1100 Jahre

Ursheim

und Appenberg

Bischof Gebhard I

Bischof Gebhard I. von Eichstätt

der spätere Papst Viktor II.

Darstellung im Pontifikale Gundekarianum
Kaiser Heinrich III

Kaiser Heinrich III.

Miniatur aus dem Perikopenbuch Heinrichs III.

Wandel im 12. Jahrhundert

Eine letzte Erweiterung der eichstättischen Besitzposition im Hahnenkamm erfolgte im 11. Jahrhundert durch die Forstschenkung Kaiser Heinrichs III. (1039-1056) an Bischof Gebhard I. von Eichstätt, dem späteren Papst Viktor II. (1055-1057) im Jahre 1053. Dieser Forstbereich umfasste westlich der Wörnitz Teile des heute "Oettinger Forst" genannten Waldes sowie die Hölzer auf dem Steilrand des westlichen Hahnenkamms bis zur Rohrach. Sie waren noch nicht der Siedlung erschlossen. Über das in diesem Raum nicht privat genutzte Land beanspruchte der König das Eigentumsrecht und gab es im Jahre 1053 an die Eichstätter Bischofskirche. Damals fielen wohl die noch vorhandenen, nicht in privater Hand befindlichen Restbestände des Sachsenhards und die Wälder in dem Herrschaftsbereich der späteren Burg Hohentrüdingen in das Eigentum der Eichstätter Kirche.

Doch im 12. Jahrhundert trat ein Wandel in der Geschichte der Eichstätter Grundherrschaft ein, der für die Gestaltung der zukünftigen Schicksale der Dörfer Ursheim und Appenberg von entscheidender Bedeutung werden sollte. Bischof Gebhard II. (1125-1149) wollte das Stift Heidenheim reformieren, in dem seit etwa 790 Weltgeistliche lebten, die im 12. Jahrhundert nicht mehr einen strengen christlichen Lebenswandel führten und die Pfründen käuflich erwarben. Bischof Gebhard II. wollte, dass in Heidenheim abermals ein Kloster entstehe und dass dort Benediktinermönche wieder Einzug hielten, die nach den strengen christlichen Formen der Hirsauer Bewegung in Armut und Keuschheit ein vorbildliches Leben führten. Dieses neue Kloster in Heidenheim wäre ein starker Stützpunkt des schwindenden Einflusses der Eichstätter Kirche auf dem Hahnenkamm gewesen.

Dagegen waren nun die inzwischen durch die Königslandpolitik des staufischen Königs Konrad III. (1138-1152) begünstigten Grafen von Oettingen. Graf Konrad von Oettingen, der Edle Friedrich von Truhendingen und der Edle Hermann von Auhausen widerstrebten der Reform des Klosters. Sie hintertrieben die Reformpläne Bischof Gebhards II. und versuchten selbst Einfluss auf die Besitzungen des Klosters Heidenheim zu gewinnen. Bischof Gebhard gelang es, den Edlen Adelbert von Truhendingen auf seine Seite zu ziehen. Er verlieh ihm als Lehen die weltliche Schutzherrschaft, die Vogtei, über Güter des Klosters und über eigene eichstättische Besitzungen im Hahnenkamm. Es kam zu zwei politischen Kräftegruppierungen um die Reform des Klosters.

Altes Schloss in Oettingen

Altes Schloss in Oettingen

Aquarell von Ludwig Mayle, 1848.
Bergfried Truhendingen

Der Bergfried

der ehemaligen Burg in Hohentrüdingen

Auf der einen Seite standen die Grafen von Oettingen im Bunde mit den Grafen von Hirschberg, die eine Reform verhindern wollten, auf der anderen Seite der Edle Adelbert von Truhendingen als Verbündeter des Bischofs von Eichstätt. Die beiden Truhendinger Brüder, die Edlen Friedrich und Adelbert, scheinen in der Frage der Klosterreform unterschiedlicher Meinung gewesen zu sein. Ob es zu Gewalttätigkeiten zwischen den beiden Mächtegruppierungen kam, ist nicht bekannt. Die Vorgänge um Heidenheim in der Mitte des 12. Jahrhunderts erregten die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und forderten sogar Entscheidungen des staufischen Kaisers Barbarossa und des Papstes heraus. Der Streit zog sich fast dreißig Jahre hin. Erst als Kaiser Barbarossa den Bischof Burchhard von Eichstätt (1149-1153), einen Gegner der Reform, seines Amtes entheben ließ und den energischen Bischof Konrad auf den Eichstätter Bischofsstuhl setzte, konnte die Reform vollendet und Heidenheim wieder in ein Kloster verwandelt werden.

Nach der Beendigung der Auseinandersetzungen erbaute der Edle Adelbert von Truhendingen in den ehemals eichstättischen Wäldern zwischen Hohentrüdingen und Hechlingen zum Schutze des reformierten Klosters Heidenheim eine Vogteiburg, von der der Hohentrüdinger Kirchturm noch ein eindrucksvolles Zeugnis zu geben vermag. Hohentrüdingen auf ehemals eichstättischem Grund und Boden wurde Mittelpunkt einer Adelsherrschaft, die weniger auf Eigengut, sondern vor allem auf der Bündelung von Vogteirechten über heidenheimisches, eichstättisches, solnhofisches und ellwangisches Klostergut beruhte.

Bei dieser Herrschaftsentwicklung dürften die Edlen von Truhendingen zur Dorf- und Gemeindeherrschaft in Döckingen, in Ursheim, Appenberg und Hechlingen, auch über den verschwundenen Hof Stampfreut bei Hagau (Kreis Donau-Ries) gekommen sein. Die Grafen von Oettingen konnten lediglich ihren Ministerialensitz in Ursheim eine zeitlang halten, sanken dann aber in dem Ort nur als Grundherrn ab, die in Gemeindeangelegenheiten nicht mitbestimmen konnten. Die Herren über das ehemals königliche, später eichstättische Besitztum in Hechlingen, Ursheim und Appenberg blieben im hohen Mittelalter die Edlen von Truhendingen, denen im 15. Jahrhundert die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach folgten.