Die Edlen von Truhendingen

und das Kloster Heidenheim

 

Kloster Heidenheim

Kloster Heidenheim heute

Zu frühen Geschichte des Klosters

Im Jahr 752 hatte der Blutsverwandte und Gefolgsmann des heiligen Bonifatius, der Angelsachse Wunibald, in einem seitlichen Talkessel der Rohrach auf altbesiedeltem Boden im Hahnenkamm im Einvernehmen mit seinem Bruder Willibald, dem ersten Bischof von Eichstätt, das Kloster Heidenheim gegründet. Die beiden Brüder und ihre Schwester Walburgis gehörten zur großen Schar jener Männer und Frauen, mit denen "alles Edle, Fromme und Feine", was die jugendfrische angelsächsische Tochterkirche von Roman geistigem Reichtum hervorgebracht hatte, auf deutschem Boden herüberströmte. Wunibald selbst hatte viele Jahre in einem angelsächsischen Kloster in Rom am Grab des heiligen Petrus verbracht und war dadurch noch enger mit der griechischen und lateinischen Bildung der Mittelmeerwelt vertraut, die auch in seiner angelsächsischen Heimat aufnahmebereite Herzen gefunden und eine religiöse Hochblüte auf der Insel entfaltet hatte (78). Zu seiner hohen sittlichen Auffassung vom Christentum angelsächsischer Prägung gesellte sich bei Wunibald, wie bei allen Missionaren aus England, der Gedanke der Pilgerschaft im Namen Christi, der zum Plan einer umfassenden missionarischen Tätigkeit bei den Germanen auf dem Festland unter Führung des heiligen Bonifatius heranreifte.

Als Lohn für ein etwa zu erduldendes Martyrium in der Fremde, als Preis für die asketische Heimatlosigkeit winkte die Krone ewigen Lebens, eine Vorstellung, wie sie auch die Kreuzfahrer und Pilger des hohen Mittelalters auf ihrer weiten und gefahrvollen Reise in das Heilige Land beseelte.

Das Bekehrungswerk Wunibalds stieß nicht auf völliges heidnisches Dunkel. Christliche Einflüsse waren im Donau-Ries-Gebiet schon seit dem 6. und 7. Jahrhundert wirksam. Die zahlreichen Goldblattkreuze aus Grabfunden, die Ausgrabungen in Brenz an der Brenz (79) und in Solnhofen (80) haben dafür den archäologischen Beweis erbracht. Schließlich wird man auch die Schilderung der Zustände über das sittliche Leben der Bewohner des Sualafeldes und insbesondere der hier bereits tätigen Geistlichen in der Vita Wunibaldi nicht nur als frühmittelalterlichen Topos, sondern als ein Stück Wirklichkeit betrachten müssen. Mithin war beim Eintreffen Wunibalds um 752 die Gegend um den Hahnenkamm im politischen Gau Sualafeld dem Namen nach schon christlich, aber hier lebte ein verwildertes Christentum, in das sehr viele heidnische Bräuche aus römischer und germanischer Vorzeit eingewoben waren. Mit ihm und den Klerikern, die es praktizierten, hatte sich der glühende Eiferer und gelehrige Bonifatiusschüler aus England, der heilige Wunibald, auseinanderzusetzen. Sein Werk war im Hahnenkamm und Altmühltal also mehr eine Art Reform als ein völliger Neubeginn.

Wunibald, der feingebildete Fremdling aus dem Land der Angelsachsen, konnte sein Unternehmen wohl nicht ohne die Gunst des fränkischen Adels oder des Königtums durchführen. Der Unterstützung durch die Karolinger konnte er sicher sein, denn Karlmann und Pippin, die Söhne des Hausmeiers Karl Martell, hatten ihre geistige Prägung in er alten fränkischen Königsabtei St. Denis bei Paris enthalten. Ohne die Duldung, ja die Zustimmung des dem Königtum eng verbundenen Adels konnte eine Klostergründung in dem strategisch und verkehrspolitisch wichtigen Sualafeld, dem "fränkischen Korridor" gegen Bayern, damals nicht zustande kommen. Daß die Nonne Hugeburg, die Verfasserin der Vita Wunibaldi, darüber schweigt, dürfen wir ihr nicht verübeln; sie verfaßte ja die Lebensbeschreibung des heiligen Wunibald nach einem hagiographischen Leitbild, das kein historisches Zeugnis sein sollte, sondern in erster Linie der Erbauung und Erziehung der Mönche zu dienen hatte. Wunibald, der landfremde, asketisch lebende, feingebildete Aristokrat, konnte sein Werk der heiligen, romverbundenen Reform des Christentums im Sualafeld nicht ohne die Gunst der fränkischen Machthaber dieses Landes in die Wege leiten, erfolgte doch die gesamte angelsächsische Mission "von oben herab" unter Führung des heiligen Bonifatius in Anlehnung an das karolingische Königtum und den ihm eng verbundenen fränkischen Adel (81).

Abkürzungen:

Anmerkungen