Die Herrschaft Gnotzheim - Spielberg

 

Burg Spielberg im Besitz der Grafen von Truhendingen

In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts erscheint Burg Spielberg im Besitz der Grafen von Truhendingen. Der Mangel an Quellen ermöglicht allerdings keinen Einblick, in welchem Jahr und auf welche Weise der Übergang der Burg aus dem Eigentum der Freien von Spielberg in das der Truhendinger erfolgte, etwa durch Kauf oder Heirat. 1228 ist zum letztenmal von einem Edlen Ulricus de Spileberc die Rede, der ein Gut in Gerolfingen an einen truhendingischen Vasallen oder Ministerialen verkaufte (1).

1282 ist jedoch Burg Spielberg in der Hand der Grafen von Truhendingen, die zu jener Zeit schon nicht mehr allein auf Burg Hohentrüdingen residieren, sondern auch in ihrer von ihnen gegründeten Stadt Gunzenhausen, wo sie Urkunden ausstellen lassen und der dortige Pfarrer Wernhard als ihr Notar und Erzieher tätig ist (2). Am 7. März 1282 sprechen Graf Friedrich VI. von Truhendingen und seine schwäbische Gemahlin Agnes in einer Urkunde von "castro nostro Spielberg via regia" = "von unserer Burg Spielberg am Königsweg".(3) Unter dem Königsweg darf man wohl jene wichtige Straße von Ulm über Nördlingen nach Nürnberg verstehen, die heutige Bundesstraße 466, die am Fuß der Burg Spielberg vorüberführt. Am 15. März wird von Graf Friedrich VI. in einer weiteren Urkunde die gleiche Formulierung "sub castro nostro Spilberg" wiederholt (4).

Der Übergang der Burg Spielberg in das Eigentum der Grafen von Truhendingen erfolgte wohl schon um die Mitte des 13. Jahrhunderts. In dem 1228 erwähnten Ulricus de Spilberc dürfen wir den letzten Vertreter des edelfreien Geschlechtes der Spielberger erblicken, das sich im 12. Jahrhundert aus der Familie der Gnotzheimer abzweigte und die Burg erbaut hatte. Etwa hundert Jahre nur konnte sich das Herrengeschlecht der Edlen von Spielberg mit eigenen Ministerialen einer gewissen Blüte erfreuen. Dann entfalteten die den Staufern verwandten Edlen von Truhendingen unter Friedrich IV. (etwa 1195 - 1253) und seinem Sohn Friedrich V. (etwa 1253 - 1274) eine energische Machtpolitik im Raum Gunzenhausen, Altmühl und Hahnenkamm, in die wohl auch der Erwerb der Burg Spielberg eingeplant war.

Die Grafen von Truhendingen, unter der Gunst ihrer staufischen Blutsverwandten rasch hochgekommen, begnügten sich nicht mit ihren Besitzungen um den Hahnenkamm; sie griffen durch die Heirat Friedrichs V. mit Margarete, Schwester des letzten Grafen Otto VIII. von Andechs-Meranien (gestorben 1248) an den oberen Main aus, wo sie schon im 12. Jahrhundert Lehen verwalteten. In Oberfranken erwarben sie durch diese Heirat eine Herrschaft, die an Umfang ihre angestammten Besitzungen in unserer Heimat übertraf. Sie wurden aber im Meranischen Erbfolgekrieg in schwere Auseinandersetzungen mit dem Bischof von Bamberg verwickelt und gerieten in hohe Schuldenlast. Die Söhne Graf Friedrichs VI. (1274 -1290) teilten um 1300 das Erbe ihres Vaters. Der Erstgeborene Graf Friedrich VIII. (1280 - 1332), erhielt das oberfränkische, ehemals meranische Besitztum, während der Zweitgeborene, Graf Ulrich von Truhendingen, mit den angestammten Gütern um den Hahnenkamm abgefunden wurde.

Graf Ulrich heiratete eine vornehme Frau: Imagina, eine Gräfin von Limburg-Isenburg. Er musste sich für ihre Versorgung bemühen, falls sie vorzeitig Witwe würde. So übergab er ihr als "Heimsteuer und Morgengabe" die Burg Spielberg. Darüber ist zwar keine Urkunde bekannt geworden, sie wurde aber einmal ausgestellt, denn in einem oettingischen Urkundenverzeichnis vom Jahr 1430 steht folgender Eintrag:

Die Morgengabe war jenes Geschenk, das der Ehemann am Morgen nach der Brautnacht seiner Frau zu übergeben pflegte; unter der Heimsteuer verstand man die Aussteuer. Beides floss oft zu einem gemeinsamen Frauengut zusammen und wurde zu jener Zeit in Urkunden formelhaft erwähnt. Die Burg Sielberg mit ihrem Zubehör gehörte also im Jahr 1306 zu jenem Frauengut, das ein Graf von Truhendingen seinem Weib geschenkt hatte. Wer aber war dieser Graf? Wer war die Dame, die damit beglückt wurde? Nach der Stammtafel der Grafen der Truhendinger Edelherren konnte dies nur Graf Ulrich gewesen sein und die Dame seine Frau Imagina. Die Witwenversorgung war dringend notwendig, denn die Ehe währte nur kurze Zeit. Schon im Jahr 1310 starb Graf Ulrich im Blütenalter von etwa 26 Jahren, und Imagina wurde Witwe.

Anmerkungen

  1. Urkunden des Reichsstifts Kaisheim, Augsburg 1972, Nr.57
  2. Englert, Gesch. d. Grafen von Truhendingen,, Würrzburg 1885, Nr. 210
  3. Heidigsfelder, Regesten, Nr.944.
  4. a.a.O. Nr. 945
  5. Frdl. Mitteilung von Frau Dr. Günenwald, Oettingen