Der Raum Gunzenhausen

im Kräftespiel territorialer Bestrebungen

im 12. und 13. Jahrhundert

 

Michaelskirchen im Raum südlich Gunzenhausen

Heiliger Michael

Heiliger Michael

Fresko in der Kirche St. Michael in Pfofeld

Von Tilman2007 - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=43176269

Es fällt auf, dass sich im Raum südöstlich von Gunzenhausen in einem verhältnismäßig engen Bereich Kirchen häufen, die dem heiligen Michael geweiht wurden; so in Gnotzheim, Unterasbach, Sausenhofen, Pfofeld, Wachstein und Markt Berolzheim. Hierin nun eine Besonderheit zu erblicken, das verbietet zunächst die Beliebtheit, die man allgemein im Mittelalter dem Erzengel Michael entgegenbrachte.

Michael wurde als Beschützer der Kirche, Patron der christlichen Heere und Volksheiliger der Deutschen gefeiert. Etwa seit dem 12. Jahrhundert treten seine Eigenschaften in der bildenden Kunst als Anführer der himmlischen Heerscharen beim Kampf gegen die Mächte der Finsternis und als Führer der Seelen deutlich hervor. Auf Darstellungen des Jüngsten Gerichts übt er das Amt des Seelenwägers aus, so auch in den Fresken der Pfofelder Pfarrkirche. Die Michaelskirchen im Raum südlich und südöstlich von Gunzenhausen in Gnotzheim, Sausenhofen, Unterasbach, Pfofeld und Wachstein waren alle einmal grundherrliche Eigenkirchen. Adelige Grundherrn verfügten auch noch zur Zeit des heiligen Otto von Bamberg über das Eigentum an diesen Kirchen. Der Gedanke, dass es sich bei ihnen um spätmittelalterliche Gründungen handle, bei denen das Michaelspatrozinium, wie es im ausgehenden Mittelalter häufig der Fall war, zu einem Friedhofspatrozinium herabgesunken sei, ist bei unseren Michaelskirchen zu verwerfen. Sie hatten alle Tauf- und Beerdigungsrecht und waren grundherrliche Pfarrkirchen.

Die Pfofelder Michaelskirche war nach der lateinischen Inschrift eine bischöflich-bambergische Eigenkirche innerhalb der Diözese Eichstätt. Den Grund und Boden zu ihrer Errichtung scheint der heilige Otto von Bamberg von den Grafen von Grögling-Hirschberg erhalten zu haben, wobei nicht auszuschließen ist, dass an der Stelle der vom Heiligen Otto von Bamberg in den Jahren zwischen 1125 und 1139 erbauten Pfarrkirche schon eine ältere grundherrliche Eigenkirche bestand. Grabungen aus dem Jahre 1980 erbrachten allerdings nur spärliche Andeutungen über diese Frage (1). Dass der heilige Otto von Bamberg nun gerade in Pfofeld eine Eigenkirche erbauen konnte, verdankt er sicherlich guten Beziehungen zu Ernst von Grögling-Hirschberg, dessen Geschlecht sich zur Zeit Wolframs von Eschenbach auch nach Dollnstein und ab 1200 nach Hirschberg nannte (2).

Ernst von Grögling wird in der Urkunde von 1122 (3) als Bruder des eichstättischen Vogtes Hartwig und als "ingenuus Babenbergensis ecclesie militis" bezeichnet. Er war also Vasall der Bamberger Kirche. Er verfügte im Raum Pfofeld sicherlich über Eigengut und womöglich auch über die frühe Kirche, die er dem heiligen Otto übergab. Dort hatte er auch seine Ministerialen sitzen. Otto ließ in Pfofeld wohl eine neue Kirche auf dem Grund der alten errichten. Die Beziehungen Ottos zu Ernst von Grögling-Hirschberg beruhten vielleicht nicht nur auf freundschaftlicher Verehrung dem großen Kirchenmann gegenüber; womöglich bestanden auch verwandtschaftliche Bande. Ernst von Grögling war auch der Gründer des Klosters Plankstetten bei Berching im Jahre 1129, bei der die Edlen von Truhendingen als Spitzenzeugen auftreten. So wird auch verständlich, warum in den Jahren 1145 - 49 der Vogt des Klosters Plankstetten diesem einen Hof bei Gunzenhausen schenkte (4).

Abkürzungen:

Anmerkungen

  1. "Altmühl-Bote" vom 5.3.1980 u. vom 8/9.3.1980.
  2. Wolfram von Eschenbach erwähnt in seinem Parzival 409 die Kaufweiber, die in Dollnstein zur Fastnacht komische Ritterspiele aufzuführen pflegten. Siehe J.B. Kurz, Wolfram v. Eschenbach 1930, Ansbach S. 8/9. Das lässt auf Beziehungen Wolframs zu den nahe begüterten Grafen von Grögling-Dollnstein-Hirschberg schließen.
  3. RBE Nr. 311.
  4. Robert Schuh HOB Gunzenhausen Nr. 104.