Die Katzenhub

zu Döckingen

Die Katzenhub, Bestandteil des eichstättischen Fronhofverbandes

Bäuerliche Arbeiten

Bäuerliche Arbeiten

im Laufe des Jahres

Heutzutage kann bei uns jeder Bauer auf seinem Hof wirtschaften, wie es ihm beliebt. Es bestehen volle Freiheit in der Wirtschaftsführung, volle Verfügungsgewalt über den zum Hof gehörigen Grund und Boden. Höfe können heute durch Verkauf und Zukauf von Land je nach Bedürfnis zertrümmert oder vergrößert werden. In früheren Jahrhunderten war das anders. Die mittelalterliche Welt wurde vom Adel und von der ihm eng verbundenen Kirche beherrscht. Sie geboten über den Grund und Boden im Dorf. Auch in Döckingen gehörte der größte Teil des Landes der Kirche. Die Eichstätter Domkirche hatte neben den Klöstern Heidenheim und Auhausen den Löwenanteil erworben. Ihr Besitz war nach einem wohldurchdachten Plan geordnet, wobei es natürlich fraglich bleibt, ob diese Ordnung erst durch die Eichstätter Kirche oder von einem früheren Besitzer, etwa dem fränkischen König, vorgenommen wurde. Die Katzenhub war im 13. Jahrhundert Bestandteil eines großen Fronhofsverbandes, der unter der Bezeichnung curia villicalis im ältesten Lehenbuch des Hochstifts Eichstätt erscheint. Die Vogtei war zu dieser Zeit an die Edelherren von Truhendingen (Hohentrüdingen) verlehnt (1). Dieser Fronhofverband erweckt den Eindruck hohen Alters und läßt sich auf Grund späterer Quellen in seinem Umfang und in seiner Gliederung erschließen (2).

Das Kernstück bildete ein Salhof (Fronhof, Meierhof) mit 120 Morgen Ackerland, 30 Tagwerk Wiesen und 24 Tagwerk Wald, das Kayholz genannt, am Polsinger Berg. Der heutige Meierhof im Tal, im Volksmund Moar genannt, ist als Nachfolger des alten Salhofes zu betrachten, wobei man bedenken muß, daß durch die freie Güterbewegung des letzten Jahrhunderts keine größenmäßige Übereinstimmung mehr bestehen kann. Der Verwalter dieses Großhofes wurde im Dorf von jeher als Meier bezeichnet. Das Wort Meier kommt von dem lateinischen maior, das heißt „der größere“, weil der Meierhof sich eben durch seine Größe und durch seine Führungsrolle von den anderen Höfen im Dorf unterschied. Die heute viel verbreiteten Namen auf Meier (Habermeyer, Klostermeyer, Dinkelmeier usw.) erinnern alle an bäuerliche Menschen eines etwas gehobenen Lebensstiles, gleichsam an einen unfreien Bauernadel, der als Wirtschafter auf den zahlreichen Meierhöfen im Land saß. Angehörige dieser Gruppen bevorzugter Bauern pflegten einst häufig zusammenzuheiraten. Der Bauer, der auf dem Meierhof saß, war durch eine gewisse Standeswürde ausgezeichnet, so daß man ihn gewöhnlich nicht mit seinem Vor- oder Familiennamen anredete, sondern mit seinem Standesnamen, man sprach vom Meier, mundartlich „der Moar“. Er verwaltete und bearbeitete hier in Döckingen im Auftrag der Eichstätter Domkirche diesen Großhof im Tal und hatte sich durch seine Arbeit auch ein gewisses Anrecht auf ihn erworben, so daß er den Hof an seine Söhne vererben konnte.

Zur ordentlichen Bewirtschaftung dieses Sal- oder Herrenhofes reichte freilich die Arbeitskraft der Meierfamilie nicht aus, zumal zu jener Zeit mehrere Pferde und Ochsengespanne zu betreuen waren. Daher gehörten in den Meierhof zu Döckingen im 15. Jahrhundert noch sechs kleinbäuerliche Güter, Hofstätten genannt, mit denen nur sehr wenig Land verbunden war, so daß die daraufsitzenden Familien als Taglöhner mit ihrer Arbeitskraft dem Meierhof zur Verfügung standen. Der Großteil des eichstättischen Grund und Bodens in Döckingen war aber an selbständig wirtschaftende Bauernfamilien ausgegeben. Hufe oder Hube nannte man im Mittelalter ein derartiges Bauerngut. Die Hube war das vom Grundherren zugemessene, der Arbeitskraft einer Familie angepaßte Gut, das so zugeschnitten sein mußte, daß der Bauer außer seinem und der Seinen Unterhalt auch die grundherrlichen Abgaben herauswirtschaften konnte. Eine dieser Huben in Döckingen war die Katzenhub, eine andere nannte man Zeilhub, wieder eine andere Seehub. Insgesamt waren es 1535 noch fünf Huben, dazu zwei Wirtschaftseinheiten, die mit dem Begriff Hof bezeichnet wurden, und mehrere Kleingüter, sogenannte Selden, die alle einst aus dem Grund und Boden der Eichstätter Kirche stammten.

Ihre gemeinsame Herkunft läßt sich aus einer ihnen allen eigenen Abgabe, der Baudingshenne, erschließen. Sie erinnert noch an das gemeinsame grundherrliche Hofgericht, das Bauding. Alle Döckinger Bauern, auch die Kleinbauern, die Seldner, die von der Eichstätter Kirche Grund und Boden besaßen, waren verpflichtet, zu diesem Gericht zu erscheinen. Sie mußten genauestens über ihren Besitz Bescheid wissen, über den Stand ihrer Felder und Saaten berichten und erhielten dann ihre wieder vom Vertreter des Bischofs verliehen. Beim Baudingsmahl im Meierhof durften die Bauern dann am Tisch ihrer hohen Herren essen und diese Tisch- und Speisegemeinschaft festigte den eichstättischen Fronhofsverband in Döckingen wie eine große Familie. So hielt dieser grundherrliche Wirtschaftsverband durch die Jahrhunderte zusammen, ohne daß Einzelheiten darüber verbreitet wurden. Zum erstenmal erscheint diese Einheit im ältesten Lehenbuch des Hochstifts Eichstätt um 1300 unter dem Sammelbegriff curia villicalis. Die Katzenhub war Bestandteil dieses Fronhofsverbandes.

Anmerkungen

  1. Staatsarchiv Nürnberg, Ältestes Eichstätter Lehenbuch Bl. 5.
  2. Staatsarchiv Nürnberg, Rep. 122 Nr. 59 Bl. 134 bis 153.