Der Raum Gunzenhausen

im Kräftespiel territorialer Bestrebungen

im 12. und 13. Jahrhundert

 

Wer waren die Gründer der Stadt Gunzenhausen?

Wappen der Truhendinger

Das Wappen der Familie von Truhendingen

Gunzenhausen wird, soviel bisher bekannt, erstmals 1349 als Stadt genannt (1). Graf Albrecht von Oettingen sandte in diesem Jahr die Stadt Gunzenhausen dem Abt Kuno von Ellwangen als Lehen auf. Abt Kuno von Ellwangen (1332-1364) war also um diese Zeit Lehensherr über Gunzenhausen, Graf Albrecht von Oettingen der Lehensträger. Abt Kuno legte das älteste Ellwanger Lehenbuch im Jahre 1364 an, in dem auch viele Güterverleihungen an Gunzenhäuser und Wurmbacher Lehenträger verzeichnet sind (2).

Graf Albrecht von Oettingen plante keine Erwerbungen mehr und verkaufte nun die Stadt Gunzenhausen als Lehen vom Kloster Ellwangen an den finanzstarken Ritter Burkhard von Seckendorff (3). Das war dazumal nichts Außergewöhnliches, dass ganze Städte verkauft wurden, denn diese waren ja klein und unterstanden einem Herrn, der über sie verfügte und sie verkaufen, vertauschen oder verpfänden konnte. Dem Grafen Albrecht (geb. 1334, gest. 1357) gehörte nur ein Teil des Besitzes der Herrschaft Oettingen. Er trat wenig in Erscheinung. Nachdem offenkundig wurde, dass seine Linie im Mannesstamm erlöschen würde, verkaufte er seinen Lehenbesitz Gunzenhausen um 4200 Pfund Heller an Burkhard von Seckendorff. Der Abt von Ellwangen blieb aber nach wie vor Lehensherr in Gunzenhausen. Da die Stadt erstmals im Besitz des Grafen Albrecht von Oettingen im Jahr 1349 erwähnt wird, nahm die ältere Forschung auch an, dass sie von den Grafen von Oettingen gegründet wurde. Doch was war vorher? Waren die Oettinger schon von Anfang an Gründer und Herren der Stadt oder waltete vorher ein anderes Adelsgeschlecht als Lehensträger vom Kloster Ellwangen? Was sagen darüber die Urkunden aus? Neun Jahre vor der ersten Erwähnung als Stadt gelobte im Jahre 1340 ein gewisser Graf Heinrich von Schauenberg, nachstehende Güter, die ihm als Erbteil zugefallen waren, nimmer zu verkaufen:

Mit der Bezeichnung "Vorst zu Gunzenhausen" ist wohl der heutige Burgstallwald, nicht das etwas weiter von der Stadt in Richtung Brombach gelegene Holz Bramahe gemeint, das um 1430 zum "Schloß" Hohentrüdingen gehörte (6). Alle diese in der Urkunde aufgeführten Burgen und Güter stammen aus der Erbmasse der nach 1310 zerfallenen Adelsherrschaft der Edlen von Truhendingen am Hahnenkamm, darunter auch der Burgstallwald zu Gunzenhausen. Für diese ererbten Besitzungen gab Graf Heinrich von Schauenberg 1340 das Versprechen, dass er sie an niemand anders verkaufen oder versetzen (verpfänden) wird außer an seinen Schweher (Schwiegervater) und dessen Bruder Graf Friedrich von Oettingen.

Es erhebt sich nun die Frage: Wie kommen diese ehemals truhendingischen Besitzungen in die Hand des in Schauenberg in Oberösterreich beheimateten Grafen Heinrich? Das kann nur über eine Heirat mit einer Frau aus der Adelsfamilie der Grafen von Truhendingen (Hohentrüdingen) geschehen sein. Und diese Verbindung lässt sich auch aufgrund der Urkunden bestätigen.

Abkürzungen:

Anmerkungen

  1. AG Heft 13 S.9 Nr.17
  2. AG Heft 34 S.10 ff.
  3. Neuerdings über ihn: Gerhard Rechter, Ein niederadeliger Territorialpolitiker im spätmittelalterlichen Franken, in Tradition und Geschichte, Festschrift für Günther Schuhmann (Jahrbuch d. Hist. Vereins f. Mittelfranken, Ansbach 1990/91 S. 19-32).
  4. Häufiger Flurname. Nach Hubert Ruß lag dieses Gut südwestlich von Leutershausen. Siehe Hubert Ruß, Die Edelfreien u. Grafen von Truhendingen, Neustadt a. d. Aisch 1992 Seite 250 Anmerkung 24
  5. 62. Jahresbericht d. Hist. Vereins f. Mittelfranken 1919 Nr. 242,2.
  6. Urbar des Burggrafentums Nürnberg, Monumenta Boica, Neue Folge I. Bd. fol 33.