1100 Jahre

Ursheim

und Appenberg

Blick vom Schmiedsberg

Blick vom Schmiedsberg

Der Ortsname Ursheim

Ein Ortsname ist zwar nur ein Name, den wir tagtäglich gebrauchen, ohne nachzudenken, was er bedeutet. Doch wer sich Gedanken über seine Entstehung macht und die älteste Schreibform zu Rate zieht, der wird in eine längst vergangene Zeit zurückgeführt und dann ballt sich in dem einzigen Namen bisweilen eine ganze Welt von Gedanken und Vorstellungen zusammen, die über die Gründung einer Siedlung Aufschluss geben können.

Der Name Ursheim besteht aus zwei Teilen, dem Bestimmungswort Urs und dem Grundwort Heim. Das Grundwort -heim war in Mode gewesen, als die Franken, der politisch aktivste deutsche Volksstamm des frühen Mittelalters, seine Ostbewegung einleitete und seinen Machtbereich vom mittleren Rhein (Worms- Mainz) entlang dem Main und dem Neckar in jenes Gebiet ausdehnte, das wir heute unter den Begriffen Württembergisch Franken, Unter-, Ober- und Mittelfranken verstehen. In dieser Zeit des 6.- 8. Jahrhunderts wurden viele Orte, der Mode der Zeit folgend, mit dem Grundwort -heim benannt, wobei man festhalten muss, dass nicht alle Ortschaften dieser Benennung auch von Angehörigen des fränkischen Stammes gegründet wurden. Man folgte einfach dem Gebrauch der Zeit.

Dem Grundwort -heim dürfen wir zu der Zeit, als der Ortsname Ursheim entstand, nicht die moderne Bedeutung zulegen, die ihm heute innewohnt. Wir verstehen in unserer Zeit unter einem Heim eine schöne, komfortable Wohnung, ein Haus mit schmuckem Garten und allen dazugehörigen, vielgepriesenen Ausstattungen. Das Grundwort -heim bedeutete dazumal allgemein "Einzelhof, Gehöft", wobei wir uns nur ein einstöckiges, aus Holz und Lehm errichtetes, schlichtes Gebäude vorstellen dürfen, das eher unser Mitleid als unser Wohlwollen erregen könnte.

Nun zum ersten Teil des Namens Ursheim, zum Bestimmungswort Urs. Was bedeutet Urs? Hier bestehen verschiedene Meinungen in der Forschung. Der bekannte Namenforscher Ernst Schwarz möchte in dem Bestimmungswort den Personennamen Urso erkennen, der nach dem lateinischen ursus gebildet wurde und Bär bedeutet. Der Ortsname Ursheim müsste demnach erklärt werden: Heim (Einzelhof) eines Mannes Urso = Bär. Damit ist also nicht etwa das bekannte Tier Bär gemeint, das bei uns längst ausgerottet wurde, sondern eine Person, die den Tiernamen Bär führte. Solche Tiernamen waren früher in der Namengebung üblich. Noch heute existieren ja Familiennamen wie Wolf, Bär, Lux, Hase, Hirsch, usw. Die Deutung des Ortsnamens Ursheim als "Heim eines Urso = Bär, die im Volksmund schon lange bekannt war, hat den Ursheimern den Neck- und Spottnamen "Bärenhäuter" eingebracht und wohl bisweilen in vergangenen Zeiten an Kirchweihtagen zu einer handfesten Rauferei mit den Ortsnachbarn von Hechlingen, Döckingen, Polsingen oder Trendel geführt.

Was aber ist unter einem Bärenhäuter zu verstehen? Die Bezeichnung entstand aus der Redensart "auf der Bärenhaut liegen, nichts zu tun, faulenzen". Sie wurde im 16. Jahrhundert von "Landsknechten außer Dienst" gebraucht. Das Märchen vom Bärenhäuter handelt von einem, der sich aufgrund eines Paktes mit dem Teufel sieben Jahre nicht wäscht und sich nicht Haare und Nägel schneidet, dann vom Teufel frei wird und ein schönes Mädchen heiratet. Es liegt also ein abschätziger, verächtlicher Sinn in dem Begriff Bärenhäuter. Doch die Ursheimer mögen beruhigt sein. Ortsneckereien brauchten früher solche derben Herabsetzungen des Nachbarortes und so mag man sich damit trösten, dass die Döckinger Kooter (Kater), die Heidenheimer Schafläus, die Hohentrüdinger Kerschlschritzer, die Ostheimer Schrollenbumser und die Polsinger Ringelspatzen hießen. Vorbei ist das heute, längst vorbei.

Die ältesten Ursheimer waren gewiss keine Bärenhäuter, sondern fleißige Menschen, die hart arbeiten und viel Wald roden mussten, um den Nahrungsraum zu erweitern und die Abgaben an die Grundherren zu erwirtschaften. Heute mögen die Bewohner mit der Gewissheit leben, dass ihr Ortsname wohl mit einem Bären nichts gemein hat, sondern höchstens mit einem Gründer des Ortes, der den Namen Bär führte. Der Verfasser des Historischen Ortsnamenbuches, von Bayern, Altlandkreis Gunzenhausen, Dr. Robert Schuh deutet den Namen Ursheim: "Zum Heim eines Urs" oder "Zum Heim eines Urri", wobei er hinter beide Deutungen ein Fragezeichen setzt. Der Name Urs ist in althochdeutscher Zeit für Personen bezeugt. Infolge der Ähnlichkeit des Ortsnamens Ursheim mit Auernheim in einer alten Form Urtiheim ist allerdings oft nicht zu entscheiden, um welchen der beiden Orte es sich handelt. So wie der Ortsname Ursheim als "Heim (Einzelhof) eines Urs" im Historischen Ortsnamenbuch gedeutet wird, so der von Auernheim als "Heim eines Uro". Mit einem Bären hat der Ortsname Ursheim nach dieser Deutung ebenso wenig zu tun, wie der Name von Auernheim mit einem Auerochsen.