Heidenheim

Flurnamen in Heidenheim

A B D E F G H K L M N O P R S T V W Z

Kastnerwiese (758-760), Kastnersacker, Kastnerswiesen in den hinteren Kreutern (759)

Der Name dieser Wiese erinnert an das "Hochfürstliche-Anspachische Castenamt Hohentrüdingen", das schon sehr früh nach Heidenheim verlegt wurde. Verwaltet wurde dieses Amt von einem in der Verwaltung und im Rechnungswesen erfahrenen bürgerlichen Beamten, dem Kastner. Ursprünglich hatte dieser Mann den Getreidekasten der Herrschaft Hohentrüdingen zu beaufsichtigen, als noch Naturalabgaben an die Herrschaft abzuführen waren. Als diese später in Geld abgelöst wurden, musste der Kastner die Finanzverwaltung dieses Amtes übernehmen. Im Laufe der Zeit wuchsen allerlei Aufgaben hinzu. 1732 steht geschrieben:

Die Aufgaben des Kastners umspannten eine große Reihe von Aufgaben. Zeitweise hatten die Kastner auch das Vogtamt zu übernehmen. Die Zuständigkeiten dieses Amtes überschnitten sich oft mit denen des Klosterverwalters. Der Kastner Wolf Brennenstetter wohnte 1535 in seinem unteren Haus zwischen dem Kloster und Matthias Huber, Schwarzfärber. Er lebte noch zum Teil von den Erträgen seiner Landwirtschaft. Der Kastner Johann Paul Jung hatte noch ein Haus mit Stadel und Stallung mit Garten zwischen der Kirche und der Veitin Bräu. Zu seiner Besoldung war dem Kastner wohl eine Wiese zugeteilt gewesen, die den Namen Kastnerswiese erhielt, wie auch ein Acker, der Kastnersacker.

Käsbrunnen, Käsrinne (3055-3079)

Der Käsbrunnen ist eine Quelle, die im Wald zwischen Heidenheim und Spielberg entspringt. Sie gehört dem oberen Quellhorizont der Heidenheimer Gemarkung an. Das Regenwasser, das auf die Albhochfläche in der Ruhregert und dem Spielberger Gemeindeholz fällt, sickert zunächst durch die Kalkschichten der Weißjurakappe bis zur darunterliegenden, wasserundurchlässigen Schicht des Ornatentons ab und tritt in mehreren kleinen Quellen zutage, die sich zu einem Rinnsal vereinigen und über die Ornatentonverebnung und den Eisensandstein zur Rohrach hinab fließt, die beim Obelshof unter Vereinigung mehrerer Quellbäche ihren Anfang nimmt. Der Käsbrunnen, wie die Quelle im Volksmund genannt wird, hat von jeher auf die Heidenheimer einen gewissen Zauber ausgewirkt. Das lag nicht nur daran, dass beim Käsbrunnen, bevor im Mai der Laubwald sein frischgrünes Blätterdach wölbt, eine Menge von reizenden Frühlingsblumen den Lenz ankünden. Da breiten Anemonen, die Buschwindröschen, ihre Sternenschwärme aus, da duftet der Seidelbast, der rote Herold des Frühlings, durch den Wald, da blühen Aronstab und Lungenkraut und Leberblümchen, da läuten Maiglöckchen den Frühling ein. Eine bunte Gesellschaft von Lenzkündern gesellt sich hier am Käsbrunnen zusammen und lockte einst die Spaziergänger und Maiwanderer in diese Zauberwelt des Buchenwaldes.

Was aber diesen Käsbrunnen noch interessanter erscheinen ließ, war der Lobgesang des Heidenheimer Apothekers Nikodemus Georg Obermeier im Jahre 1679 über das Wasser des Käsbrunnens. Der dazumal viel gerühmte und im Hahnenkamm weit bekannte Apotheker verfasste eine historische und medizinische Beschreibung des Käsbrunnens. Er wollte wohl damit seinem Heidenheim neuen Ruhm verschaffen und den Käsbrunnen zu einer Art Wildbad oder Sauerbrunnen hochstilisieren. Von altersher sei die Brunnenstube aufgemauert und unten mit einem großen, viereckigen Stein so versehen, dass das Wasser ganz rein in einem größeren Kasten geführt unter einem Haus verschlossen steht. Das Wasser sei wie ein Sauerbrunnen, es werde mit großen Appetit und Nutzen getrunken. Obermeier glaubte sogar die Grundmauern einer Kapelle und die Stätte eines Badhauses gefunden zu haben. Das Wasser sei von höchster heilender Qualität, man könne es in sauberen Fässern in den Markt und in entlegene Orte bringen. Um sein Werbeangebot noch zu steigern, berichtet er, dass sogar General Graf Tilly im Wildbad zu Heidenheim in beschwerlicher Krankheit mit großem Vergnügen geheilt worden sei. Der Oberamtmann von Hohentrüdingen, der Pfarrer und der Kaplan von Heidenheim, der Gerichtsschreiber und viele hochgestellte Damen und Herren hätten mit Genuss und heilendem Erfolg von dem Wasser getrunken. Ob die hohen Herren allerdings von dem Käswasser so begeistert waren, wie Obermeier glaubte, mag dahingestellt bleiben.

Wie stand es nun in Wirklichkeit um den Käsbrunnen? Wäre hier wirklich im ausgehenden Mittelalter (15. Jahrhundert) oder noch im Dreißigjährigen Krieg ein Wildbad gestanden, so hätte es sich doch in irgendeinem Namen niederschlagen müssen oder es wäre in einer alten Schrift darüber berichtet worden. Das Wasser, das aus diesem Brunnen (Quelle) fließt, durchsickert nur die weißen Kalkschichten der Albhochfläche und tritt schon auf dem Ornatenton ans Tageslicht, wird also durch den darunter liegenden Eisensandstein nicht gefiltert. Es nimmt viel Kalk auf und trübt sich ein und lagert diesen Kalk wieder ab, so dass der Eindruck einer käseartigen Masse entsteht, darum schon 1400 Käsbrunnen genannt. Der Grund und Boden gehörte um diese Zeit dem Kloster Heidenheim und war bewaldet. Im Heidenheimer Salbuch steht darüber zu lesen:

1535 hatte aber auch die Marktgemeinde einen Anteil:

Um 1681 steht geschrieben:

Wie aber stand es um das von Apotheker Obermeier vermutete Wildbad, von dem sich keine Spur in Grenz- und Waldbeschreibungen, auch nicht im Flurnamengut niedergeschlagen hat? Der ehemalige Volksschullehrer und bekannte Molluskenforscher in Heidenheim Dr. h.c. Ludwig Häßlein hat 1937 im "Gunzenhäuser Heimatboten" einen kurzen Aufsatz verfasst: "Was vom Käsbrunnen übrig blieb". Darin schreibt er u.a.: "Der Austritt dort vorhandener Quellwasser wird durch den Ornatenton veranlasst, aus dessen kurzer Verebnung die Weißjurastaffel ansteigt. Ein stark tuffabsetzendes Bächlein entspringt der mittleren der drei Quellen und baut eine so genannte steinerne Rinne auf, von der wohl die besagte Örtlichkeit den Namen hat (Käsrinne). Die beiden anderen Quellwasser rechts und links davon verraten ihre Anwesenheit durch Ried- und Erlenbestände, kleine Lachen und kurze, sich verlierende Gräben. Dicke Humusauflagerungen, welche sie überdecken, mögen die Zersetzungsstoffe liefern, die zu der Bezeichnung Käswasser berechtigen. Von der aufgemauerten Brunnenstube, die Obermeier erwähnt, ist nichts mehr zu sehen. Gewisse Umstände lassen aber vermuten, dass Spuren davon in dem Quellsumpf links der Tuffrinne gefunden werden können. An diesen liegen nämlich auch die wenigen Mauerreste, die auf das Heidenheimer Wildbad bezogen werden. 15 mal 15 Meter im Geviert misst das größte "Badehaus". 50 Meter nordwestlich über eine Waldblöße gelangen wir an ein kleines "Gebäude" (10 mal 10 Meter). Nordostwärts schließen sich weitere Anhäufungen von Gesteinsstücken an, die jedoch keine regelmäßigen Grundrisse zu erkennen geben." Soweit Dr. Ludwig Häßlein, der durch seine Forschungen über Weichtiere genau beobachtet hat.

Wenn schon von einem Wildbad keine Nachrichten gefunden werden können, wird man überlegen müssen, ob beim Käsbrunnen nicht einmal ein römisches Landgut stand, denn Steinbauten aus früher Zeit rühren bei uns meist von den Römern her. Auch die Heidenheimer Gemarkung war im 2. und 3. Jahrhundert von römischen Siedlungen bei Mariabrunn und Eggenthal durchsetzt. Neuerdings wurden auch unter der ehemaligen Annakapelle am hohen Chor der Klosterkirche (heute Sakristei) und beim Heidenbrünnlein römische Gefäßscherben gefunden. Die Gegend um den Käsbrunnen liegt an einem sonnigen Hang, ein starker Brunnen quillt aus der Erde. Der Ort war also zur Siedlung geeignet. Auf römische Zeit könnten die Grundmauern der beiden Häuser schließen lassen. Was vor allem aber gegen das Vorhandensein eines Wildbades spricht, ist die Tatsache, dass das Wasser des Käsbrunnens dazu benutzt wurde, die Spielberger Mühle zu betreiben. Benefiziat Braun, der ehemalige Pfarrer und gründliche Erforscher der Geschichte von Gnotzheim-Spielberg schreibt darüber in seiner Festschrift zum 900. Jubiläum von Gnotzheim 1953 "Aus vergangenen Tagen" S. 13: "Außer der Brauerei mit Schankbetrieb unten im Dorf (Spielberg) befindet sich auf der Höhe des Berges eine zweite Wirtschaft (Oberer Gentner). Hier stand früher eine Mühle. Sie wurde vom Käsbach, der bis hierher ging, getrieben. Wegen desselben gab es nach der Amtsrechnung 1628/29 Misshelligkeiten mit den Heidenheimern, die den Bach ganz für sich beanspruchen wollten. Am 25. August 1628 berichtet der Spielberger Pfleger an seine Regierung "über die von fünf Heidenheimer Bürgern im Dürrloh zu Spielberg verübte Schlägerei". Darauf ließ die Oettinger Herrschaft durch den Oettinger Organisten Hans Konrad Röhlin einen Abriss über den Käsbach zu Spielberg fertigen. Die Heidenheimer gaben nicht nach. Unterm 21. Oktober 1628 musste der Pfleger melden, dass die von Heidenheim den Käsbach abgraben. Ende Dezember folgte ein weiterer Bericht hierüber. Alle Proteste halfen nichts. Die Heidenheimer waren stärker als die Spielberger. Denn der Markgraf von Ansbach, der hinter ihnen stand, war mächtiger als der Graf von Oettingen, dem die Spielberger untertan waren. Das Wasser in der Spielberger Mühle versiegte. Das Mühlrad hörte zu klappern auf. 1661 ist die Spielberger Mühle als eingegangen verzeichnet.

Käsleite

Als Käsleite wurde um 1400 ein Holz bezeichnet, das zum Kloster gehörte. Der Name weist auf den Käsbrunnen hin. Die volle Bezeichnung müsste eigentlich lauten: Käsbrunnenleite, das heißt: Leite (Hang) am Käsbrunnen. Darüber steht um 1400 geschrieben:

Der Name bedeutet: Leite (Hang) am Käsbrunnen.

Klaffenacker (930-940), Klaffen- oder Steigacker (918), Kohlbrunn- oder Klaffenacker (938), Klaffenbach, Klaffenwiese (737-738)

Der Flurname Klaffenacker erscheint selten im Flurnamengut des Hahnenkamms und deshalb erregt er Aufmerksamkeit. Er ist wohl auf das mittelhochdeutsche Wort klaf zurückzuführen. Seine Grundbedeutung ist "den Mund offen haben". Eine Muschelart mit nicht schließenden Schalen heißt Klaffmuschel. Sinnverwandt mit Klaff ist das Kläffen der Hunde. Klaff oder Klapf bedeutet auch "Riss oder Spalte". Von dieser Bedeutung haben wir auszugehen. Lassen wir bei der Erklärung der Namen Klaffenacker, Klaffenbach die Sachprobe folgen, so werden wir überzeugt, dass die Deutung im Sinne von Spalt, Riss wohl richtig ist.

Der Klaffenacker in der Heidenheimer Gemarkung liegt an einer Spalte im Gelände, die unterhalb der Kirschenmühle vom Rohrachtal in Richtung Kohlhof "hinaufklafft". Unsere Ahnen sind bei der Flurnamengebung auf die seltsamsten Einfälle gekommen. Sie haben Schluchten und Vertiefungen im Gelände mit dem Auseinanderklaffen des Mundes verglichen und sie Klaff oder Klapf genannt. Klaff oder Klapf für die Spalte im Gelände unterhalb des Kohlberges ist alt und war schon um 1400 gebräuchlich. Im alten Salbuch des Klosters steht u.a. von der Mühl zu Kirschenloh (Kirschenmühle) geschrieben:

Die Kirschenmühle, die erstmals 1391 erwähnt wird - sie kann schon früher bestanden haben - hatte wohl ursprünglich zu wenig Wasser. Darum erreichte das Kloster für seine Mühle zu Kirschenloh, dass das Wasser des Kohlbergbrunnens (Kohlbrunnen) in einem kleinen Bach vom Klaff zur Mühle hinübergeleitet wird. Der Bach erhielt den Namen Klaffenbach. Sein Lauf ist heute noch klar zu erkennen und es fließt in ihm noch Wasser hinüber zur Mühle wie in versunkenen Tagen. Erlenbäume stehen an seinem Rand. Im Zuge der Flurbereinigung wurde im Klaff ein Weiher angelegt. Ein Teil des Wassers vom Kohlbergbrunnen fließt heute in einer Rohrleitung zum Heidenheimer Freibad. Der Ausdruck, der Klaffenbach sei "mit Recht und Kuntschaft auf die Mühl gewunnen" könnte darauf hindeuten, dass schon damals andere Leute an dem Wasser des Kohlbrunnens, der vorher in ziemlich gerader Richtung unmittelbar zur Rohrach floss, interessiert waren. Der Kohlbrunnen (verkürzt aus Kohlbergbrunnen) hieß um 1400 Klaffenbrunnen. Das Kloster hatte 1 Joch Acker hinter dem Mähd, gelegen bei dem Klaffenbrunnen. Beim Klaffenbrunnen kamen nach Aussage alter Anlieger auf einem Acker Steine heraus. Dort sei einmal eine Mühle gestanden. Doch lassen sich keine Nachrichten dafür finden. Man wird wohl an ein römisches Gebäude denken müssen, denn die Römer haben gern in der Nähe von Brunnen gebaut.

Kirchenturm, im Kirchenturm (1892, 1893-94), mdl. "im Kirchetura"

Die Flurbezeichnung "im Kirchenturm" im Südosten der Gemarkung Heidenheim könnte zu der Vermutung führen, hier sei einmal eine Kirche mit einem Turm gestanden, die heute verschwunden ist. Dem ist jedoch nicht so. Über die Kirchen in Heidenheim und deren Standort sind wir in alten Schriften verhältnismäßig gut unterrichtet. Ein Kirchturm stand an der Stelle, an der die Flurbezeichnung "im Kirchturm" haftet, bestimmt nicht. Wie kommen dann die Grundstücke zu diesem Namen? Hier müssen wir das fantasiereiche Empfinden und die kluge Beobachtungsgabe unserer Ahnen zu Rate ziehen. Die Grundstücke, die "im Kirchturm" benannt wurden, zogen sich an einem Hang hin. Die unteren wiesen rechteckige Formen auf und glichen von der Seite betrachtet dem Unterbau eines riesigen Kirchturms. Die oberste Wiese an dem Hang, an die rechteckigen Grundstücke anschließend, glich einem lang gezogenen, spitzwinkligen Dreieck, das in der Fantasie der Beobachter von der Ferne betrachtet das Bild eines spitzigen Kirchturmdaches ergab. Der Name ist in den alten Schriften des 15. und 16. Jahrhunderts nicht zu finden. Doch 1715 heißt es in einem Eintrag:

Vor der großen Flurbereinigung in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts konnte man die Gestalt der Äcker und Wiesen in Form eines Kirchturms noch erkennen. Man brauchte nicht viel Fantasie aufzubringen, um diese Beobachtung unserer Ahnen bestätigen zu können. Die Flurbezeichnung "im Kirchenturm" ist in den gängigen Flurnamenbüchern, auch nicht ein zweites Mal im Hahnenkamm zu finden. Sie stellt eine Einmaligkeit im heimischen Flurnamengut dar.

Kirschenloh

Den Bereich der vier großen Höfe zwischen Heidenheim und Spielberg (Obelshof, Gärtnershof, Krämershof und Kirschenmühle) bezeichnete man in alten Schriften als Kirschenloh. So wird diese Gegend schon 1053 in einer Urkunde genannt: Kaiser Heinrich III. (1039-1056) verleiht in der Kaiserpfalz zu Goslar dem Bischof Gebhard I. von Eichstätt (1042-1057, als Papst Viktor II. 1055-1057) wegen seines wertvollen Dienstes gewisse Gebiete vom Dorf Wechingen (im Ries), die Wörnitz aufwärts bis zum Einfluss des Mühlbaches und dann den Mühlbach aufwärts bis zum Dorf Belzheim und von da aufwärts bis zum Dorf Hausen und weiter bis zum Dorf Seeglohe und von da vom Bach weg bis zum Dorf Frankenhofen und weiter bis zum Dorf Irsingen, von da bis zum Wunibaldsbrunnen bei Irsingen und dann wieder an die Wörnitz zur Furt Rindgasse, weiter bis zu dem Bach, der die beiden Provinzen Schwaben und Franken scheidet, von da zum Dorfe Röckingen und dann bis zum Dorfe Lentersheim, weiter zwischen Schwaningen und Altentrüdingen hindurch über den Orselebach zum Dorfe Obermögersheim und dann die gerade Straße fort bis zur Kirche im Dorfe Gnotzheim, von da gerade aus bis zum Dorfe Kirschenloh an die Rohrach und dann diesen Fluss abwärts bis zu seiner Einmündung in die Wörnitz bei Wechingen im Ries (näheres bei Heidingsfelder, Regesten d. Bischöfe von Eichstätt Nr. 196).

Man kann es fast nicht glauben: In dieser für die Geschichte der frühen Staufer so wichtigen Urkunde aus dem Jahre 1053 wird als Grenzpunkt zwischen der Kirche in Gnotzheim und der Rohrach ein "villa Kirsenloch" angeführt. Eine moderne Villa darf man sich darunter nicht vorstellen. In der lateinischen Sprache, in der die Urkunde geschrieben wurde, bedeutet villa ein Landgut. Ein großes Herrengut steht auch außer Betracht, vielmehr handelt es sich hier um eine kleine Gehöftegruppe, wie sie heute noch besteht. Benannt war sie Kirschenloh. Der zweite Namenteil -loch könnte uns in die Irre führen. Die alte Bezeichnung -loch muss hier nicht als ein Loch im Boden gewertet werden, in dem Kirschen verborgen liegen, sondern als Loh, mundartlich Lou, gedeutet werden. Loh und Loch werden in der Namengebung häufig vermengt. Kirschenloh bedeutet also: "Lichter Weidewald, in dem die Wildkirschenbäume wachsen." Der Ort und die Burg Spielberg existierten zu dieser Zeit noch nicht, sonst wären sie sicherlich in der Urkunde genannt worden, denn die Grenzlinie der Forstschenkung verläuft direkt über ihr späteres Dasein. Aber die Höfe in Kirschenloh können auf ein erhebliches Alter zurückblicken. Der Ortsname Kirschenloh ist heute nicht mehr gebräuchlich. 1535 wurde er noch verwendet. Da heißt es:

Kohlberg

Wer den Namen Kohlberg ließt, der könnte gar zu der Vermutung verleitet werden, hier hätte man im Mittelalter einmal Kohlen gefördert. Das war nicht der Fall, denn im Juragebiet des Hahnenkamms gibt es keine Stein- oder Braunkohlen. Wohl aber wurden auf dem Kohlberg einmal Holzkohlen gebrannt. Den Rohstoff Holz entnahm man dem noch reichlich vorhandenen Wald. Die Gegend um den Kohlberg scheint noch um 1050 mit Wald bedeckt gewesen zu sein. Der König erhob Anspruch auf dieses sich noch nicht in Privatbesitz befindliche Waldland auf dem westlichen Hahnenkamm (siehe Kirschenloh). Ein Nutzungsrecht mag dem Kloster Heidenheim schon im frühen Mittelalter (8.-9. Jahrhundert) zugestanden haben, aber kein Eigentumsrecht. Im Jahre 1053 verschenkte König Heinrich III., der auch die Würde eines römischen Kaisers trug, die noch verhältnismäßig zusammenhängenden Waldungen auf dem westlichen Hahnenkamm von Spielberg über Hohentrüdingen bis Hechlingen - Hüssingen an den Bischof von Eichstätt. Die östliche Grenze dieser Waldschenkung bildete die Rohrach von Kirschenloh bis zur Einmündung in die Wörnitz bei Wechingen im Ries. Der Bischof von Eichstätt als Eigenherr des Klosters Heidenheim erlaubte diesem, die Wälder zu nutzen. Die Heidenheimer Schmiede brannten wohl einmal auf dem Kohlberg ihre Holzkohlen. Von Köhlern, die im Hauptberuf Holzkohlen erzeugten und sie verkauften, ist in den Quellen nichts zu finden. Die Schmiede brannten hier ihre Kohlen selbst. Dies geschah entfernt vom Ort Heidenheim über der Rohrach drüben auf oder unterhalb des Kohlberges. Kohlberg bedeutet also: "Berg, auf dem Holzkohlen gebrannt wurden".

Kohlberg am Sammenheimer Berg (2627-2639), Kohlberg bei der Ruhregerten (2750-2762)

Diese beiden Namen bezeichnen Grundstücke, die nicht auf dem schon im 12. Jahrhundert erwähnten Kohlberg westlich der Rohrach liegen. Man darf vermuten, dass die Heidenheimer Schmiede, die sich ja im 19. Jahrhundert mehr und mehr spezialisiert hatten, zum Brennen ihrer Kohlen ihren Standort wechselten, je nach der Nähe eines Waldstückes. Es bestand anscheinend keine Vorschrift, dass in der weiten Heidenheimer Mark nur an einem bestimmten Platz Kohlen gebrannt werden durften. Man legte die Kohlenmeiler dort an, wo keine Gefährdung durch das Feuer entstehen konnte und wo der mit Metall arbeitende Handwerker gerade ein Grundstück besaß. Der Platz erhielt dann den Namen Kohlberg. So finden wir die Tatsache, dass der Name Kohlberg in der großen Heidenheimer Gemarkung dreimal erscheint, aber immer an einem anderen Ort. Für diese erwähnten Kohlberge am Sammenheimer Berg und bei der Ruhrgerten liegen allerdings keine alten Belege vor.

Krautgarten
Krautgärten, obere Krautgärten (Nähe der sieben Quellen) (1201-1382)
Krautgarten, am Degersheimer Krautgarten (2322)
Krautgarten, hinter dem Krautgarten (4175-4183) (bei Eggenthal)
Krautgartenacker (4109), im Krautgarten (4134-4141)
Krautgarten bei der Balsenmühle (4327)
Krautgarten an der Weiherleiten (585, 586)

Heute kaufen die meisten Leute ihr Sauerkraut in Blechdosen im Selbstbedienungsladen. Sauerkrautfabriken ermöglichen durch Vertragsanbau die Massenherstellung von qualitativem Sauerkraut. Noch nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) baute auf dem Dorfe fast jeder sein Kraut - so nannte man in Süddeutschland den Kohl - selber an. Solange freilich in der Gemarkung noch Weidewirtschaft betrieben wurde, konnte nicht irgendwo der Anbau erfolgen. Die herumstreifenden Herden hätten die Pflanzen abgefressen. Deshalb mussten innerhalb der Gemarkung Grundstücke ausgewiesen werden, auf denen gemeinsam diese zur Ernährung während der gemüsearmen Winterzeit wichtige Frucht angebaut werden konnte. Damit nicht jeder seine Krautpflanzen umzäunen brauchte, wurde an einem günstigen Platz in Dorfnähe und möglichst an einer nahen Wasserstelle ein gemeinsamer Krautgarten angelegt und jedem darin ein "Krautbettlein" zugeteilt, das er selbst hegen und pflegen und schließlich abernten konnte. Das Kraut wurde im Herbst geerntet, von den äußeren Blättern befreit, der Strunk herausgeschnitten und der entblößte Krautskopf eingeschnitten; früher mit einem scharfen Messer, später mit dem Krauthobel. Nicht jeder wollte sich einen solchen leisten, dann bestellte man den Krautschneider, der im Dorfe umging und das Einschneiden in die Krautskufe besorgte. Unter Zugabe von reichlich Salz wurde das geschnittete Kraut entweder mit einem Krautstampfer eingestampft oder mit nackten Füßen eingetreten. Die volle Kufe wurde mit passenden Brettern bedeckt und mit einem größeren Stein beschwert. So hielt sich das Sauerkraut den Winter hindurch und bildete einen wichtigen Vitaminträger in einer gemüsearmen Zeit.

Ob in der Heidenheimer Gemarkung schon um 1400 gemeinsame Krautgärten bestanden, lässt sich nicht feststellen. Das Salbuch spricht nur von Grabgärten des Klosters, die mit der Schorschaufel umgegraben wurden. Auf den Beeten wurden womöglich neben Zwiebeln, Salat, Kresse, Rettiche, Erbsen und Linsen auch Kopfkohl (Weißkraut) angebaut. Die erste Nachricht über einen gemeinsamen Krautgarten wird erst 1535 bekannt, wobei natürlich schon früher einer in der Markung bestanden haben kann. Im Zuge der modernen Flurbereinigung sind die Krautgärten, die früher in der Landschaft durch ihre kleinteiligen Grundstücke auffielen, in größeren Blöcken aufgegangen.

Krächelberg, am Krächelberg, mdl. Grächelwerk

Unter diesem interessanten und über einen großen Bereich der Ortschaft verbreiteten Namen verstand man im Mittelalter die weiten Hanglagen rechts und links der heutigen Krankenhausstraße vom Marktplatz aus in Richtung Altersheim. Die Höfe und Hofstätten, die hier entlang der heutigen Krankenhausstraße angelegt wurden, gehörten einmal zum großen eichstättischen Meierhof und kirchlich zur Pfarrei St. Walburg, deren Kirche am jetzigen alten Friedhof stand.

Der Name Krechelberg ist alt. Schon im Jahre 1348 wird in einer Urkunde des Abtes Syfrid eine Hofstatt "sitam in Krechelberg" genannt. Um 1395 gibt ein Fritz Schedel von seinem Haus, an dem Krechelberg gelegen, 8 Denar Zins an das Kloster. Im Salbuch des Klosters Heidenheim um 1400 wird der Krechelberg des Öfteren genannt, so z.B.:

Zur Bezeichnung einer Abteilung der ehemaligen Dreifelderwirtschaft in Heidenheim wird auch der Krechelberg herangezogen. So heißt es um 1400:

Noch im Jahre 1670 ist vom "Meierhof allhier im Krechelberger Viertel" die Rede.

Der Markt Heidenheim war also zur besseren Verwaltung und wohl auch zur Sicherheit ähnlich den Städten in Viertel eingeteilt. Um 1715 ist die Rede vom Ledergassenviertel (heute Hechlinger Straße), vom Furtenviertel (nach der Furt bei der Metzgerei Birklein), vom Steingruberviertel und vom Krechelbergerviertel. Entgegen meiner früheren Deutung des Namens Krechelberg als "Berg, auf dem sich Krähen aufhalten", die ich im Gunzenhäuser Heimatboten Bd. VIII Nr. 38 Seite 149/150 im Jahre 1964 dargelegt und für möglich gehalten habe, neige ich heute doch mehr dazu, den Krechelberg mit dem Begriff Krakel oder Kräkel in Verbindung zu bringen, der "dürrer Zweig, dürrer Baum" aber auch "Reisholz, Krüppelwald" bedeutet. Verwandt damit ist wohl die Bezeichnung für ein Gerät, das bei alten Leuten früher noch allgemein bekannt war: der Krakel- oder Krechelhaken, ein sichelförmiger eiserner Haken, der an einer langen, hölzernen Stange befestigt war. Wozu diente er?

Arme Leute, die selber keinen eigenen Wald besaßen und daher ihren Brennholzbedarf vor Einführung der Kohlenfeuerung durch Sammeln dürrer Äste ergänzen mussten, gingen "ins Krakeln oder Kräkeln". Mit dem Krechelhaken rissen sie die abgestorbenen, dürren Äste von den Stämmen und Wipfeln der Bäume. Beim Förster (früher Wildmeister genannt) lösten sie sich für wenig Geld einen Krakelschein, der sie zum Krakeln berechtigte. Damit nun die Bäume nicht allzu sehr geplündert wurden, durften die Kräkler nur mit einem von Hand gezogenen Leiterwägelein oder einem Schubkarren in den Wald ziehen oder sie trugen die herab gerissenen Prügel in einem Bündel auf dem Rücken heim. Was hat das nun alles mit dem Namen Krechelberg zu tun? Der alte Name Krechelberg haftet an Steilhängen, die sich der ehemaligen Pfarrkirche St. Walburg (alter Friedhof) in südlicher Richtung hinzogen und in ältester Zeit nicht bebaut und nicht ackerbaulich bewirtschaftet wurden. Man überließ diese Hänge dem Krakel- oder Krüppelholz, das auch von den Herden beweidet wurde. Der Berg, auf dem das Krakel oder Krekel im Sinne "dürrer Zweig, dürrer Baum, Krüppelwald" gewachsen ist, erhielt die Bezeichnung Krekelberg oder Krächelberg. Sie führt uns in sehr alte Zeiten zurück, als der Krechelberg noch mit einem Krüppelwald bedeckt war. Dieser wurde von den Schafherden des Klosters und des Marktes beweidet und konnte sich daher nicht zu einem geschlossenen Hochwald entwickeln. Im Volksmund geriet im Laufe der Zeit, als die Krankenhausstraße immer mehr bebaut und die bewaldeten Hänge in Gärten oder gar in Äcker und Wiesen verwandelt wurden, der Name Krechelberg in Vergessenheit und wurde in Grächelwerk umgedeutet. Doch diese Bezeichnung ergibt keinen Sinn und sinnlose Namen wurden von unseren Ahnen nicht gegeben. Krechelberg im Sinne eines "Berges, der von einem Niederwald (Krüppelwald) bedeckt war" ist zwar eine nüchterne, aber doch überzeugende Deutung dieses Namens.

Kreuthof, Greuthof, Kreuthofwiesen, Kreuthofäcker (1417-19; 1421-1434)

Der Kreuthof empfing seinen Namen von dem 1391 in einem Zins- und Gültbüchlein genannten "Gerewt", d.h. "durch Reuten urbar gemachtes Stück Land" (siehe Greuter). Der Kreuthof ist also auf einem ursprünglich von Wald bedeckten Boden entstanden. Die Rodung des Waldes ist aber kaum vom Kloster Heidenheim ausgegangen, sondern von einer Person, die den Grafen von Truhendingen untertänig war. Ob mit der Rodung zugleich schon ein Hof errichtet wurde, bleibt unbekannt, ist aber anzunehmen, wenn auch erst 1535 vom Kreuthof die Rede ist. Das Eigentumsrecht an dem Kreuthof besitzt 1437 ein gewisser Ulrich von Geilsheim, der den Hof, genannt "das Greut, bei Heidenheim gelegen" zur Bewirtschaftung an Hans Otlein (siehe Ottleinsgaß) von Heidenheim verlehnt. Der 1437 als Obereigentümer des Kreuthofes genannte Ulrich von Geilsheim war als vornehmer Bürger in Gunzenhausen ansässig. Seine Ahnen stammten sicherlich aus der Dienstmannenfamilie von Geilsheim, die den Grafen von Truhendingen (Hohentrüdingen) diente.

Ulrichs Vorfahren wurden bei der Stadtgründung nach Gunzenhausen befohlen und zählten dort zum Stadtadel. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Ahnen Ulrichs einmal das Waldstück, auf dem Kreuthof entstand, als Burglehen von den Grafen von Truhendingen erhielten, so wie einige andere z.B. 1329 des Rodlers Burglehen, das Burglehen Schöerloh (siehe Scheierla), das Schaup der Hirs hatte, oder das Burglehlein (siehe Burglehlein). Auf diesem Burglehen, das einst Wald gewesen war, könnten die Geilsheimer gerodet und den Kreuthof auf dem Gerewt (Greut) errichtet haben, den sie zur Bewirtschaftung an einen Bauern verliehen hatten. Um 1400 steht vom klösterlichen Wald Schornloh geschrieben, dass er an "deß Gyselzhaimers Holz und Äcker stößt". Dass dieser Ulrich von Geilsheim, der 1437 den Kreuthof an Hans Otlein von Heidenheim als Erblehen ausgibt ein Gunzenhäuser Bürger war, bestätigt der Verkauf an einen Obereigentümer Wilhelm Leinleutrer. Dieser Mann war um diese Zeit Vogt zu Gunzenhausen und somit auch Angehöriger einer sozial gehobenen Familie. Schon 1475 verkaufte Wilhelm Leinleuterer "seinen Hof zum Greut" dem Kaplan der Kapelle zu Mariabrunn.

1550 lesen wir über den Kreuthof:

Kreuz, Kreuzleinsacker (2328), Acker beim Rohracher Kreuzlein (2394-2401), beim Kreuzlein (2550-2552), am Degersheimer Kreuzlein (2271)

Bei Flurnamen, die auf ein Kreuz hinweisen oder mit Kreuz- zusammengesetzt sind, ist bei der Deutung Vorsicht geboten. Sie können ein verschwundenes Feld- oder Sühnekreuz bezeichnen oder auf eine Wegekreuzung oder ein in einen Baum eingehauenes Kreuz als Grenzzeichen hinweisen oder einfach kreuzförmig zusammenstoßende Grundstücke benennen. Vor der Reformation standen in der weiten Heidenheimer Gemarkung wie anderwärts Kreuze verschiedenster Prägung. In den ältesten Belegen um 1400 wird ein Kreuz am Sandespan erwähnt. Es ist nicht zu ermitteln, welcher Art dieses Kreuz war. Ebenso unklar ist, aus welchem Grunde ein Kreuz am Ritterespan gesetzt wurde.

Bei der Flurbezeichnung "am hohen Kreuz" zwischen dem Harsbühl und Schildsgrund wird man wohl an ein hölzernes Feldkreuz denken dürfen, wie sie vor der Reformation fast in jeder Gemarkung vorhanden waren und wie sie noch heute in der Gemarkung der katholischen Gemeinde Gnotzheim-Spielberg als Mahnung und zur religiösen Erbauung die Flur zieren. Beim Namen Kreuzlein auf dem Berg am Rohracher und Degersheimer Weg lässt sich die Möglichkeit nicht ganz von der Hand weisen, dass dort einmal ein steinernes Sühnekreuz stand, denn die Verkleinerungsform -lein deutet auf ein niedriges Kreuz hin. Sühnekreuze wurden in der Regel aus Stein gefertigt. Bisweilen nannte man sie kurz Stein. Dass dies auch beim Rohracher oder Degersheimer Kreuzlein der Fall gewesen sein könnte, dafür spricht der Eintrag in das Salbuch des Klosters Heidenheim um 1400:

Der Begriff Stein wurde hier wohl für Steinkreuz oder Kreuzstein verwendet. Der Ausdruck "um den Stein" benennt hier sicherlich nicht einen beliebigen, frei herumliegenden Feldstein, sondern eine von einem Steinmetzen in Kreuzform (Steinkreuz) gefertigten oder um einen Stein, auf den ein Kreuz gemeißelt wurde (Kreuzstein). Womöglich ist auch die in der Nähe gelegene Steinbreitung; stößt über den Rohracher Weg, nicht nach den Kalksteinscherben auf dem Ackerboden, sondern nach dem Kreuzstein benannt. Ein steinernes Kreuz musste nach einem Totschlag gesetzt werden. Man muss bedenken, dass das germanische Recht zwischen Mord und Totschlag zu unterscheiden wusste. Der Mord geschah vorsätzlich und war geplant, etwa bei einem Straßenraub oder bei einer Notzucht oder Brandlegung. Sie wurden mit dem Tode bestraft.

Ein Totschlag dagegen konnte im Wirtshaus oder auf dem Feld aus einem Streit heraus entstehen. Er konnte vor dem Gericht in einem Sühneverfahren gesühnt werden, indem der Totschläger eine bestimmte Summe Geld an die Hinterbliebenen zahlte, Seelenmessen stiftete, eine Wallfahrt zu bedeutenden Gnadenstätten unternahm, von der er allerdings oft nicht mehr zurückkehrte und vor allem an einen viel begangenen Weg ein steinernes Kreuz aufrichten ließ, das von Vorübergehenden zu einem kurzen Gebet für den Getöteten aufforderte. Solche Sühnekreuze standen früher fast in jeder Gemarkung im Hahnenkamm, aber in unserer Gegend blieben sie nicht so gut erhalten wie im Keupersandsteingebiet nördlich von Gunzenhausen.

Der Flurname Kreuzlein unweit des Degersheimer und Rohracher Weges könnte an so einen Kreuzstein erinnern, der als Sühnezeichen für einen Totschlag errichtet wurde. Auf keinen Fall darf der um 1400 schon bestehende Flurname Kreuzlein mit einem Totschlag am Hochgericht (Galgen) in Verbindung gebracht werden, der sich erst im Jahre 1770 ereignete. Das Sterberegister Heidenheim aus dem Jahre 1770 Nr. 12 berichtet darüber folgende Begebenheit:

Soweit der Eintrag in das Totenregister Heidenheim. Im Jahre 1770, als der Totschlag an dem Heidenheimer Pfeifer Johann Michael Reif beim Hochgericht an der Degersheimer Straße von Auernheimer Bauernbuschen erschlagen wurde, schloss man keine Sühneverträge mehr. Somit entfiel auch die Pflicht der Täter, ein steinernes Sühnekreuz zu setzen. Mit dem Totschlag des Heidenheimer Pfeifers Johann Michael Reif unweit des Hochgerichts hat die Flurbezeichnung "am Degersheimer Kreuzlein" keine Beziehung, auch wenn es in seiner Nähe geschah, denn schon 1716 werden 2 Morgen Acker "beim Degersheimer Kreuz" erwähnt, die Hans Michael Böhrer und Consorten gehörten.

Kronheimerin (Wiese)

Um 1400 verfügte das Kloster über folgende Wiese:

Die Wiesennamen stehen meist im weiblichen Geschlecht (Femininum). Die Kronheimerin könnte so benannt worden sein, weil sie entweder von dem Heidenheimer Bürger namens Kronheimer stammte oder der sie um diese Zeit vom Kloster gepachtet hatte. Der Kronheimer ist wohl aus dem nahen Ort Cronheim zugezogen und die Heidenheimer haben ihn nach seiner Herkunft benannt. Dieser Mann lässt sich um 1400 in Heidenheim nachweisen:

Kronloh

Um 1400 besitzt das Kloster 7 Joch (Acker), stoßend auf den Kronloch und auf das Schiltzespan. Dem Zollner Ulrich Toßler diente um 1420 als Besoldung u. a. 1 Joch (Acker) an dem Kronlohe. Um 1518 heißt es in einem Büchlein:

Der Name nimmt sicherlich keinen Bezug zu einer Krone. Dafür spricht schon der zweite Namenteil -loh, der einen lichten Wald bezeichnet. Mit einiger Wahrscheinlichkeit lässt sich im Bestimmungswort Kron- das mittelhochdeutsche Wort kra, krae, krawe, kreie erkennen, das "Krähe, aber auch Kranich, auch Star" bedeutet. Krähen- oder Kranichwald wird hier wohl der Sinn des Namens sein. Ein ähnlicher Fall liegt wohl in den Flurnamen Kronberg in Trendel vor, der als "Berg, auf dem sich Krähen aufhalten" gedeutet wird. Der nach diesem Flurnamen gelegene Kronhof bei Polsingen ist nach dem Historischen Ortsnamenbuch, Altlandkreis Gunzenhausen, ein "Hof zum Berg, wo sich Krähen aufhalten". Da die Krähen in der Mundart "Rabba" heißen, wäre es denkbar, dass der Kronloh auch bedeuten könnte: "Wald, auf dem sich Kraniche aufhalten (nisten)".

Krumpwies in den Lüssen, Krummer Acker (1767-69, 1774-76)

Im alten Salbuch um 1400 sind als Wiesenbesitz des Klosters u. a. verzeichnet:

Der Name ist heute nicht mehr gebräuchlich. Die Eigenschaft krumm bezieht sich hier wohl kaum auf die Gestalt der Umgrenzung, sondern auf die Wölbung des Grundstücks, die durch die Bodenform bewirkt wird. Dagegen scheint der Krummacker nach seiner gekrümmten Form benannt worden zu sein. Er lag in der Nähe der Nachtweide am ehemaligen Hechlinger Weg im Harschbühl.

Kübel

Mit Haus und Hof waren die Menschen des Mittelalters wohl vertraut. Die bescheidene Ausstattung von Wohnstube und Küche blieb überschaubar und lieferte auch Stoff zu Vergleichen in der Flurnamengebung. Ein hölzernes Gefäß, das der Büttner herstellte, war der Kübel. Als Melkkübel und Säukübel ist er den alten Leuten noch bekannt. Im Säukübel bereitete man in der Regel das Schweinefutter: Kartoffel, Schrot und Speiseabfälle, Magermilch und Kleie. Viele Einrichtungsgegenstände der Küche bestanden in alter Zeit aus Holz. Der tägliche Umgang mit dem Kübel veranlasste die Menschen, eine tiefe Stelle im Erdboden, in der zuweilen Wasser stand, als Kübel zu bezeichnen. So lesen wir, dass das Kloster Heidenheim um 1400 in der Nähe des Schildsberges ein Grundstück als Kübel bezeichnete:

Der Name ist wohl längst vergessen.