Heidenheim

Flurnamen in Heidenheim

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Mahd, auf der Mahd beim Westheimer Weg (8792); Mahdweiher, Mahder

Nach Walther Keinath, Orts- u. Flurnamen in Württemberg, bezeichnet das und die Mahd, mittelhochdeutsch "mat", einen Grasboden, auf dem nur einmal gemäht wird, der sonst als Weide benützt wird und vom Orte entfernt liegt. Nicht überall muss dies für das Mahd zutreffen, denn es kann auch 2 Gras tragen. Wesentlich ist beim Mahd, dass es gemäht, nicht beweidet wird wie der Espan oder Wasen. Wiesen, die gemäht werden, laufen unter dem allgemeinen Begriff Wiesmahd. Unter dem Namen Mahd in Heidenheim sind die feuchten Wiesen an der Rohrach bei den Weihern zu verstehen, die Grundwiesen, die Gewähr bieten, dass sie auch in trockenen Jahren zweimal Gras tragen. Dabei ist zu bemerken, dass auch die Wiesen des Klosters, ob einmähdig oder zweimähdig, eine Vorhut der Rinderherde im zeitigen Frühjahr bis Walburgi zu dulden hatten. Dann wurde das Wiesmahd, so nannte man die zur Heu- und Grummetbereitung vorgesehenen Wiesen, geschlossen bis Michaelis (29. September).

Nach diesem Tag durfte der Rinderhirte wieder die Wiesen beweiden. Schweine und Gänse waren von der Wiesenhut (von hüten) ausgeschlossen. Die Schweine hätten die Grasnarbe aufgewühlt, die Gänse die Wiesen verunreinigt, so dass das Rindvieh eine Weide darauf verweigert hätte. Das Mähen der Wiesen des Klosters wurde durch die Mahder besorgt. Das waren Männer, die vom Abt gegen Geld und Naturalien für die Zeit der Heu- und Grummeternte gedingt wurden. So heißt es in einem Rechnungsbuch 1505:

Der Mahdweiher wurde nicht etwa im Herbst gemäht und vom Schilfrohr befreit, sondern er hieß so, weil er an das Mahd angrenzte.

Mangoldsmühl (heute Gallenmühle)

Die vielen Mühlen im Rohrachgrund wechseln im hohen und ausgehenden Mittelalter, da sie nur selten schriftlich festgehalten wurden, sehr häufig ihre Namen. So führte die heutige Gallenmühle um 1300 die Bezeichnung "des Tainlingers Mühl", um 1400 Reckmühl und Mangoldsmühl, um 1430 Mittelmühl, um 1535 wieder "des Mangoldsmühl", bis sich später Gallenmühle als ständige Bezeichnung festigte. Es kann zwar nicht nachgewiesen werden, aber es wäre denkbar, dass sich die Bezeichnung "des Mangolds Mühl" nicht auf einen Müller namens Mangold bezieht, sondern auf einen Mangold als Obereigentümer, der dem Ortsadel von Heidenheim angehörte.

In einer Urkunde von Jahre 1212 wird als Zeuge unter den Laien hinter dem Vogt Marquard von Lehmingen, Konrad von Pfaffenhofen, Konrad und Tiemo von Hainsfarth und vor Konrad von Ostheim u. anderen ein Manegoldus von Heidenheim genannt. In diesem Dokument bekundet Bischof Hartwig von Eichstätt (1196-1223), dass die Edlen Otto, Dompropst in Würzburg, Hartmann und Hermann, alle drei Brüder von Lobdeburg, den Forst beim Kloster Auhausen, den sie vom Bischof zu Lehen trugen, dem Kloster Auhausen als Eigen schenken (Heidingsfelder, Nr. 562). Die Zeugen standen alle in eichstättischen Diensten. Da die Bischöfe von Eichstätt in Heidenheim einen Meierhof mit vielen Huben, Lehen und Hofstätten unterhielten und die Gallenmühle und die Hochrädleinsmühle in diesen Hof gehörten, wäre es denkbar, dass dieser Name Mangold in der Familie der eichstättischen Ministerialen von Heidenheim fortlebte und die Mühle nach einem Angehörigen namens Mangold zeitweilig benannt wurde.

Maßholder Huft

Zum Wiesenbesitz des Klosters Heidenheim gehörten um 1400 zwei Tagwerk in den Lüssen bei dem Masshalder Huft. Aus dem mittelhochdeutschen Wort mazalter wird im Neuhochdeutschen Maßholder. Das Wort bezeichnet den gemeinen Feld- oder Bergahorn, auch Heckenahorn genannt. Er bildete am Rand der Wiese wohl ein Gebüsch, das ab und zu abgeholzt wurde. Für einen derartigen Niederwald, der zur Zäun- und Brennholzgewinnung diente, wurde im Hahnenkamm auch der Name Huft verwendet (siehe Huft). Maßholderhuft bedeutet also "Maßholder-Wäldchen oder Hecke.

Matzenlohwiese (1448-1456) mundartlich Matzelou

Bei der Balsenmühle von der Rohrach zum Rohrbuck zog sich der Matzenloh hin. Er wird schon anlässlich der Teilung der Burg Hohentrüdingen im Jahre 1329 erwähnt. Das Kloster Heidenheim besaß um 1400 3 Tagwerk Wiesen "in den Lüßen unter dem matzenloch", die zwei Gras tragen. Bei dem Namen Matzenloch wird man nicht an ein Loch im Erdboden, sondern an ein Lohholz denken müssen, das als Niederwald bewirtschaftet wurde. In der Flurnamengebung ist oft das mittelhochdeutsche sächliche Wort Loch im Sinne von "Höhle, Loch" von dem männlichen Wort "der Loch, Loh = Gebüsch, Wald, Gehölz" schwer zu unterscheiden. Im Falle Matzenloch ist sicherlich an ein lichtes Wäldchen zu denken. Das Bestimmungswort Matze erinnert vielleicht an ein Binsen- und Strohgeflecht. Doch gibt es auch den Familiennamen Matze um 1400 in Hechlingen:

Womöglich darf man bei der Deutung auch an das mittelhochdeutsche Wort "die Metze" denken, das eine Koseform für Mechthild ist, als Sammelbegriff aber auch an Metze für ein Mädchen niederen Standes, oft mit dem Nebensinn der Leitfertigkeit (Hure). Matz als Schimpfname für ein leichtfertiges Mädchen ist in der Mundart bekannt und wird auch für Tiere verwendet. Matzenloh wäre demnach ein Loh (Niederwald), der wenig wert ist, vielleicht mit Dornen bewachsen und deshalb beim Holzen verflucht wurde. Eine überzeugende Deutung ist schwer zu erlangen.

Megersheimerin

Die Megersheimerin ist wohl nach einem Besitzer mit dem Namen Megersheim genannt, einem Mann der entweder aus Öbermögersheim bei Wassertrüdingen oder aus Megesheim im Ries stammte.

Meieracker (4081-4091), Meier- oder Weileracker (4095), (4098-4108) mundartl. "auf den Mauern, Meiera"

Bei der Sprech- und Schreibweise dieser Namen ist man geneigt, an den großen eichstättischen Meierhof in Heidenheim zu denken, der neben dem Kloster existierte und als Grundherrn einst dem Domkapitel in Eichstätt unterstand, als Vogtherrn aber den Grafen von Truhendingen (Hohentrüdingen) zugehörte. Folgt man aber der mundartlichen Form "auf der Meiera", so wird man überzeugt, dass diese Flurbezeichnung nicht mit dem Meierhof in Verbindung gebracht werden darf, obwohl der Hof dort auch über ein Grundstück verfügte, sondern mit Mauern (Meiera), auf die hier einst der Pflug gestoßen ist. Bei der Mauer handelt es sich um ein verschwundenes römisches Bauwerk. Den ersten germanischen Siedlern, die in den Hahnenkamm kamen, mussten Mauern am Südhang in dem Feld zwischen Mariabrunn und Eggenthal in die Augen fallen, da sie nur die Holz-Lehmbauweise ihrer Wohnungen gewöhnt waren.

Die römischen Mauern gaben also den Anstoß zu der Flurbezeichnung "auf der Meiera, auf den Mauern". Dies wird vor allem auch durch Funde bestätigt. Darüber berichtet der "Gunzenhäuser Heimatbote" Bd. III 1930 Nr. 14 S. 54: "In Heidenheim im Hahnenkamm sind nach Reiser, Ober-Donaukreis II. S. 35 römische Münzen gefunden worden und bei Heidenheim in der Wiese Zollbuck (siehe Zollnersbuck) und den anstoßenden Äckern "Maueräcker" nach Ohlenschlager römische Gebäude, Münzen des Domitian und Septimus Severus entdeckt worden, also jedenfalls ein Gutshof". Und im "Gunzenhäuser Heimatboten" Bd. III 1930 Nr. 15 S. 58 steht: "Ebenso sind bei Mariabronn, südlich von Heidenheim römische Mauern gefunden und mir (Dr. Eidam) davon Dachziegel und Scherben von starken, sehr gut gebrannten römischen Kochtöpfen gebracht worden. Hier in der Nähe dieser Quelle war eben auch ein römischer Gutshof". Die Flurbezeichnung "auf der Mauer" weist auch in Berolzheim auf römische Mauerreste hin.

Meierwiese (1780, 1787-1790), Meieräcker

Zum eichstättischen Meierhof in Heidenheim gehörten um 1535 drei Morgen Acker auf dem Harsbühl, der von harsch = "stark, hart" abzuleiten ist, wird im Volksmund nicht mehr gebraucht. Womöglich deutet noch die im Grundbuch eingetragene Bezeichnung Hartspiegelacker oder Hartbühlacker (1780, 1784) noch den alten Harsbühl an. Für die Äcker und Wiesen, die zum Meierhof auf den Harsbühl im Jahre 1535 gehörten, hat sich der Name Meierwiese eingebürgert. Sie liegt am alten Fußweg nach Hechlingen unter Plannummer 1784-90. Die Wiese wurde so benannt, weil die Grundstücke einst zum Meierhof gehörten. Die Meierwiese grenzt an die Federwiesen und Lindenäcker und darf nicht verwechselt werden mit den unterhab von Mariabrunn liegenden, im Flurplan als Mayeräcker (Pl. Nr. 4082-4094) und Mayerwiesen (Pl. Nr. 4090-1500) eingetragenen Grundstücken. Diese gehörten 1535 nicht zum eichstättischen Meierhof, sondern zum Kloster. Sie führen Namen wie Krummbreitung, gelegen am Eggenthaler Weg (7 Joch) und "auf der Mauer" (mundartlich Meiera). Die Tatsache, dass dort römisches Mauerwerk zutage trat, gab Veranlassung, diese Äcker und Wiesen mit der volkstümlichen Bezeichnung "auf der Mauer" zu belegen, was im Volksmund "auf der Meiera" als Mayerwiesen und Mayeräcker eingetragen wurde, was aber mit dem Meierhof nicht in Beziehung gebracht werden darf.

Mittelbühl, im Mittelbühl (2211-2252)

So heißt eine entlegene Feldung auf der Höhe weit hinter dem heutigen Schullandheim am ehemaligen Auernheimer Weg und an die Hechlinger Gemarkung angrenzend. Man könnte annehmen, ein derartiges Außenfeld müsse dem Wald vorbehalten bleiben, aber die Güte des Bodens veranlasste die frühen Siedler, den Mittelbühl als Ackerland zu nutzen. Heute im Zeitalter der großen Mobilität auch in der Landwirtschaft können weit entfernte Böden sogar in fremden Gemarkungen noch genutzt werden. Im Mittelalter stellten die entlegenen Außenfelder auf dem Berg eine mühevolle Belastung dar, aber selbst sie wurden als Ackerland verwendet, wenn gute Erträge zu erwarten waren. Das Grundwort -bühl ist im Flurnamenschatz des Hahnenkamms keine Seltenheit. Seine Grundbedeutung "biegen" wird auf sanfte und stärkere Geländeerhebungen angewendet und bedeutet "Hügel". Das Bestimmungswort Mittel- (bühl) bezeichnet die Lage dieses Bühls im Verhältnis zu benachbarten Erhebungen. Mittelbühl ist also "der in der Mitte gelegene Bühl".

Moos, im Moos

So wird heute ein Ortsteil von Heidenheim benannt. In alten Schriften findet sich der Name nicht. Er scheint erst von der Mundart her im Zuge der Verwaltung des 19. Jahrhunderts in die Schriftlichkeiten eingedrungen zu sein. Der Ortsteil "im Moos" liegt im alten Krechelberger Viertel. Die Anwesen im Moos gehörten einst größtenteils zum ehemaligen großräumigen Eichstätter Meierhof. Vom Moos, das hier wohl kaum den abhängigen Boden bedeckte, wird der Name nicht herzuleiten sein, so sehr dies eigentlich anzunehmen wäre. Es ist wohl eher zu vermuten, dass er mit dem Meier, dem Bewirtschafter des Meierhofes, in Verbindung gebracht werden muss. Meier wird in Mundart zu Moar verdunkelt, an Stelle des ei tritt ein Laut oa, der mehr an o anklingt. Der Name Moos ist wohl eine genitivische Bildung aus der vollen Ortsbezeichnung "im Moars Garten". Solche Genitivbildungen können verkürzt werden; sie sind in der Mundart nicht selten z. B. in Edelmanns Neubruch zu Edelmanns, in Georg Obermeiers Holz zu Obermeiers, in Rebeleins Wiesen zu Rebeleins. Der Name Moos wird verkürzt sein aus der vollen Form: in Moars Garten und wird zu Moars, das mit Moos vermengt wird. Auch in Ortsnamen ist dies zu beobachten: Eglofs, Hetzles, Helmbrechts usw.

Mößwiesen

Dem Kloster Heidenheim gehörten um 1400:

Der Flurname ist heute nicht mehr in Gebrauch. Er ist wohl auf das mittelhochdeutsche Tätigkeitswort mosen oder mösen zurückzuführen. Es bedeutet: "mit Moos überziehen". Mößwiese wäre demnach zu deuten als "eine mit Moos überzogene Wiese."