Die Schafzucht spielte im Mittelalter in Heidenheim wie überall im Land eine bedeutende wirtschaftliche Rolle. Die Kunstfaser war noch unbekannt, ausländische Wolle wurde kaum eingeführt. Man musste sich meist mit dem begnügen, was auf heimischer Weide von den Schafherden erbracht werden konnte. Die Wolle stand daher gut im Preis und wurde fast in allen Häusern auf dem Lande versponnen. Jedes Dorf hielt eine, manche zwei Schafherden, in die die Bauern ihre Schafe einschlagen konnten.
Das Kloster Heidenheim hatte schon früh seine eigene Schafzucht eingerichtet. Wir wissen nicht, wann dies geschah, doch darf angenommen werden, dass schon in der Frühzeit des Klosters eine eigene Klosterschäferei bestand. Schriftliche Nachrichten darüber bezeugen diesen Zustand aber erst um 1400. Da heißt es in dem sauber geschriebenen Salbuch aus dieser Zeit:
In Heidenheim waren also ein eigener Klosterschäfer und ein eigener Marktschäfer in Tätigkeit. Zwei Schäfer und zwei Herden zogen noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts über die Weideflächen der Gemarkung Heidenheim. Die trockenen Weißjuraböden der Hahnenkammhochfläche um Heidenheim, sowie die steilen Hanglagen, die nicht beackert werden konnten, boten den Schafen eine gesunde Weide. Das Kloster hatte auf der Ornatentonverebnung unterhalb des Schafberges einen eigenen Schafhof eingerichtet.
Nicht immer wurde die Schäferei vom Glück begleitet. So lesen wir im Rechnungsbuch des Abtes Wilhelm von Vestenberg (1427-1446):
Der Abt konnte sie trotzdem verkaufen:
Als das Kloster 1537 aufgelöst wurde, bestanden seine wirtschaftlichen Einrichtungen weiter. Das Ende der Klosterschäferei nahte erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Im Juli 1714 kam von der Hochfürstlichen-, Hochlöblichen Kommission der Vorschlag, die allhiesige Bürgerschaft möge den Hochfürstlichen Schäfhof allhier erkaufen. Das war wohl mehr eine Aufforderung als eine Bitte. Unter der Bürgerschaft von Heidenheim entstand große Aufregung, denn jeder musste für die hohe Summe mit seinem Vermögen bürgen. Nach manchem Hin- und Her kam der Entschluss zustande, die Marktgemeinde wolle den Schafhof kaufen. Darauf wurden Caspar Schmidt, Meier, und Nikolaus Koderer aus dem Krechelberger Viertel, Michael Klaufliegel und Johann Christian Repmann aus dem Ledergassenviertel, Hans Leonhard Edelmann und Hans Martin Ortner aus dem Furter Viertel, Michael Stark und Georg Michael Paul aus dem Steingruberviertel als Bevollmächtigte der gesamten Bürgerschaft unter Zuziehung des Vogtes, der Bürgermeister und des Rates beauftragt,
Die Gemeinde konnte die 2000 Gulden, die an Neujahr fällig wurden, nicht sogleich aufbringen Herr Rittmeister Herold wurde gebeten, die Summe vorzustrecken, gegen Verzinsung. 1715 ritten der Vogt und der Gerichtschreiber, dann Herr Repmann und der Scribent (Schreiber) Horn nach Gunzenhausen und nahmen das Kapital der 2000 von Herrn Rittmeister Herold in Empfang. Sie waren mit 4 Pferden unterwegs, verzehrten über Mittag und nachts 9 Gulden und 20 Kreuzer. Der Frau Rittmeister Heroldin wurden 4 Zuckerhüte verehrt um 6 Gulden, 20 Kreuzer. Die Rückzahlung dauerte viele Jahre. 1724 hatte man noch immer die 2000 Gulden stehen. Rat und Bürgerschaft wurden endlich im Jahre 1725 einig, die 39 Tagwerk Gromahd- und Herbstwiesen zu verpachten, um die Schulden der Gemeinde an Major Herold abtragen zu können.