St. Zeno

Der Kirchenheilige von Windischhausen

Wie kamen die Edlen von Truhendingen in den Besitz der Kirche von Windischhausen?

Wappen der Truhendinger

Wappen der Truhendinger

Soweit aus den Quellen zu erfahren ist, gehörten um 1329 die St. Zenokirche in Windischhausen und die „Kapelle“ (Marienkirche) in Berolzheim dem Erbe der Edlen von Truhendingen an (1). Dieses Adelsgeschlecht erscheint erstmals mit den beiden Brüdern Friedrich und Adelbert von Truhendingen in einer Urkunde anlässlich der Gründung des Klosters Plankstetten 1129 unter Bischof Gebhard II. von Eichstätt (1125-1149). In der langen Zeugenreihe edelfreier Herren stehen Friedrich und Adelbert von Truhendingen an erster Stelle, an letzter erscheint ein Tageno de Peroluesheim (Berolzheim) (2).

Das bedeutet doch wohl, dass die beiden Truhendinger Brüder in einem besonderen Vertrauensverhältnis zu Bischof Gebhard II. von Eichstätt standen. Das zeigte sich auch etwas später, als der Eichstätter Bischof zur Stärkung seiner Macht im Hahnenkamm das Kanonikerstift Heidenheim wieder in ein Benediktinerkloster verwandeln wollte (3). Der Bischof fand in Adelbert von Truhendingen einen treuen Gefolgsmann gegen die territorialen Bestrebungen der Grafen von Oettingen, die auf Kosten des Stifts Heidenheim ihre Macht in Richtung Hahnenkamm erweitern wollten.

Dabei musste der Bischof allerdings die Truhendinger entlohnen durch Vergabe der Vogtei über die dem Bischof verbliebenen Besitzungen im Hahnenkamm. Darunter könnte auch die Vogtei über eichstättischen Grundbesitz in Windischhausen und Berolzheim gewesen sein. Angesichts der Tatsache, dass die Edlen von Truhendingen in den Besitz der Kirche zu Hausen (Windischhausen) gelangten, muss noch einmal die Frage gestellt werden: Waren es vielleicht die Truhendinger, die bei der Übernahme der Kirche aus den Händen des Bischofs von Eichstätt den Kult des heiligen Zeno in Windischhausen einbürgerten?

Will man nicht annehmen, dass die lange Epoche hindurch von der Kirchweihe durch Gundekar II, (1057-75) bis in die Gegenwart die Kirche zu Windischhausen ununterbrochen mit dem Patrozinium des heiligen Zeno verbunden war, so könnte man an einen Patrozinienwechsel denken, der infolge der Übernahme der Kirche durch die Edlen von Truhendingen bewirkt wurde. Wechsel des Kirchenheiligen kommen zwar selten vor, aber sie fanden bisweilen doch statt, wenn etwa ein Kloster eine neue Pfarrei bekam und es seinen Heiligen an Stelle des herkömmlichen durchsetzen wollte. Da es möglich erscheint, dass Angehörige der Truhendinger Familie in der Stauferzeit im Gefolge der Italienzüge der deutschen Könige dabei waren und dort in einer der Kirchen die Verehrung des heiligen Zeno kennen lernten, ist das nicht auszuschließen. Von Friedrich III. von Truhendingen ist bekannt, dass er an der Belagerung von Brescia im Gefolge Kaiser Friedrich II. teilnahm (4).

Es ist aber gewiss nicht notwendig, anzunehmen, dass ein Truhendinger Edelherr selbst in Italien war, um den Kult des heiligen Zeno kennen zu lernen, denn dieser war längst über die Alpen in die bayerischen Lande südlich der Donau vorgedrungen und hatte auch in Regensburg Fuß gefasst, in einer Stadt, in der die Truhendinger durch ihre Blutsverwandtschaft mit den Wittelsbachern verkehrten. Hier könnte auch der heilige Zeno einen Liebhaber unter den Truhendingern gefunden haben (5).

Aus der Urkunde von 1329 könnte aber auch eine These über das Verhältnis der beiden Pfarreien St. Michael und St. Marien in Berolzheim gefunden werden, die freilich nur eine These bleiben muss. Die Tatsache, dass 1329 die „Kapelle“ St Marien und die Pfarrkirche St. Zeno in Windischhausen aus Truhendinger Erbe stammen und die untere und die obere Kirche in Berolzheim in einem Güterverband mit einem Schloss stehen und dass mit jedem Herrschaftskomplex ½ Dorfherrschaft angeschlossen ist, gibt doch einen Hinweis, dass hier einmal zwei adelige Brüder eine Teilung vorgenommen haben. Diese zwei Brüder könnten die erstmals 1129 genannten Friedrich und Adelbert von Truhendingen gewesen sein.

Mit dem einen Herrschaftskomplex wurde die ältere, schon seit der Karolingerzeit bestehende Michaelskirche verbunden. Beim anderen („oberen“) Erbkomplex fehlte zunächst eine Kirche, aber auch der Inhaber dieses Erbteils fühlte sich als Eigenkirchenherr gefordert, ein eigenes Gotteshaus für seine Grundholden zu errichten oder falls schon eine Kapelle bestand, diese zu einer selbständigen Pfarrkirche zu erheben. Dies könnte um 1180 geschehen sein, denn in dieser Zeit, als Bischof Otto von Eichstätt 1182-1196 das Bistum führte, fand in Berolzheim eine Aspersion (Weihe?) statt und diese könnte sich auf die obere Kirche bezogen haben (6). Diesem Gotteshaus St. Marien wurde die Pfarrkirche St. Zeno in Windischhausen zugeordnet. Die Marienkirche in Berolzheim ist wohl jünger als St. Michael, aber die vorgetragenen Gedanken bleiben auch nur eine These.

Anmerkungen:

  1. Urkundenbuch des Landes ob der Enns, Bd. 5, Wien 1868, S. 553-557.
  2. Heidingsfelder, Regesten der Bischöfe von Eichstätt, Nr. 327.
  3. Stefan Weinfurter: „Friedrich Barbarossa und Eichstätt“, in Jahrbuch für fränkische Landesforschung Bd. 52, 1992, S. 73-83.
  4. Dr. Hubert Ruß: „Die Edelfreien und Grafen von Truhendingen, Neustadt a. d. Aisch, S. 79.
  5. „Das Kassian- und Zeno-Patrozinium in Regensburg“ von K. Gamber, Deutsche Gaue 49, Band 1957, S. 16-28.
  6. Heidigsfelder Regesten Nr. 501/58.