Heidenheim

Geschichten aus der Geschichte

Gerber in der Ledergasse

Gerber
Gerber bei der Arbeit

Der Name Ledergasse weist auf einen Lederer hin. So bezeichnete man im Mittelalter auch die Gerber. Schon 1391 lesen wir in dem Zins- und Gültbüchlein:

Dieser Eintrag lässt vermuten, dass um 1390 schon in Heidenheim ein Gerber tätig war. Die Berufsbezeichnung Gerber ist hier zum Familiennamen geworden. Die nähere Angabe "an dem Bach" erhärtet die Vermutung, dass hier tatsächlich schon ein Gerber ansässig war. Die natürlichen Voraussetzungen für eine Gerberei waren gegeben.

Der Gerber bedurfte zur Ausübung seines Handwerks des fließenden Wassers. Dafür sorgte der Bach, der heut weitgehend verrohrt ist. Freilich hieß es für den Gerber bei Hochwasser auf der Hut zu sein, "dass ihm seine Felle nicht davonschwammen". Denn diese mussten, bevor sie auf den Schabebaum von den Haaren befreit wurden, im Wasser gespült werden. Nach der Beseitigung der Haare wurden die Häute mit Asche und Lohe (Eichenrinde) bestreut und in die Grube mit frischem Wasser eingelegt. Nach dem lange andauernden Gerbprozess wurden die Felle wieder gespült und dann auf dem Trockenboden zum Trocknen aufgehängt.

Die Loh- oder Rotgerber bearbeiteten die Tierhäute mit Eichenlohrinde, die eine rotbraune Färbung des Leders bewirkte. Die Weißgerber verwendeten zum Gerben Salze, die ein helles, weißliches Leder ergaben. Einen Hinweis auf das Fortbestehen der Gerberei im 16. Jahrhundert erhalten wir aus einem Eintrag in das Register der Pfarreieinkünfte. Dort heißt es:

Zum Gerben von Fellen war Eichenrinde erforderlich, Lohe genannt. Sie wurde durch Entrinden der jungen Stockausschläge aus den Eichenstöcken gewonnen. Lohschälen war bis nach dem Zweiten Weltkrieg eine Tätigkeit, die alten Leuten auch im Hahnenkamm noch in Erinnerung ist. Die getrocknete Lohe wurde in der Lohmühle gemahlen. Als Lohmühle erscheint um 1400 einmal die Balsenmühle:

1569 wird in den Pfarrbüchern ein Georg Paum, Weißgerber, genannt. Noch 1719 sind in einem Verzeichnis der Heidenheimer Bürger zwei Weißgerber aufgeführt.

Von den Gerberhäusern ging stets ein übler Geruch aus. Gerberstöchter haben im heiratsfähigen Alter nicht nur nach den Fellen gerochen, sie haben auch nach "Geld gestunken", wie man im Volksmund sagt, denn die Gerber waren wohlhabende Leute. Nach den Lederern, wie man auch die Gerber nannte, wurden viele Straßen und sogar Stadtviertel benannt. Auch in Heidenheim führte die heutige Hechlinger Straße im 16. und 17. Jahrhundert den Namen Ledergasse und da es noch keine Hausnummern gab, sprach man vom Ledergassenviertel.

Allerdings taucht der Name Ledergasse erst im 17. Jahrhundert in den schriftlichen Quellen auf. So z.B. 1650:

Heute ist der Name Ledergasse nicht mehr gebräuchlich, das Handwerk der Lederer ist längst erloschen.

 
Anmerkungen:
  1. St.A. Nürnberg 165a, Nr. 697
  2. St.A. Nürnberg, Rep.165a, Nr. 709, S39, St.A. Nürnberg, Rep. 122, Nr. 53, S.89