Zur Geschichte von
Ober- und Unterwurmbach
im Mittelalter

 

bauer

Bauer beim Pflügen

Darstellung aus dem Hausbuch der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung (fol. 8r)

Die Gründung des Klosters Gunzenhausen

Wer heutzutagevon einem Kloster spricht, denkt unwillkürlich an ein Leben der Ergebung und Vollendung in Gott. Unser religiöses Gefühl wird bewegt, wenn wir vor der Pforte eines mittelalterlichen Klosters stehen oder in der Klosterkirche in andachtsvoller Stille an ein Leben jenseits des Todes gemahnt werden. Die Welt des Klosters liegt für den modernen Menschen in allererster Linie im rein religiösen Bereich. Das frühe Mittelalter war ein Zeitalter der politischen Religiosität. Klostergründungen dienten im 8. Jahrhundert, als der Ausgriff des karolingischen Herrscherhauses in die rechtsrheinischen Gebiete erfolgte, nicht nur der religiösen Vollendung und Ergebung in Gott. Sie waren neben den Eigenkirchen vor allem

Es besteht kein Zweifel, dass auch das im 8. Jahrhundert gegründete Kloster Gunzenhausen eine religiöse und politische Aufgabe im Dienst des fränkischen Reiches zu erfüllen hatte. Vor allem wird man eine enge Bindung der Klostergründung Gunzenhausen zu der wichtigen Altmühlfurt nicht leugnen können. In einer Zeit, die ein öffentliches Gasthaus- und Beherbergungsgewerbe kaum kannte, hatte das Kloster die Aufgabe der Beherbergung des adeligen oder königlichen Gefolges zu übernehmen. Lebensmittel für die Menschen, Heu und Hafer für die Pferde bereitzuhalten, darin bestand eine wesentliche Vorsorge des Klosters für die im königlichen Auftrag Reisenden, die auf der alten Fernstraße von Würzburg über Ansbach - Gunzenhausen nach Eichstätt und in die niederbayerische Donauebene zogen oder aus dem Regnitzraum sich über Gunzenhausen, Unterwurmbach nach dem Ries und ins Neckargebiet begaben.

Damit das Kloster aber seiner Straßenfunktion, seiner Beherbergungspflicht auch nachkommen konnte, musste es mit Wirtschaftsgrütern in Form von Bauernhöfen ausgestaltet sein. Die Klostergebäude mit der Klosterkirche und den Wohnungen der adeligen Mönche wurden auf der linken Seite der Altmühl in Gunzenhausen errichtet. Man nimmt an, dass das Kloster auf den Grundmauern des alten Römerkastells in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts von einem im Dienst des Königs stehenden fränkischen Adeligen gegründet und bald darauf in königlichen Besitz überführt wurde. Die darzugehörigen Wirtschaftsgüter dagegen waren nicht nur in Gunzenhausen untergebracht, sondern gruppierten sich rund um die Altmühlfurt in den Orten Unterwurmbach, Oberwurmbach, Laubenzedel, Schlungenhof, Sinderlach, Unterasbach, Oberasbach, vor allem aber in Unterwurmbach. Der Grund und Boden im Umkreis der Altmühlfurt stand unter der Herrschaft des Klosters. Man spricht hier von der Grundherrschaft, die das Kloster auf den Grund und damit aber auch auf die Menschen ausübte.

Ob eine gewisse wirtschaftliche spezialisierung der Hintersassen des Klosters schon zur Zeit der Gründung beabsichtigt war, darüber geben die spärlichen Nachrichten keinen Aufschluß. Man könnte hier lediglich aus den Ortsnamen bestimmte Folgerungen ziehen. Hier wäre z. B. der Name der Siedlung Sinderlach heranzuziehen. Die ältesten Formen dieses Ortsnamens lauten "bi der Sinterlachen". Das mittelhochdeutsche Wort sinter bedeutet "Metallschlacke". Das Grundwort Lache erinnert an "Lache, Pfütze, Sumpfland". "Bei der Schlackenlache" wäre demnach der Ortsname Sinderlach zu deuten. Der Name könnte von einer alten Stätte zur Eisengewinnung berichten, die vielleicht einmal versuchweise von dem ehemaligen Kloster Gunzenhausen angelegt wurde. Man darf wohl an die Gewinnung von Raseneisenerz denken, wie sie auch anderwärts bezeugt ist. Für Unterwurmbach lässt sich aus dem Ortsnamen eine derartige Spezialisierung der Grundholden nicht erkennen. Die landwirtschaftliche Produktion der klösterlichen Höfe in Unter- und Oberwurmbach beschränkte sich wohl auf Getreide und Futter.