Die Truhendinger

Geschichte einer adeligen Familie

 

Kein nachweisbares Adelsgut im Ortskern

Bedenkt man nun, daß schon zu Beginn des 9. Jahrhunderts in Altentrüdingen insgesamt 20 Bauernhöfe und noch dazu der Sal- oder Fronhof von 50 Joch Ackerland allein dem Kloster Fulda gehörten und die Ackerfläche, deren sie bedurften, auf dem alten Bauland östlich des Mühlbaches gegen Obermögersheim hin bis in das hohe Mittelalter in diese Richtung nur wenig erweitert werden konnte, weil dort auch der Bedarf an Brenn- und Zäunholz aus dem Wald Eisler gedeckt werden mußte, so wird man feststellen müssen, daß von dem Fronhofsverband der Reichsabtei Fulda aller Boden östlich des Mühlbaches in der Markung Truhendingen beansprucht wurde. Neues Ackerland hätte nur durch Rodung westlich des Mühlbaches im sogenannten Baudenhard gewonnen werden können, doch der war im 9. Jahrhundert anscheinend zur Siedlung noch versperrt, weil er wohl noch Teilstück jenes großen Königsforstes war, den wir heute als Oettinger Forst zwischen Oettingen und Wassertrüdingen bezeichnen und der sicher um 800 noch als geschlossenes Waldgebiet bei Wassertrüdingen über die Wörnitz reichte und den Baudenhard mit einschloß, worüber im folgenden noch näher die Rede sein wird. Angesichts der Tatsache, daß in der Mark Altentrüdingen aller kultivierte Boden von den 20 Huben des Klosters Fulda in Besitz genommen war, erscheint es wenig wahrscheinlich, daß in dem Ort noch eine alte Adelsherrschaft, vor allem im Ortskern, mit umfangreichem Eigengut, womöglich noch mit einem eigenen Fronhofsverband, eingewurzelt war.

Die Edlen von Truhendingen müssen kurze Zeit vor 1129 in Altentrüdingen Fuß gefaßt haben, und zwar dadurch, daß sie mit ihrer Vogtei die alte Grundherrschaft des Klosters Fulda überlagerten. Sie müssen erst durch einen besonderen Herrschaftsauftrag über Reichskirchengut dorthin verpflanzt worden sein und durch Rodung westlich des Mühlbaches versucht haben, sich eine eigenständige wirtschaftliche Basis für ihre Herrschaft zu gründen. Die Anwesenheit der Truhendinger Edelherrn in Altentrüdingen und die Benennung nach dem Ort leitete sich also nicht von der Herrschaft über altes Eigengut, sondern von der Vogtei über Reichskirchengut des Klosters Fulda her. Die Schutzherrschaft (Vogtei) über Kirchengüter wurde zu einem dynamischen Element, das beim Aufbau einer raumgreifenden Flächenherrschaft nun eine bedeutende Rolle spielen sollte. Dieses Bild über das nachträgliche Einwurzeln eines Adelsgeschlechtes in dem fuldischen Klosterort Altentrüdingen läßt sich noch vertiefen, wenn man die Struktur des Ortsplanes studiert, die in diesem Fall als historische Quelle ausgewertet werden kann.

Man hat freilich bei der Auslegung der Quellen des Klosters Fulda wohl auch mit Recht die Meinung vertreten, der Besitz von 20 Huben hätte sich auf mehrere Orte erstrecken müssen. Die Ortsangaben im Güterverzeichnis des Klosters (16) seien nicht punktuell, sondern flächengreifend zu verstehen und hätten auch Hufen in den Nachbarorten (etwa in Obermögersheim) einbezogen. Dies mag für den ehemaligen Königsbesitz in dem Raum Deiningen wohl gelten (17). Es muß jedoch darauf hingewiesen werden, daß die geschlossene fuldisch-solnhofische Grundherrschaft in dem Ort Kurzenaltheim, der etwa der Größe von Altentrüdingen entspricht, auch 20 Hufen umfaßte, die noch im 18. Jahrhundert fast völlig geschlossenes solnhofisches Grundeigentum waren. Die Möglichkeit ist also nicht von der Hand zu weisen, daß alle 20 Huben in Altentrüdingen konzentriert waren, so daß im Ortskern und im alten kultivierten Bauland kein Raum mehr für Adelsgut vorhanden war.

Abkürzungen:

Anmerkungen