Der Markt Heidenheim hatte um 1400 weitgehend städtische Verfassung, wurde aber keine wirkliche Stadt, weil die Ummauerung nicht zustande kam. Wie viele Städte im Mittelalter wurde Heidenheim zum Zwecke der Verwaltung und der Sicherheit bei Feuersgefahr oder zur Abwehr feindlicher Einfälle von herumstreifenden Räuberbanden in Viertel geteilt. Wann diese Maßnahme erfolgte, ist nicht bekannt. Im Salbuch 1535 wird von ihnen noch nichts erwähnt. Womöglich drängten erst die Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) zu dieser Einteilung. Die einzelnen Viertel wurden natürlich nicht durch genaue Markierungen abgegrenzt. Da Hausnummern um diese Zeit noch unbekannt waren, zog man auffallende Örtlichkeiten im Markt zur Benennung heran. In Heidenheim sind seit dem 17. Jahrhundert folgende Viertel bekannt:
Das Furter Viertel hat seinen Namen von einer Furt erhalten. Sie befand sich einst in der Nähe der Metzgerei Birklein. Dort floss der für Heidenheim bestimmende Bach vom Sammenheimer Berg kommend in südlicher Richtung über den Klosterweiher, die Klostermühle, Hochrädleinsmühle und Gallenmmühle zur Rohrach hinunter. Heute ist er zum Teil verrohrt. Im Volksmund wurde er früher nur Bach genannt. Bei der Metzgerei Birklein überschritt die Landstraße von Dinkelsbühl über Wassertrüdingen, Geilsheim und Ostheim kommend in Heidenheim diesen Bach. Zur Erbauung einer hölzernen oder gar einer steinernen Brücke fehlte jede Notwendigkeit, denn das Bächlein führte nur bei starken Regengüssen viel Wasser, das rasch abfloss. In normalen Zeiten konnte es ohne Schwierigkeiten durchfahren oder durchschritten werden. Einen solchen Durchgang, auch über kleinste Wasserläufe nannte man in alter Zeit Furt. Die Häusergruppe an dieser Furt bildete einst das Furter Viertel.
Das Steingruber Viertel, wurde nach dem alten Ortsteil von Heidenheim, der Steingrube, genannt, deren Name schon 1390 in alten Schriften erscheint. Einstmals wurden in der Steingrube wohl Steine gebrochen, weniger zum Hausbau als vielmehr zur Füllung von Schalenmauerwerk an der ehemaligen Klosterkirche. Die Leute, die dort wohnten, bildeten zusammen das Steingruber Viertel.
Das Krechelberger Viertel lag unterhalb des Krechelberges an der heutigen Krankenhausstraße. Krechelberg, so wird diese Höhe schon 1348 genannt. Der Name entstand wohl aus dem Begriff Kräckel oder Krächel, was "Krüppelwald" bedeutet. Zur Zeit der Klostergründung um 752 mag diese bergige Gegend noch mit Wald bedeckt gewesen sein. Mit der Teilung des ehemaligen großen Klosterbesitzes in einen nördlichen Teil um die Klosterkirche (später einfach "im Kloster" genannt) und in einen südlichen eichstättischen Teil mit dem Meierhof und der Walburgis-Pfarrkirch auf dem Krechelberg durch Bischof Gerhoh (787?-806?) entstand durch Rodung des Krechelwaldes ein eigener Ortsteil Krechelberg. Die dort gelegenen Häuser bildeten später das Krechelberger Viertel.
Das Ledergassenviertel erhielt seinen Namen von der ehemaligen Ledergasse. So nannte man einst die heutige Hechlinger Straße. Seit dem 14. Jahrhundert befanden sich dort am Bach Gerberhäuser, in denen Gerber oder Lederer wohnten und Leder herstellten. Daher wurde diese Gasse Ledergasse genannt. In ältester Zeit hieß diese Gegend einfach "am Bach". Heute hat sich das Gewerbe der Lederer aus Heidenheim längst verabschiedet. Auch die Namen Ledergasse und Ledergassenviertel sind verschwunden und durch den modernen Namen "Hechlinger Straße" ersetzt worden, obwohl der alte Weg nach Hechlingen einst vom Marktplatz aus über den Krechelberg führte.