als Angehörige einer freiadeligen Familie (Edelfreie), unterscheidet aber in seiner Schrift nicht zwischen freien und ministerialen Spielbergern und hält diese alle für Glieder des niederen Adels, die als Ritter im Dienst der Edlen von Truhendingen standen. Auch werden die Rufnamen nicht untersucht, so dass sich in seiner Schrift keine verwandtschaftliche Verbindung beider Geschlechter ergeben kann. Keinen genealogischen Zusammenhang zwischen Gnotzheimern und Spielbergern lässt auch der inhaltsreiche, reichliches Quellenmaterial anführende Aufsatz von Willibald Fink "der Markt Gnotzheim und Schloss Spielberg im Wandel der Jahrhunderte" erkennen (2). Im Historischen Atlas von Bayern, Heft Gunzenhausen-Weißenburg, werden die Freien von Gnotzheim außer acht gelassen und bei den Spielbergern wird an eine Seitenlinie der Truhendinger gedacht, was aber wohl kaum zutrifft, da sich die Rufnamen beider Geschlechter völlig unterscheiden.

Um Klarheit über die Geschichte der Herrschaft Spielberg gewinnen zu können, müssen wir zunächst der älteren Familie der Freien von Gnotzheim unsere Aufmerksamkeit widmen. Lässt sich das Nebeneinander dieser eng benachbarten Familien als ein Nacheinander erkennen, so ergeben sich bedeutende Ausblicke auf die Frühgeschichte der Burg Spielberg und ihrer Herrschaft.

Anmerkungen

  1. Joseph Braun, Aus vergangenen Tagen, Gunzenhausen 1935,Seite 15.
  2. Gunzenhäuser Heimatbote Band 9, Nr.13 u 14.