St. Zeno

Der Kirchenheilige von Windischhausen

Über das Alter der zwei Pfarrkirchen in Berolzheim

Darüber wurde in der örtlichen Forschung von Berolzheim schon wiederholt nachgedacht. Der im Jahre 1928 verstorbene Carl Carben, zuvor in Berolzheim als Apotheker tätig, und mit der Geschichte des Ortes bestens vertraut, hat in seinem 1929 bei Tuffentsamer in Gunzenhausen erschienenen Schrift „Beiträge zur Ortsgeschichte von Markt Berolzheim“ zum Alter der zwei Pfarreien in Berolzheim keine Stellung bezogen. Er betont zwar, dass die der Jungfrau Maria geweihten Kirchen als die ältesten im Lande gelten, aber er entscheidet sich in der Frage, welche die älteste Pfarrei sei, nicht in seinem sonst so hervorragenden Buch über Berolzheim.

Im Jahre 1934 befasste sich der bekannte Historiker Dr. Wilhelm Kraft in einem Aufsatz im „Gunzenhäuser Heimatboten“ Band IV, Seite 129 und 134-135 mit Berolzheim. Darin ging er auch auf Seite 131 auf die Kirchen in dem Ort ein. Er schreibt darüber: „Zweifellos bestanden beide Pfarreien in ältester Zeit nicht, sondern nur die eine, St. Michael als eigentliche, deutlich heute noch charakterisierte Altpfarrei. Für diese Tatsache spricht heute noch das Vorhandensein des Kirchhofes um St. Michael (heute aufgelassen), das Recht der Einnahme des Großzehntens seitens des Kircheninhabers (Domkapitel Eichstätt) in der ganzen Gemeinde Berolzheim und endlich die Verpflichtung des unteren Pfarrers zur Unterhaltung des Faselviehes, des Schweinebären für die Gemeinde, innerhalb welcher der untere Pfarrer den Widumhof mit den anhaftenden Gemeinderechten besaß. Anfangs hatte die Pfarrei anstatt des Widumhofes etwas an Getreide und Geld deputiert“. Dr. Kraft entschied sich in der Frage nach dem Alter der beiden Berolzheimer Pfarreien für die Michaelispfarrei als die ältere.

1936 verfasste Pfarrer D. Schattenmann in „Alt-Gunzenhausen“ Heft 13 einen Aufsatz „Die Frühgeschichte Markt Berolzheims“. Er unternahm den Versuch, die Pfarrei St. Maria als die ältere anzusprechen. Er war der Ansicht, dass die Gründung Berolzheims durch diese Siedlungsrichtung vom Hahnenkamm aus hinab in das Tal erfolgte, denn „das Altmühltal war früher ein großer Sumpf und dieses sumpfige Gelände reichte vielleicht sogar herauf bis in das untere Dorf“. Dieser These wird man durch die neuen Erkenntnisse der Siedlungsforschung nicht mehr folgen können, denn das Altmühltal war bei der Gründung Berolzheims sicherlich kein Sumpfland mehr, denn zwischen die Altmühlaue und den Hahnenkamm schiebt sich ja das Albvorland herein, das schon zur Römerzeit wegen seiner tiefgründigen Schwarzjuraböden besiedelt war.

Als Begründung seiner These, dass die Pfarrei St. Marien (die obere Pfarrei) die ältere sei, stützte sich D. Schattenmann vor allem auf das Marienpatrozinium. Nun ist man sich in der Patrozinienforschung zwar einig darüber, dass der heiligen Maria schon in ältester Zeit Kirchen geweiht wurden, dass die Christus am nächsten stehende Heilige aber auch noch im hohen Mittelalter, ja noch bis in die Gegenwart herein Kirchen dem Schutze der Gottesmutter anvertraut wurden. So lassen sich also von den Kirchenheiligen ausgehend keine sicheren Schlüsse auf das Alter der Doppelpfarrei in Berolzheim ziehen, zumal auch der heilige Michael schon in frühester Zeit als Kirchenpatron verehrt wurde (31).

Anmerkungen:

  1. Johann Dorn, Beiträge zur Patrozinienforschung in Archiv für Kulturgeschichte, S. 24 ff.