Kloster Auhausen

Geschichte eines Klosters an der Wörnitz

 

Die Burg der Herren von Auhausen

Während des Investiturstreites gegen Ende des 11. und Anfang des 12. Jahrhunderts, als es um die rechte Ordnung in der Welt ging, ob der geistlichen Gewalt ein höherer Rang einzuräumen sei als der weltlichen, begannen manche Adelsfamilien in Deutschland gegen die Macht des Königtums zu rebellieren. Eine lange, zermürbende Auseinandersetzung zwischen der päpstlichen Machtgruppierung und der Anhängerschaft König Heinrichs IV. (1056 - 1106) war die Folge. Mancher adelige Herr wechselte mit seinem Gefolge wiederholt die Partei; man brannte sich gegenseitig die Bauernhöfe nieder oder zerstörte feindliche Burgen. In dieser Zeit erwachte das Selbstbewußtsein der Adelsherrschaften. Sie versuchten nun ihren oft weit zerstreuten Besitz um befestigte Stützpunkte zu konzentrieren, nach außen zu erweitern und nach innen zu verdichten. Territorialpolitik nennt man diesen Vorgang in der Geschichte, der sich über Jahrhunderte hinzog. Das Ziel war, von einer Herrschaft über Personen zu einer Herrschaft über die Fläche, über ein Territorium zu gelangen.

Westheim

Westheim

Blick zum Hesselberg

Auch die Edlen von Auhausen scheinen den Versuch der Besitzverdichtung in ihrer angestammten Heimat an der Wörnitz gewagt zu haben. In der Mitte zwischen ihrem namengebenden Besitztum in Auhausen und Westheim errichteten sie eine große Tiefenburg (Wasserburg) und zwar in der Au, heute ein ausgedehntes Waldstück, unweit entfernt von den Einzelhöfen der ehemaligen fränkischen Wehrbauern im Tal, die zum Teil noch erhalten, zum andern Teil im Lauf der Jahrhunderte aber verschwunden und zur Wüstung geworden sind. In diesem Auenwald südwestlich von Westheim an der ehemaligen Straße nach Auhausen sind noch Wälle und Gräben zu erkennen mit vorgelagerten Weiheranlagen. 1681 erscheint diese Befestigung unter dem Namen Burgstall. Diese Bezeichnung bedeutet so viel wie "Stelle, auf der einmal eine Burg stand". Nicht eine kleine Ministerialenburg hoch auf einem spitzen Berg war die Burg der Herren von Auhausen, sondern eine Tiefenburg, geschützt durch Mauern und Weiheranlagen davor. So eine große Anlage konnte sich nur ein edelfreies Geschlecht leisten.

Vor dem Zweiten Weltkrieg war die ehemalige Befestigung in ihrem gesamten Umfang noch gut zu erkennen. In der Zeitschrift "Fränkische Heimat", 7. Jahrgang 1928, Seite 384 - 385, hat sie der bekannte Vorgeschichtsforscher Dr. Frickhinger aus Nördlingen beschrieben. Freilich weist er diese Tiefenburg den Rittern von Westheim zu. Wir glauben, daß sie spätestens zu Beginn des 12. Jahrhunderts von den Edlen von Auhausen errichtet wurde. Diese hatten ja seit alter Zeit auch in Westheim Besitz und vor allem auch im Gebiet der Talleute.

Lobdeburg

Die Ruine der Lobdeburg in Thüringen

Von Tnemtsoni - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=36801965

In der Zeit des frühen 12. Jahrhunderts bahnte sich im fränkisch- schwäbischen Grenzgebiet und damit auch im Westheimer Becken, dieser bedeutenden Verkehrs- und Siedlungslandschaft zwischen dem Ries und dem altbesiedelten Altmühltal eine neue politische Kräftegruppierung an, nicht ohne die Förderung durch die staufischen Herzöge Friedrich den Einäugigen (gest. 1147) und vor allem durch Konrad, den späteren König Konrad III. (1138 - 1152). Vor allem Konrad betrieb schon als Herzog im Auftrag seines salischen Onkels, des Kaisers Heinrich V. (1106 - 1125) eine energische Königslandpolitik entlang der Straße Ulm - Nördlingen - Oettingen - über Westheim - Ostheim - Gunzenhausen nach dem Königsgutbezirk um Nürnberg. In Gnotzheim wurde diese Straße in einer Urkunde der Edlen von Truhendingen 1279 via regia = Königsweg genannt. König Konrad bediente sich schon als Herzog beim Aufbau seines Königslandes "von Herrschaftsinseln verschiedenster Art, um seine Königsgewalt präsent zu machen" (Odilo Engels). Solche Herrschaftsinseln waren auch im Raum des Klosters Auhausen die Adelsherrschaften der Oettinger Grafen und der Edlen von Truhendingen, deren sich Konrad bediente. Konrad kamen beim Aufbau seiner Königslandpolitik von den staufischen Kerngebieten im Remstal, Ries und Ostalb in Richtung Nürnberg und Würzburg seine vielen Blutsverwandten und Parteigänger zu Hilfe. Die Oettinger Grafen, selbst enge Verwandte König Konrads, wurden an der Straßenkreuzung Oettingen, an der wichtigen Wörnitzfurt angesetzt und mit der Vogtei über fuldische Güter in Oettingen und Deiningen beauftragt. Sie entwickelten eine energische Eigendynamik territorialer Prägung über den Ehinger Forst, Reichenbacher Forst und die Wälder um das heutige Wassertrüdingen in Richtung Hesselberg, Teilgebiete der älteren Grafschaft Oettingen. Die Edlen von Truhendingen, wohl ebenfalls Blutsverwandte der Staufer, erhielten Vogteirechte über fuldische Güter in Solnhofen, Kurzenaltheim bei der Gelben Burg und in Altentrüdingen. Sie gewannen auch die Vogtei über die ellwangischen Güter an der Altmühlfurt bei Gunzenhausen. Ein Zweig der Edelfreien von Gnotzheim spaltete sich aus der Stammfamilie ab und errichtete auf dem Spielberg eine Burg.

So sahen sich die Herren von Auhausen zu Beginn des 12. Jahrhunderts ringsum von neu sich formenden Adelsherrschaften umgeben: Im Süden und Westen die Grafen von Oettingen, im Norden die Edlen von Truhendingen und im Osten die Bischöfe von Eichstätt (Heidenheim, Döckingen). Die Herren von Auhausen als das älteste von den nun hier anwesenden Adelsgeschlechtern mußte sich durch ihre Konkurrenten ringsum bedrängt und bedroht fühlen, erbauten hier schon früh zur Abwehr ihre Wasserburg zwischen Auhausen und Westheim, doch für die Zukunft war hier für sie keine raumgreifende Territorialpolitik mehr zu betreiben. Sie sahen hier im Grenzgebiet zwischen Schwaben und Franken ihre Chancen schwinden. Deshalb versuchten sie wohl einen Neubeginn im fernen Thüringen um die Lobdeburg bei Jena. Sie waren jedoch mit ihrer Stammheimat an der Wörnitz so verwurzelt, daß sie ihre alten Stammgüter nicht anderen Herren überließen. Sie gründeten schon geraume Zeit vor 1136 das Kloster Auhausen und statteten es mit einem Teil ihrer alten Stammgüter zwischen Wörnitz und Hahnenkamm aus. Das neue Kloster sollte als Gebetsstätte zum Heile der Seele ihrer Ahnen in Erinnerung bleiben. Deshalb behielten sie sich die weltliche Schutzherrschaft, die Vogtei, über ihr neues Kloster vor, die sie allerdings wegen der großen Entfernung nach Thüringen praktisch nicht mehr ausüben konnten und sie allmählich aufgeben mußten.