Polsinger

Flurnamen

B E F G H K L M N O P R S T W Z
Bauern mit Kuhgespann

Bauernfeld, im Bauernfeld 747-760

Das Bauernfeld erinnert an einen oder mehrere Bauern im Dorf. Als Bauer wurde im Mittelalter nicht jeder bezeichnet, der in der Landwirtschaft tätig war, sondern nur derjenige, der einen Vollbauernhof besaß, der so groß bemessen war, dass er von einer Familie bewirtschaftet werden konnte. Die Bauern waren spannfähig, das heißt, sie verfügten über Wagen und Pflug, über Ochsen und Pferde. Die kleinen Leute, die Seldner, konnten meist nur wenig Grundbesitz ihr Eigen nennen und waren nur bedingt spannfähig. Das Bauernfeld gehörte also der Oberschicht der bäuerlichen Bevölkerung im Dorfe, die allerdings in Polsingen nach dem Salbuch von 1600 die Frondienste durch Fuhrleistungen abgelten musste, die Seldner dagegen werkten mit der Hand.

Baum, beim gelben Baum 500

In der freien Flur oder an Wegen standen bisweilen Bäume, die den umliegenden Grundstücken zu Bezeichnungen verhalfen wie z.B. "bei der Linde, bei der großen Eiche, beim Trudenbaum, beim Hagelbaum u.s.w. Die Flurbezeichnung "beim gelben Baum" in Polsingen ist wohl eine volkstümliche Umdeutung aus "beim Velwer Baum". Das mittelhochdeutsche Wort velwer bedeutet "Weide, vor allem Silberweide". Gewöhnlich ist der Baum grün und kann sich im Herbst gelb färben, aber diese vorübergehende Färbung hat sich im Flurnamengut kaum niedergeschlagen.

Beihut, auf der Beihut 251-266, Beihut auf der Koppelweide 245 - 254

Wenn junge Leute heute den Namen Beihut lesen, so könnten sie an die Kopfbedeckung denken Der Hut spielte früher in der Mode eine große Rolle. Nun ein bisschen verwandt sind der Hut und die Beihut schon. Beide haben etwas mit hüten im Sinne von "behüten, schützen", mit Fürsorge und Aufsicht zu tun. Der Hut schützt den Kopf vor Kälte und Regen. In der Beihut wird die Viehherde durch den Hirten geschützt und beaufsichtigt, damit sie nicht Schaden im Getreidefeld anrichtet. Nur noch wenige alte Menschen können sich heute hineindenken (nicht mehr erinnern) in jene Zeit, als ein "gemeiner (gemeinsamer) Kuhhirte" im Dorf die Rinderherde vom zeitigen Frühjahr bis in den Herbst hinein auf die Weide führte. Der Name Beihut bezeichnet ein Grundstück, auf dem einst nicht nur der Hirte von Polsingen, sondern auch der von Trendel hüten durfte. Wenn Hirten aus mehreren Orten das Recht hatten, auf dem gleichen Gundstück das Vieh zu weiden, so sprach man von der Beihut.

Bergfeld, Bergacker 920 - 976, Bergfeld 1263 - 1270

Im Polsinger Flurplan sind zwei Grundstücke als Bergfeld eingetragen. Das eine (Pl.Nr. 920-976) unweit vom Kronhof entfernt, das andere (Pl.Nr. 920-976) oben am Döckinger Berg gelegen und an den Wald angrenzend Die Namen Bergfeld erklären sich durch ihre erhöhte Lage auf oder am Berg.

Biberich, im Biberich 869 - 874. 1126

Ob der Name Biberich auf das Vorhandensein der Nagetiere Biber oder auf dem Personennamen Biber zurückgeführt werden kann, bleibt fraglich. Dieses wasserliebende Tier war allerdings auch in unserer Heimat in der Urlandschaft stark verbreitet. Darauf weisen viele Ortsnamen hin wie Biederbach bei Merkendorf, Biberzell, Biberbach, Biebelried, Markt Bibart. Auch Flurnamen wie Biberwiesen und Bibersee bezeugen die weite Verbreitung dieser Nager. Was den möglichen Aufenthalt von Bibern in der Polsinger Gegend begründen könnte, ist die Tatsache, daß an das Biberich unmittelbar der alte Weiher grenzt. Die Lebensbedingungen für Biber in der Polsinger Urmark wären gegeben: Rohrachtal, viel Schilfrohr beiderseits des Flusses, viele Feuchgebiete um den Wemdinger Weiher. Es scheint, daß das Biberich einmal Ödland war und später aufgeteilt wurde. Biberich müsste dann erklärt werden: "Ansammlung von Bibern, Aufenthalt von Bibern". Die Möglichkeit, dass das Biberich nach einem Besitzer namens Biber benannt ist, kann nicht ausgeschlossen werden.

Bildsauln, bei der Bildsauln, Bildsaulnäckere 759 - 7667

Die Flurbezeichnung "bei der Bildsauln" führt uns zurück in das 15. und frühe 16. Jahrhundert in die Zeit vor der Reformation, der Spätgotik und der "Frömmigkeit ohne Grenzen". Da wurde es Brauch, draußen in der weiten Flur Feldkreuze und Martersäulen zu errichten, Zeugen einer gesteigerten Volksfrömmigkeit. Auch in unserer Heimat waren derartige Flurdenkmale zu dieser Zeit an alten Wegekreuzungen oder Fußpfaden errichtet worden. Eine hölzerne oder steinerne Säule, darauf ein kleines Gehäuse mit einem Bild aus der Leidensgeschichte Christi oder eines Heiligen. Das gab den viel in der freien Natur arbeitenden oder vorüberziehenden Menschen Gelegenheit zu einem Vaterunser oder zu einem kurzen Nachdenken über Tod und Leben. Nach der Reformation sind viele dieser Bildsäulen in Vergessenheit geraten und zerfallen. Nur die Flurbezeichnung "bei der Bildsaul" hält die Erinnerung an sie fest. Eine Bildsaul stand nach dem Zeugnis der Flurnamen in der Ursheimer Markung Pl.Nr. 1173 (Ursheim), dicht an der Gemarkungsgrenze zu Polsingen, die andere in der Polsinger Gemarkung Pl.Nr. 762 bei der Nachtweide.

Binsenhut, in der Binsenhut 226

Zugrunde liegt das Tätigkeitswort hüten im Sinne von beaufsichtigen, schützen. Der Dorfhirte hat noch um 1800 herum die Dorfherde auf die Hutung oder Hut geführt. Das war ein Grenzstück, auf dem das Vieh gehütet wurde. Die Binsenhut lag nahe der Rohrach und war stark mit Binsen bewachsen.

Schloss Polsingen

Breite, in der Breiten, Breitle 577-603

Der Flurname Breite haftet größtenteils an ausgedehnten, in die Breite gehenden Grundstücken, die einmal zu einem Herrenhof gehörten. Als die Herren, die Ritter von See, ihre Burg bei Polsingen erbauten, wohl an der Stelle des heutigen Schlosses, fügten diese ihrer Tiefenburg (Wasserburg) einen Wirtschaftshof bei, den wir nicht recht vornehmer uns vorstellen dürfen als einen etwas größeren Bauernhof mit strohgedeckten, aus Holz und mit Lehm verschmierten Flechtwerkgebäuden. Zu seinen ältesten und ertragreichsten Feldern gehörte die Breitung. Oft verfügte ein derartiger Wirtschaftshof über mehrere Breiten, daher auch die Verkleinerungsform Breitle.

Brunnengasse an der Rohrach 229 ½.

Ulrich von See hat 1430 u.a. empfangen von dem Grafen von Oettingen:

So steht es im ältesten Lehenbuch der Grafschaft Oettingen. Die Brunnengasswiese war Obereigentum der Grafen von Oettingen und wurde an Ulrich von See verlehnt. Der Name erinnert an eine Wiese, die an der Brunnengasse lag.