Polsinger

Flurnamen

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Tannenwasen, Tannenwald 1411-1416, Tannenwaldfeld 772-787

Südöstlich von Polsingen in Rchtung Hagau und Amerbach dehnten sich einst große Waldungen. Das kommt vor allem zum Ausdruck in den Flurnamen Tannwald oder Tannwaldfeld, die hier an diesen Hölzern noch haften. Ob freilich der Name Tannwald alt ist, sei dahingestellt. Der Begriff Wald haftet nach den Erkenntnissen der Flurnamenforschung vor allem an großen zusammenhängenden Forstgebieten wie Bayerischer Wald, Pfälzerwald, Schwarzwald, Steigerwald usw. Der übergeordnete Begriff war Wald, meist ursprünglich in königlichem Eigentum stehend. Im Hahnenkamm wird vorwiegend in der Flurnamengebung die Bezeichnung Holz gebraucht: Meierholz, Bauernholz, Hölzlein. Er bezieht sich auf kleinere Waldstücke. Oft erscheinen diese kleinen Waldstücke auch unter den Namen Loh (lichter Weidewald), Hard (von Herde), Buch, Fichtach usw.

Wenn nun der Name Wald südöstlich von Polsingen in allerlei Zusammensetzungen erscheint und diese über einen weiten Raum zwischen Polsingen, Döckingen, Hagau, Wemding und Amerbach verstreut sind, darf man auch annehmen, daß diese Waldstücke einmal ein zusammenhängendes Waldgebiet waren, zumal die darin erscheinenden Rodungsnamen wie Stampfreit, Amerbacher Kreit, Lauberhau, Gscheiberschlag, Rodhof als ehemalige Waldflächen hinzugerechnet werden müssen. Der Begriff Tannenwald scheint hier schon in alter Zeit gebraucht worden zu sein. Freilich darf man nicht glauben, daß dieser Wald aus lauter Tannen bestand. Der namengebende Baumbestand muss nicht immer sehr zahlreich gewesen sein. Im Laubwaldgebiet des Hahnenkamms aber musste hier im Süden bei Polsingen das häufige Auftreten von Tannen auffallen und im Namen Tannwald zum Ausdruck kommen. Zudem verstand man unter Tann den Nadelwald schlechthin, also auch einen Fichtenwald. Im Urzustand mögen die Wälder südöstlich von Polsingen Mischwälder gewesen sein, je nach der Bodenart, die hier durch die Auswurfsmassen aus dem Riesgkrater sehr verschieden sind.

Torsäuler- oder Wemdinger Weiher 1189-1217

"Bei den Torsulen" (Torsäulen), so wird diese Gegend beim Wemdinger Weiher im ältesten Lehenbuch der Grafschaft Oettingen genannt. Der Eintrag lautet:

Diese Flurbezeichnung "bei den Torsäulen" ist bis jetzt im Hahnenkamm nur in Polsingen bekannt. Vor 200 Jahren schon erregte dieser Name die Phantasie des Volkes. Man dachte an ein germanisches Heiligtum, wobei man es dem nordischen Gott Thor (Donar) zuschrieb. Die heutige Orts- und Flurnamenforschung bleibt allerdings nüchterner gegenüber diesen Deutungen. Das Bestimmungswort Thor bedeutet "Durchgang, Pforte", was hier auf die Engstelle zwischen dem Polsinger Berg und dem Dachsbuck bezogen werden muss.

Ob nun der zweite Namensteil -sulen im Sinne von Säule an eine hier eingestürzte, hochragende Dolomitsäule (Felsgebilde) oder an die hölzernen Säulen eines ehemaligen Gerichtssitzes oder eines Galgens erinnern kann, das mag offen bleiben. Mit einem Gerichtssitz hat die Gegend bei den Torsäulen jedoch etwas zu tun, denn hier befand sich einst eine Landschranne der Grafen von Greisbach (ostwärts von Kaisheim) und der Grafen von Oettingen. Die Landschranne bezeichnete den Platz, auf dem das Landgericht tagte. Nun darf man sich da kein modernes Gerichtsgebäude vorstellen wie heutzutage, sondern einen geeigneten ebenen Platz im Freien, der leicht zu erreichen war. Der Raum südlich und südöstlich von Polsingen war im ausgehenden Mittelalter ein sehr umstrittenes Gebiet. Hier berührten sich die territorialen Interessen der Grafen von Greisbach, der Grafen von Oettingen, der Grafen von Hirschberg, der Herzöge von Bayern, und der Burggrafen von Nürnberg, der späteren Markgrafen von Ansbach. Es kam wiederholt zu Streitigkeiten über den Grenzverlauf. Polsingen und sein Rittergut lagen wie eine Insel in der Brandung der Auseinandersetzungen. Dadurch konnte sich aber auch das Rittergut Polsingen als selbständiges Gebilde halten, denn wo zwei sich streiten, freut sich der dritte.