Das tägliche Brot, Milch und Fleisch, dazu Flachs und Wolle bildeten die Lebensgrundlagen für die Menschen früherer Jahrhunderte. Was auf der heimischen Scholle erzeugt werden konnte, garantierte ein gesichertes Dasein. Das tägliche Brot wuchs auf dem Ackerland, Fleisch und Milch lieferten Rinder, Schafe und Schweine. Aus der Rinderherde kam schließlich noch die Zugkraft, die für die Bewegung des Pfluges vonnöten war und so für die Bearbeitung des Bodens sorgte. Die Erhaltung und Betreuung der Herden blieb eine wesentliche Aufgabe der Gemeinde. Doch die Herden mußten beweglich bleiben, denn wenn ein Grasplatz abgeweidet war, zogen sie auf einen anderen, der womöglich weit abgelegen war.
Im zeitigen Frühjahr je nach Witterung trieb der Hirte seine
Herde auf die Weide. Die in privaten Besitz befindlichen Wiesen hatten
als erste der Dorfherde als Weideplatz zu dienen. Jeder Wiesenbesitzer
hatte auf seinen Grundstücken bis Walburgi (1. Mai) eine Vorhut
(von hüten) zu dulden. Von diesem Tag an wurden die Wiesen
eingeschlagen, das heißt für die Herde verboten, damit Heu
und Grummet zur Überwinterung der Viehbestände gedeihen
konnten. Ab Michaelis (29. September) standen die Wiesen der
Rinderherde wieder zur Verfügung. Die Herden hatten das Recht,
auf das Brachfeld zu ziehen. Das erst im Juni (Brachmonat) umgebrochen
wurde.
Um einigermaßen Ordnung in das tägliche
Umherwandern der Herden zu bringen, wurde schon früh von der
Gemeinde Hohentrüdingen eine Übereinkunft getroffen,
zunächst mündlich überliefert und schließlich in
einem "Lucken-, Trieb und Hutbrief" schriftlich festgelegt. Der ging
1668 durch den Schulhausbrand verloren und wurde im Jahre 1670
erneuert. In diesem Brief wurden genau die Triebwege festgelegt, die
der Hirte mit seiner Herde zurückgelassen hatte. Bisweilen
führten diese Triebwege auch über private Grundstücke.
Der Eigentümer hatte diese "Lucken" bis zu einer gewissen Zeit zu
dulden. Dass es da trotz des "Lucken-, Trieb und Hutbriefes" bisweilen
Zank und Streit gegeben hat, verwundert nicht, denn die Kühe
hielten nicht immer die Ordnung ein und so sehr sich auch der Hirte
bemühte, es gab doch viel Ärger mit den privaten
Grundstücksbesitzern.
Einen Auszug (Extrakt) aus dem letzten Hutbrief vom Jahre 1671 ist im folgenden angefügt. Er stammt aus dem Jahre 1790. Wenige Jahre darauf wurden die Frühjahrsweide in Hohentrüdingen abgeschafft und die Stallfütterung eingeführt. Der Weidebetrieb ging zu Ende und damit Hirtenleben und Hirtenbrauchtum im Hahnenkamm.