Heidenheim

Flurnamen in Heidenheim

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Tiergarten, im Tiergarten (3296-3365), Loh- oder Tiergartenacker (848a)

Wenn heute von einem Tiergarten die Rede ist, so denken viele Leute zunächst an den Nürnberger Tiergarten, wo viele einheimische und fremdländische Tiere zu bewundern sind. Einen solchen großen Tiergarten gab es natürlich in Heidenheim nie, wohl aber ein eingehegtes Grundstück, das man als Garten bezeichnete und in dem einheimische Wildtiere gehalten wurden. Den allgemeinen Begriff Tier verwendete der Mensch des Mittelalters für seine wenigen Haustiere nicht. Er war mit ihnen so vertraut, dass er jedem einen eigenen Namen geben konnte, den er aus seinem menschlichen Lebenskreis entnahm. So konnte eine Kuh den Namen Liesel oder Bärbel tragen oder sie wurde nach ihrer Farbe Scheck oder Bleß oder nach ihrer Herkunft Hüssingerin oder Degersheimerin benannt. Ein Hund konnte mit dem Namen Wächter oder Cäsar, Hektor oder Bello bedacht werden und die Katze mit Mieze, Peterle oder Pussi.

Man kannte noch keine Massentierhaltung im Stall, jedes Haustier war noch eine Individualität in der Vorstellung der bäuerlichen Familie. Den allgemeinen Begriff Tier bevorzugte der Mensch vor allem für die wilden Tiere, die man nicht so gut kannte wie die Haustiere. Nun wurden im Mittelalter auch schon einheimische Wildtiere gehalten, nicht im Haus sondern in einem Gehege. Adelige Familien, die in einem Herrenhof oder auf einer Burg hausten, ließen Wildtiere einfangen und sie auf einem umzäunten Grundstück halten. Vor allem Damhirsche, die ja auch heute wieder zur Pflege für steile, dem Pflug unzugängliche Hänge in Gehegen gehalten werden, wurden im Mittelalter vom Adel in Gärten zeitweilig verwahrt. Solche Gehege nannte man auch Tiergarten.

Der Heidenheimer Tiergarten lag an dem alten Weg nach Dittenheim auf der Höhe (heute Garnison). Auch im benachbarten Hechlingen und Ostheim und Spielberg ist der Name Tiergarten nachzuweisen. Es ist zu vermuten, dass der Tiergarten mancherorts nur zeitweilige Einrichtung war, je nach Bedarf der Herrschaft. Ein alter Beleg dafür lässt sich nicht finden. Man darf annehmen, dass im 12. Jahrhundert zur Zeit der Herren von Heidenheim noch kein Tiergarten bestand. Seine Entstehung verdankt der Tiergarten wohl erst der Zeit der Markgrafen, als das Kloster zu Beginn des 16. Jahrhunderts von der weltlichen Herrschaft gezwungen wurde, die sieben markgräflichen Jäger und 28 Hunde vier Wochen lang zu verköstigen, was Streit auslöste; aber das Kloster war schon vor 1500 in die Abhängigkeit des Markgrafen geraten und konnte sich dieser Verpflichtung nicht mehr entziehen. Damals hat man wohl das Wildgehege, den Tiergarten, angelegt und zu Jagdzwecken Wildschweine und Hirsche herausgelassen, um sie dann in einer Hetzjagd zu jagen. Vier Wochen lang hielten sich die fürstlichen Jäger in Heidenheim und in den Wäldern und Fluren des Hahnenkamms auf und veranstalteten Treib- und Hetzjagden. Dazu bedurfte es wohl auch des Tiergartens in Hechlingen. Das dabei erlegte Wildzeug wurde nach Ansbach an den fürstlichen Hof verbracht. Größere Höfe, die über die notwendigen Gespanne verfügten, waren verpflichtet, die erlegten Tiere, das Wildzeug, nach den fürstlichen Höfen zu fahren, denn die Jagd war dazumal Vorrecht des Adels und die Wildmeister in den so genannten Wildfuhren, den Jagdbezirken, Kurzenaltheim, Auernheim, Ursheim und Hohentrüdingen führten die Aufsicht über die herrschaftlichen Wälder im Hahnenkamm. Ein Forstamt in Heidenheim bestand dazumal noch nicht.

Trog, im Trog, oberer Trogacker (2433, 2465, 2467-69)

Den älteren Leuten ist der Trog als Backtrog und Tränktrog für Pferde und Kühe noch bekannt. Tröge zum Tränken der Pferde und Rinder standen noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg an laufenden Brunnen im Ort. Mit dem Bau moderner zentraler Wasserleitungen wurde das Wasser auch in die Ställe geleitet, das Vieh brauchte nicht mehr zur Tränke an den Brunnentrog getrieben werden. Tränktröge aus Eichenholz oder Kalkstein standen aber auch draußen in der Gemarkung vor allem dort, wo eine Quelle oder eine Wasserstelle vorhanden war. Sie wurden meist aus Eichenholz vom Zimmermann gefertigt oder in Stein vom Steinmetz oder einem geschickten Maurer ausgehauen. Da der obere Trogacker unweit des Saubrunnens an der Degersheimer Gemarkungsgrenze gelegen war, nach dem der Trogacker benannt wurde. "Acker am Trog", das könnte der Sinn des Flurnamens sein. Die Lage eines Troges war abhängig von einer Wasserstelle, denn man konnte nicht, wie das heute oft geschieht, Wasser mittels einer eisernen Bunse herbeiholen. Der Flurname Trog wird schon früh erwähnt: Das Kloster besaß um 1400 10 Joch Acker "nyden in dem Trog (unten am Trog)". Es muss aber der Trogacker nicht unbedingt nach einem Tränktrog benannt worden sein. Die Geländeform könnte den Anlass zum Vergleich mit einem Trog gegeben haben. 1555 gehörten 1½ Morgen (Acker) "im Trog" zum Meierhof in Heidenheim. Die Flurbezeichnung "im Trog" spricht eher dafür, dass die lang gezogene Geländemulde, die weit in die Degersheimer Gemarkung sich hinzieht, zu einem Vergleich mit einem riesigen Trog reizte. Vergleiche einer Geländeform mit bäuerlichen Hausgeräten sind in der Flurnamengebung keine Seltenheit (z.B. Kessel, Kübel, Pfannenstiel, Fidelbogen, usw.).