Donnerstag den 4. Juni 1722, während eben das Kapitel zu
Wassertrüdingen war, wurde in Beisein Herrn Oberamtmanns von
Wackerbarth von Hans Kasper Leibenzeder, Maurermeister in
Hüssingen, der erste Grundstein zu dem Pfarrhaus geleget. Gott
fördere dieses gute Werk durch bequeme Witterung und bewahre
alle, die daran arbeiten, vor Unfällen.
1722
Donnerstag den 4. Juni 1722, während eben das Kapitel zu
Wassertrüdingen war, wurde in Beisein Herrn Oberamtmanns von
Wackerbarth von Hans Kasper Leibenzeder, Maurermeister in
Hüssingen, der erste Grundstein zu dem Pfarrhaus geleget. Gott
fördere dieses gute Werk durch bequeme Witterung und bewahre
alle, die daran arbeiten, vor Unfällen.
1723
Mittwochs den 13. Januar 1723 ist das neuerbaute Pfarrhaus allhier
von mir, Pfarrer Holfeldern, bezogen und das bis anhero bewohnte
Kaplaneihaus Westheim dargegen Hans Kaspar Meyer, als Käufern,
dessen, eingeordnet worden. Gott segne den Eingang in dasselbe, auch
jedesmalen den Ausgang. Anno 1723 hat die hiesige Pfarrgemein auf
mein an sie beschehenes Ansinnen zu wirklicher Einweisung der ihrem
Seelsorger schuldigen Liebe und Erleichterung, des an sich nicht nur
sehr weiten, sondern auch höchst untauglichen Kirchenweges, den
neuen und sogenannten Pfarrweg angelegt und zustand gebracht.
1725
Zur merklichen Erleichterung der Ökonomie und Überwindung
aller besorglichen Feuersgefahr ist, besagter Pfarrakten, auf mein,
den 4. 1725 beschehenes Supplicieren ( flehentliches Bitten ) der
vor dem Pfarrhof befindliche und von dem Vordernlohe als unter einer
Distanz ( Entfernung ) von 480 Schritten hereingeleitete
Springbrunnen, dessen Unkosten inklusive ( einschließlich )
des Teuchelholzes auf 149 Gulden 6 Kreuzer beloffen, mit der
Maß gnädigst bewilliget worden, dass die Gemein gegen das
offerierte onus conservande ( angetragene Unterhaltungspflicht ) mit
Aufgraben, Zudecken und Belohnen des Brunnenmeisters den Anstich
oder Abfall davon haben soll.
1762
Im Jahre 1762 am 15. Juni hat ein heftiges Wetter in unseren
hiesigen Turm geschlagen und hat nicht nur alles Holzwerk verbrannt,
sondern auch die Glocken hinabgeworfen, wovon die zwei kleinen
gänzlich verderbet, die große aber noch ganz geblieben,
doch ist sie nebst den zwei kleinen zu Crailsheim durch Herrn
Glockengießer Löch eingeschmolzen und drei andere Glocken
nach proportionierten Guß unterfertigt worden als eine von 1,
eine von 7, eine von 4 Zentnern gegossen worden.
1763
Den 7. September ist der Turm aufgerichtet und ein Spruch von dem
Zimmergesellen Neidlein getan worden. Um 8 Uhr ist mein Knecht, der
Wirth Fischer und Thomas Hausler abgefahren, die neugegossenen
Glocken zu Crailsheim abzuholen und am 10. September sind sie abends
um 5 Uhr glücklich zurückgekommen. Anno (im Jahre) 1763
Mittwoch, den 14. September sind die Glocken von dem
Glockengießer Lösch auf den Turm gehänget und
hierauf wieder ordentlich geläutet worden. Gott wöll
künftig Kirch und Turm vor allem Unglück gnädig
bewahren. Am 16. September hat man das erstemal mit den Glocken 11
und 12 Uhr geläutet.
1770
Im vorigen Herbst, Winter, Frühjahr und Sommer hatte man
beständig Regenwetter. Auch fiel um Ostern noch ein grausamer
Schnee, der 14 Tage liegen blieb. Die Vögel sind dabei dem
Tausend nach umgekommen, sonderlich die Lerchen, welche man mit der
Hand auf dem Feld fangen konnte. Die beständig nasse Witterung,
sonderlich der letzte Schnee tat denen Früchten so weh, dass
wir ein großes Mißjahr bekamen. Ganze Morgen standen da
mit Roggen, Dinkel, Gersten, darauf man kaum eine Garbe bekam. An
Roggen war vornehmlich Mangel. Die Teuerung wurde sehr groß
und welches das wunderbarlichste ist, so fing sie um die Erntezeit
an und wuchs beständig. Das Brot wurde zum Erbarmen klein. Zu
Ende dieses Jahres kostete der Simra Roggen, nämlich 10
Oettinger Viertel 36 - 38 Gulden, der Kern (enthülster Dinkel)
und Weizen ebensoviel, das Simra Gersten 42 - 45 Gulden, Haber 16
1/2 Gulden, ein mittelmäßige Welschruben 2 Kreuzer. Kraut
ist wenig gewachsen.
1771
Den 5. Mai Sonntag Rogate, abends zwischen 4 und 5 Uhr, hatten wir
hier ein erstaunliches Hagelwetter. Der Hagel war wie die Schusser,
aber in großen Mengen. Das beste war, dass der Same noch
ziemlich klein war. Die Blütknospen, die eben beim Ausbruch
waren, wurden meistens von den Bäumen geschlagen.
1785
In eben diesem Jahr ist von Herrn Oberamtmann der Gemeindacker neben
dem oberen Krautfeld auch abgeteilet worden und einem jeden Haus ein
Teil gegeben worden wie auch dem Pfarrer Nummer 42. Solches Feld
soll künftig zu Kraut- und Rübenbau angewandt werden.
Durch dieses und obige 2 Erdbirnfeld leidet ganz natürlich der
kleine Pfarrzehnt.
1781
Den 2. August in der Nacht um 11 Uhr kam ein starkes Kieselwetter
mit entsetzlichen Wassergüssen, welches manchen Schaden getan
am Sommerbau, doch nicht so sehr, als man vermutet hatte. An andern
Orten z.B. Döcking, Ursheim und Hechling war es stärker.
Besonders hatte der Haber gelitten. Im Monat November wurde Johann
Leonhard Schwarz von seiner Frau geschieden. In diesem Herbst ist
der hiesige Schäfer inhaftiert worden, welcher mit anderen
Schäfern Hämmel und Schafe gestohlen und dies Jahr
besonders viel. Allhier hat er 2 Stück gestohlen, so dem Wirth
gehöret.
1783
Den 7. Mai schlug das Wetter in die hiesige Kirche, zerschmetterte
das mittlere Kirchenfenster in den Schloßhof hinein. Weil die
Kirchentür offen stund, so fand der Blitz seinen Ausgang. Doch
hier und da fand man Spuren, besonders an den beiden Ecken des
Altars.
1784
Das vorige Jahr ereignete sich ein starker Nebel, so über sechs
Wochen gedauert und den man den Hährauch nannte. Man
befürchtete schwere Gewitter, allein es sind die Früchte
gut geraten. Nachdem solcher vergangen war, fiel eine Dürre
ein.
1787
Den 17ten Februar starb dahier Ihro Exzellenz Herr Wolf Philipp von
Leubelfing, der Letzte seines Geschlechts in Franken. Nur in Bayern
gibt es noch Grafen von Leubelfing, sowie auch der letzte
Oberamtmann dahier. Sein sehr ansehnliches Vermögen, das sich
über 200000 rheinische Gulden belief, erhielten seine armen
Schwesterkinder, die von Brandis aus Großen-Sorheim um Ries.
Von diesem Vermögen wurde vorzüglich auf Anregung des S.T.
(ohne Titel) Herrn Hofrat und damaligen Heiligen- Deputatus Christ.
Ferdinand Hänlein zu Ansbach, ein Kapital von 300 rheinischen
Gulden legiert (hinterlegt), dafür dem Herrn Verstorbenen ein
Grabmal gesetzt würde an den Platz in die Mauer, wo er begraben
lieget.
1788
Den 10. Januar wurde die mittlere Glocke wieder auf den Turm
gebracht, von welcher bei dem Trauerläuten für Ihro
Königliche Hoheit der verwitwete Frau Markgräfin Luise,
ein Stück ausgesprungen und verflossenen Sommer von Herrn
Johann Ernst Lösch zu Crailsheim wieder umgegossen worden. Sie
wiegt 7 Zentner und etliche 30 Pfund. Die Kosten darüber wurden
von gnädigster Herrschaft bestritten und von dem
Wohllöblichen Kastenamt bezahlt.
1791
Den 8. bis 9. Mai fiel eine starke Kälte ein, so dass es
ziemlich gefroren, da das Korn, so im tiefen Tale und an dem Wasser
stand, sehr großen Schaden gelitten.
1793
In diesem Jahr ist das Obst allhier sehr teuer geworden, weil an den
meisten Orten solches nicht geraten. Die Bachäpfel und Rubiner
kosteten das Hundert 1 Gulden, auch mehr; die Nüsse das Hundert
8 bis 9 Kreuzer.
1794
Am 26. August hat der Metzger Johann Leonhard Schwarzländer 1
Paar Kerzen gestiftet zur Dankbarkeit, dass ihn Gott so
gnädiglich erhalten, denn er fiel in den Brunnen im Vorderloh.
Dies 1794te Jahr war ein außerordentlich gesegnetes Jahr. Die
Winter- und Sommerfrüchte stunden herrlich und wurden auch
recht gut hereingebracht wie auch die Brachsachen.
1795
wurde die kleine Glocke im hiesigen Kirchturm umgegossen; sie wiegt
nur 384 Pfund und ist den 5ten August hierher kommen und
aufgehängt worden. Den 9. August kam mittag nach 3 Uhr ein sehr
starkes Hagelwetter, so großen Schaden an Fenstern und Feldern
getan, besonders im Unterberg. Es traf auch viele Äcker, Hafer
und Gersten litten Not. Und weil der Strich vom Sand her über
den Ort ging gegen das Hölzlein zu, so hatte ich (der Pfarrer)
viel Schaden, weil diesmal besonders hier die Brachfrüchte
stunden. Dahero mußte ich meinem Zehent- Beständer 30
Gulden erlassen. Den kleinen Zehnten habe ich anfänglich um 150
Gulden erlassen, weil alles nicht nur schön stände,
besonders der Flachs. Doch Dank sei dem großen Gott, dass er
es so gnädig gemacht. In Westheim, Großweiler
(Roßmeiersdorf) und Pagenhard hat es mehr Schaden angericht
und den Dinkel, Weizen, Gersten, Hafer hat es total verderbet. Der
Strich ging von hier über die Höfe und reichte bis
Dittenheim, wo es große Verwüstungen angerichtet.
Den 5. September kam die Erlaubnis, dass die verwitwete Frau
Wildmeisterin Werner sich durft einen eigenen Kirchstuhl bauen
lassen.
1797
Den 23. April abends nach 8 Uhr kam ein sehr starkes Donnerwetter
mit drei heftigen Schlägen, davon der erste in den Kirchturm
bei der Uhr eingeschlagen, den Draht zur Uhr geschmolzen, sonst aber
nicht gezündet und Schaden getan; im Wald einige Bäume
zerschmettert. Gott sei Dank, dass es gnädig vorbeigegangen.
1798
Das 1798te Jahr wahr ein recht gutes Jahr an Getreid. Das Obst ist
gar nicht geraten, weil der Winter sehr heftig war, so dass die
Nussbäume fast völlig verdorren und nicht eine einzige
Nuss bekommen. Hingegen war das Getreid etwas wert wegen des
Krieges.
Ich habe vergessen zu bemerken, dass im vorigen 1797ten Jahr wegen
der Viehseuche, so besonders in Westheim, Ostheim, Geilsheim ecetera
sehr stark grassierte, doch Gottlob hiesiger Ort verschont
geblieben.
1799
Im Jahre 1799 war das Getreid sehr reichlich ausgefallen und stund
in großem Preis. Das Obst hingegen ist hier garnicht geraten.
1802
Den 8. Dezember nachts zwischen 7und 8 Uhr ist durch einen heftigen
Knall ein Stück an der Kirchenmauer hinter der Orgel am
Krausischen Stand zersprungen und hat einen großen Riß
verursacht. Im Frühjahr 1803 ist diese zersprungene Mauer von
dem Maurermeister Johann Adam Meyer allhier wieder repariert worden.
1804
Am 9. Oktober, also am Kirchweihsonntag nachts zwischen 12 und 1 Uhr
kam in der Scheune des allhiesigen Untertans und Webermeisters
Johann Michael Wersching Feuer aus. In einer Zeit von einer halben
Stunde brannte die ganze Scheune nebst dem darin befindlichen
Viehstall ab. Es verbrannten 2 Ochsen, 1 Kuh, 1 Kalben, 4 Stück
Schafe und 1 Lamm. Zwei Gänse sind unbeschädigt geblieben,
weil sie bei Eröffnung des Stalles hinausgeflogen sind. Ferner
an Getreid verbrannten: 4 1/2 Schober Korn, woran 1/2 Schober zum
Samen schon gedroschen war, 1 Schober Dinkel, 1/2 Schober Dinkel und
Korn untereinander, 3 1/2 Schober Gersten. 1 1/2 Schober Hafer, 1
Schober und 10 Büschel Erbsen, 45 Büschel Linsen und 21
Büschel Bohnen. Ferner ein Wagen bis auf die Räder, ein
Futterstuhl, Seile, Dreschflegel und alles, was zur Scheune
gehört. Das Kalb wurde ganz verbrannt und das, was noch von den
Ochsen, Küh und den Schafen nicht verbrannt war, wurde hinter
dem Stadel eingegraben. Da gerade an diesem Kirchweihsonntag die
jungen Leute des Ortes bei Musik und Tanz sich vergnügten und
fröhlich waren, kamen sie alle aus den Wirtshäusern heraus
und halfen den Brand löschen. Auch wurde das Feuer durch den
Regen, der gerade auch zur rechten Zeit kam, bald völlig
gelöscht. Kein anderes Haus wurde von dem Feuer
beschädigt, nur dieser Stadel allein ist abgebrannt. Aus den
benachbarten Ortschaften Heidenheim, Hechlingen, Hüssingen,
Ostheim, Westheim, Geilsheim und den Weiler, sowie auch aus
Oettingen und Wassertrüdingen kamen Leute mit Feuerspritzen zum
Löschen des Feuers herbei. Der Urheber dieses eingelegten
Feuers ist bisher noch unbekannt geblieben. Dieser Brandschaden wird
auf 1000 Gulden geschätzt.
1806
Im Jahre 1806 den 22. April bezog ich, Pfarrer Johann Friedrich
Ebersberger, 15 Jahre lang gewesener Rektor zu Crailsheim, die
hiesige Pfarrei. Ich wurde von dem Herrn Wildmeister Krackher, dem
Schulzen und 5 Bauern von Wassertrüdingen aus mit allen den
Feierlichkeiten wie meinen Vorgängern eingeholet, auch bezahlte
die Gemeinde für 3 Wägen mit meinen Mobilien 100 Gulden.
Am 8. Juni als am 1. Sonntag nach Trinitatis wurde ich von Herrn
Dekan Frank von Wassertrüdingen unter Assistenz des Herrn
Seniors Vogt von Ostheim und des Herrn Kammerarius Ernst von
Westheim eingesetzt. Herr Justitzamtmann Schneider von Heidenheim
hielt eine Rede und Herr Registrator Loschge verlas das
Präsentations- Rescript. Ich selbst hielt meine Antrittspredigt
über den Text: Ich freue mich, dass ich von euch alles Gute
hoffen darf.
1808
Freitags den 11. August früh nach 1 Uhr schlug der Blitz in den
Kirchturm, zerschmetterte die Zeigerstange, fuhr an der großen
Glocke herunter, wovon man das Geklingel deutlich hörte und von
da durch einen Balken des Glockenstuhles, aber ohne die geringste
Spur des Sengens hintersich zu lassen.
1809
Sonntags den 4. Juni nachts gegen 11 Uhr fuhr der Blitz, von einem
entsetzlichen Donnerschlag begleitet, abermals in den hiesigen
Kirchturm. Er nahm seinen Weg an der eisernen Tulpe, die über
der Turmfahne hervorragte und die er herunterbog und
herabschleuderte, durch das Turmdach, welches er ganz abdeckte, von
da durch den Glockenstuhl, den er beschädigte und von der ihn
umgebenen Mauer gegen Abend (Westen) ein großes Stück
niederriß. Dann fuhr er im Innern des Turms an der Mauer
herunter, stürzte große Quadersteine herunter, drang von
der Seitenwand in die Sakristei und von dieser durch das Fenster in
den Schloßhof, wo er ein tiefes Loch in die Erde schlug. Von
der heftigen Explosion wurden alle Ziegel vom Turm und die erst vor
einem Jahr neu gemachten Jalousie-Läden zertrümmert und
herabgeworfen. Die Kanzeltüre in der Sakristei wurde zerbrochen
und endlich alle Fensterscheiben sowohl in der Sakristei als in der
Kirche zertrümmert.
1809
Bei der im Jahre 1809 allhier vorgenommenen Partial-Hutteilung
(Teilung der Weidegründe) erhielt die Pfarre Nr. 39, ein
ungefähr einen halben Morgen betragendes Stück Land in dem
Faulen Wasen unter dem für den Stahlischen Acker abgemessenen
Feldweg und Nr. 11, nicht gar ein Viertel Morgen, unter den unteren
Weiherbeeten links. Die die Pfarre betreffenden und von mir (dem
Pfarrer) bezahlten Teilungskosten machten 3 Gulden 39 Kreuzer. Der
durch diese Verteilung verursachte Ausfall bei dem kleinen Zehnten
soll durch ein Stück Land von der Gemeinde vergütet
werden.
1811
Bei der im Jahre 1811 abermals hier vorgenommenen Hutteilung erhielt
die Pfarre etwas über einen Morgen Land auf 3 Plätzen:
auf dem Breschlingberg Nr. 14;
in der Rauhgaß Nr. 23;
auf dem Heidenheimer Buck Nr. 41.
1812
Bei der Kirchenvisitation wurde vom Dekanat dem hiesigen
Dorfgerichte die zwei ersten Fenster von der Treppe her des
ehemaligen oberamtlichen Kirchenstandes als Kirchenstuhl angewiesen.
Auch wurde in diesem Jahr wegen Abbruch des Schlosses eine ganz neue
massive Kirchenmauer auf der Abendseite auf Kosten des Staates
aufgeführt.
1814 und 1815
Erfroren die Nüsse ganz, so dass der Zehnte auch nicht eine
einzige erhielt.
1816
Das Jahr 1816 war ein beispielloses nasses Jahr. Alle Flüsse
traten aus und verderbten große Landstrecken durch
Überschwemmung. Die benachbarte Altmühl trat das ganze
Jahr über nicht mehr in ihr Bett zurück. Alle Wege waren
grundlos und nicht mehr zu passieren. Das Korn mißriet,
Rußland ausgenommen, in ganz Europa. Hier wurden aus dem
Schober 1 bis 2 Viertel ausgedroschen. Große Hagelschauer, die
über alle Länder ausbrachen, richteten große
Verwüstungen an. Auch hier wurde dadurch das Winterfeld in
Kleinhausen und alles Obst ruiniert. Es gab nichts als etwas Gerste,
Hafer und Dinkel und die Brachfrüchte gaben nicht einmal den
dritten Teil ihrer gewöhnlichen Ernte. Hierzu kam noch ein
früh eintretender Winter, so dass der meiste Flachs auf dem
Felde blieb und im Frühjahr ganz verwittert und unbrauchbar
war. In Meinheim und anderen Orten an der Altmühl wurden Hafer
und Gerste erst nach dem neuen Jahr heimgebracht. Die bei uns
naß eingesammelten Erbsen, Linsen und Schweinebohnen
verschimmelten trotz aller Vorkehrungen auf dem Haufen. Das wenig
erbaute Kraut war um Neujahr im ganzen Dorf schon aufgezehrt und der
größte Teil unserer Schweine war an einer Seuche gefallen
und das Rindvieh wurde an dem schlechten Futter matt und kraftlos.
1817
im Jahr 1817 eine ungeheuere Teuerung aller Lebensbedürfnisse.
Die höchsten Getreidepreise waren im Juni 1817 folgende: Der
Münchner Scheffel Korn 75-80 Gulden; der Münchner Scheffel
Weizen oder Kern 95-100 Gulden; Gerste 60-65 Gulden; Hafer 30-35
Gulden. Schweinefleisch war nicht mehr zu haben; das Pfund
Rindfleisch 15 Kreuzer, Hammelfleisch 12 Kreuzer, Kalbfleisch 10
Kreuzer, 5 Eier 8 Kreuzer, ein Pfund Schmalz 1 Gulden 3 Kreuzer, das
Viertel Erdbirn 2 Kreuzer, eine Krautrübe 6 Kreuzer.
1817
Den 20. Juni schlug der Blitz nachmittags um 4 Uhr in das Haus des
unteren Becken Stöppler. In einer Minute stund das Haus
dasselbe von allen Seiten in lichten Flammen. Zwar wurde durch
unsere und unserer braven Nachbarn, der Heidenheimer, Ostheimer,
Westheimer und Hüssinger Anstrengung die Scheune und die
Wohnstube gerettet, aber die in Heugeschäften abwesenden
Stöpplerschen Eheleute verloren doch einen bedeutenden Teil
ihrer Mobilien. Auch erstickte das jüngste Stück Vieh.
Weil sich bei diesem Brande kein Lüftchen regte, so konnten die
benachbarten Strohdächer gerettet werden. Die Oettinger- und
Wassertrüdinger Feuerkünste (Feuerspritzen) kamen herbei
und der Fürst von Oettingen war selbst gegenwärtig. Die
Ostheimer Feuerkunst war aber die erste und die wirksamste. Unsere
Brunnen und der zugleich in Strömen fallende Regen gaben uns
doch diesmal genügend Wasser.
1817
In diesem Jahre bekam die Kirchenmauer bedeutende Risse und senkte
sich. Die Bauinspektion trug auf die Erbauung einer ganz neuen
Kirche gerade in der Mitte des Hügels an, welches auch
genehmigt wurde. Der Grund zu dieser Kirche wurde bereits im Herbste
1817 gelegt.
1818
Der Kirchenbau wurde im Laufe dieses Jahres fortgesetzt. Am
Trinitatisfest 1818 wurde die letzte Gottesverehrung in der alten
Kirche gehalten, die dann in der folgenden Woche behülfs der
Baumaterialien zu der neuen Kirche eingerissen wurde. Die
sonntäglichen Gottesdienste wurden den Sommer über bei
schönem Wetter auf dem Walle neben dem Brechhause und bei
schlimmen Wetter in der Schulstube gehalten. Am Weihnachtsfeste 1818
versammelte sich aber die Gemeinde zum ersten Male in der noch nicht
ausgebauten neuen Kirche.
1819
Am 31. Oktober 1819, als am neuverordneten Reformationsfest war auch
der Einweihungsakt unserer schönen Kirche. Der aus mehreren
Tausenden bestehende Zug ging unter Musik und dem Gesang "Sei Lob
und Ehr dem höchsten Gut..." von der Pfarrwohnung aus in die
Kirche. Herr Landrichter Schneider und Herr Rentbeamter Mozart aus
Heidenheim führten den Herrn Konsistorialrat und Dekan
Ebermeier von Dittenheim, Herrn Pfarrer Morns von Heidenheim und
Herrn Pfarrer Roth von Kurzenaltheim, führten als Assistenten
mich, den Ortspfarrer. Auch trugen wir drei letzteren die Vasa
sacra. Nach dem Liede "Nun danket alle Gott" hielt Herr Dekan die
Einweihungsrede und ich die Predigt, welche bei den Pfarrakten
liegt. Nach dem Schlussgebete und Singen wurde auch noch eine
Taufhandlung vorgenommen und so die feierliche Handlung mit
allgemeiner Teilnahme geschlossen. Die Gemeinde regalierte
(bewirtete unentgeltlich) die oben erwähnten Amtspersonen und
Assistenten mit einer Mahlzeit, welche fröhlich bei dem Beck
Stöppler eingenommen wurde. Nicht bloß die Kosten des
Kirchengebäudes, sondern auch die der Kanzel und des
schönen Altars, der Kirchenstühle und selbst die der
inneren Reparatur der Orgel wurden von dem Königlichen Areal
bestritten. Durch Stiftungen machten sich bei dieser Gelegenheit
verdient:
Der hiesige Söldner Johann Adam Dürr durch die
Stiftung des Brustbildes des großen Reformators.
Der hiesige Herr Wildmeister Kracker durch die Bekleidung des
Altars mit einem roten Tuche.
Der hiesige Schullehrer Heinrich Frieß durch die
Bekleidung des Altars mit einem weißen Tuche.
Die hiesige Gemeinde durch freiwillige Übernahme der
äußeren Verschönerung der Orgel, des Taufsteins
und der zwei Kreuze, welches letztere einen Aufwand von 52
Gulden verursachte.
1828
Im August erhielt der hiesige Heilgen (Kirchenstiftung) ein Legat
(Vermächtnis) von 200 Gulden von der Frau Belzmüllerin
Friderica Richter, einer geborenen Werner, Wildmeisterstochter von
hier, und verheiratet in Augsburg, unter der Bedingung, dass von den
davon fallenden Zinsen immer vor allem die nötigen Reparaturen
an den 4 Epitaphien (Gedenktafeln) der Wernerschen Familie in dem
neuen Kirchhofe sollen bestritten werden.
1831
stifteten die Länglerischen Eheleute, nämlich Johann Georg
Längler und sein Eheweib die Einfassung des Altars. Die
Besorgnis vor der in Oesterreich und Preußen herrschenden
Cholera war sehr groß. Für die an dieser Krankheit
Sterbenden wurde zum Voraus schon ein Begräbnisplatz auf dem
Vorderloh bestimmt, Gottlob aber nicht gebraucht.
1833
Die hiesige große Glocke bekam einen Sprung und wurde dadurch
klanglos. Auf Kosten des Areals wurde sie mit einem Aufwand von
beinahe 300 Gulden umgegossen von dem Glockengießer Probst in
Nördlingen. Sie wiegt 1034 Pfund, also 59 Pfund mehr als vor
dem Umguß und wurde zum erstenmal geläutet an der
Kirchweih dahier 1833, wo eine eigene zu dieser Behuf passenden
Predigt von dem derzeitigen Vikar Ferdinand Ebersberger
hierüber gehalten wurde.
1834
Die Erde von dem ehemaligen Schloßgarten, die Stachete
genannt, wich plötzlich, drückte die einfassende Mauer um
und machte die untere Hohlgasse dadurch unpassierbar. Dies gab die
Veranlassung, dass die früher enge Hohlgasse erweitert worden
ist. Zugleich hat die Gemeinde den Fahrweg nach Heidenheim bei dem
Baumgarten teils durch allmähliche Abtragung des Berges und
dann durch Chaussierung recht gut befahrbar gemacht.
1835
In diesem Jahr war wegen Ausbleibens des Regens in allen
Getreidearten ein sehr empfindlicher Mißwachs, besonders aber
im Heu und Grummet, so dass die hiesigen Einwohner ein Drittel ihres
Viehbestandes verschleudern mußten. Für eine Kuh erhielt
man 13 bis 14 Gulden.
1836
Auch in diesem Jahr war eine große Dürre, so dass sie
Müller garnicht oder nur wenig mahlen konnten. Der Klee ging
nicht auf und Gromet wuchs ebenfalls nicht. Endlich war ein totales,
noch nie erlebtes Mißraten aller Arten von Obst. Am 17.
September 1836 wurde die erste Kirchenvisitation allhier von einem
Abgeordneten des Königlichen Konsistoriums zu Ansbach
abgehalten, sowie einige Monate früher die Schulvisitation von
einem Kreisscholarchen zu Ansbach.
1840
Die umgegossene große Glocke wurde ganz auf Kosten des Areals
wieder hergestellt. Das Jahr 1840 war für die hiesige Gemeinde
sehr ertraglich, denn nicht nur gerieten alle Feldfrüchte,
sondern auch unsere Baumfrucht, so dass ein großer
Überfluß von Obst aller Art von uns eingeheimst wurde,
aber auch zugleich ein seltener Unwert stattfand, denn für 100
Bachäpfel wurden nicht gern um 20 Kreuzer bezahlt.
1841
Beim Ausasten einer Buche im Herrschaftswald fiel der hiesige
Söldner Georg Leonhard Dollhopf von der Leiter und starb 4
Wochen nachher an der Rückenmarkslähmung.
1842
Ein in ganz Deutschland unerhörte Dürre traf dieses Jahr
auch unsere Fluren. Es regnete nicht von April bis August.
Kirchengebete auf Kirchengebete um Regen folgten aufeinander. Vom
Morgen bis zum Abend war überall eine Klage über Futter-
und Wassermangel laut, doch gedieh auffallenderweise die
Winterfrucht gut und sehr wohlschmeckend. Haber und Gerste konnten
nicht geschnitten werden, sondern mußten gerupft werden. Der
Klee verbrannte überall und war fast nur einmal abzusicheln,
was umso schmerzlicher fiel, da so üppig seit undenklichen
Zeiten die Kleefelder im Frühjahr nie gestanden waren. Die
Obstbäume, welche in der schönsten Blütenpracht
prangten, verloren fast alle ihre Früchte durch Abfallen in der
drückenden Hitze. Die meisten Wiesen gaben keine Grummeternte,
denn jeder einzelne hütete seine Wiese ab, daher auch kein
allgemeiner Hirt bestellt wurde. Das Vieh fiel so im Preise, dass 17
bis 18 Gulden die teuerste Kuh kostete und 4 bis 5 Kreuzer das Pfund
Schaf- oder Kalbfleisch galt. Der Zentner Heu hatte den Preis von 4
Gulden. Der der Pfarrei zugehörende Birnbaum neben dem
Brechhause wurde durch die diesjährigen November- und
Dezemberstürmen bis auf den unteren Stamm umgerissen.