Hohentrüdingen

Aus der Geschichte eines Dorfes

Altentrüdingen im Besitz des Klosters Fulda

Kloster Fulda um 1655
Kloster Fulda um 1655

Daß Altentrüdingen zu den frühen Siedlungen der Landnahmezeit gehört, das geht auch daraus hervor, daß es bereits im 8. Jahrhundert schon namentlich erwähnt wird. Das ferne, im Jahre 744 von einem Getreuen des heiligen Bonifatius gegründete Kloster Fulda hatte dort gegen Ende des 8. Jahrhunderts reichen Grundbesitz erhalten. Dieser später vornehmsten Abtei im rechtsrheinischen Raum, die dem Rang nach höher stand als manche Bischofskirche, flossen schon früh reiche Schenkungen an Grund und Boden aus allen Gegenden Deutschlands zu, weil eben dort das Märtyrergrab des heiligen Bonifatius sich befand. Auch in unserer weiteren Heimat aus dem Hahnenkammvorland, aus dem Ries, aus der Ostalb und dem Donauland um Dillingen bemühten sich die Adelsfamilien aus Sorge um ihr Seelenheil, dem Kloster Fulda Güter zu schenken.

In dieser Epoche des ausgehenden 8. Jahrhunderts lebte in unserem Raum eine vornehme Dame namens Dietlind von Alemannien. Wir wissen über sie nicht viel mehr als ihren Namen. Auch sie übergab dem Kloster des heiligen Bonifatius in Fulda in der Zeit um 800 Güter in einem Ort Trutmuntesheim.

Darunter müßte eigentlich der Ort Trommetsheim an der Altmühl verstanden werden. Die Forschung kann nicht eindeutig klären, ob die von Dietlind geschenkten Liegenschaften aus Trommetsheim oder aus Altentrüdingen stammen, neigt aber mehr unserem Altentrüdingen zu, denn in diesem Ort hatte das Kloster Fulda über seine Propstei Solnhofen auch später nachweisbaren Besitz, während in Trommetsheim keine Begüterung Fuldas mehr nachgewiesen werden kann. Was noch für unser Altentrüdingen spricht, ist der Umstand, daß eine Dietlind zusammen mit ihrem Mann Ratolf auch um diese Zeit Güter im nahen Geilsheim, in Westheim und Hüssingen an das Kloster Fulda gab. Es dürfte sich wohl um ein und dieselbe Person Dietlind handeln.

Außerdem schenkte im nahen Ostheim ein gewisser Dietmund Güter an Fulda. Er dürfte ein Verwandter der Dietlind gewesen sein. Hier muß ein Schreiber dieser Schenkung Altentrüdingen, damals nur Truhtmuntinga geheißen, mit Trommetsheim verwechselt haben. Er wurde wohl irregeführt durch die starke Gemengelage von -ingen und -heim Namen in diesem Schenkungsraum. Daß es sich um unser Altentrüdingen handeln muß, geht auch aus dem Umstand hervor, daß hier um das Jahr 836 Mönche aus dem Kloster Fulda Herberge nahmen, als sie mit Reliquien aus Italien zurückkehrten.

Hier auf eigenem Grund und Boden in Altentrüdingen konnten die Mönche rasten, hier wurden sie verpflegt und die Reliquien dem Volke zur Verehrung vorgelegt. Das Kloster Fulda, beziehungsweise seine Propstei Solnhofen, zu der nun Altentrüdingen gehörte, versäumte nicht, seinen umfangreichen Besitz in Altentrüdingen der besseren Nutzung halben zu ordnen. Das Land wurde an selbständig wirtschaftende Bauern ausgegeben, deren Hof die wirtschaftstechnische Bezeichnung Hube erhielt. 20 solche Huben unterstanden einem größeren führenden Herrenhof (Meierhof), zu dem 50 Joch Ackerland gehörten.

In Altentrüdingen hatte das Kloster also schon die Fronhofsverfassung eingeführt. Aus den Wiesen wurde ein Ertrag von 40 Fuhren Heu erwirtschaftet. Auffallen muß die hohe Zahl von 63 Schweinen und 62 Bienenstöcken. Man kann das vielleicht so erklären, daß westlich des Mühlbaches noch ein großer Laubwaldbestand vorhanden war, der sich über die spätere Gemarkung Wassertrüdingen über die Wörnitzaue bis zum heutigen Oettinger Forst hinzog. Die Schweine wurden dazumal vorwiegend aus dem Früchteanfall von Eichen und Buchen gemästet, dem sogenannten Geäckerich. Der Honig konnte durch Waldbienenzucht gewonnen werden. Durch die Schenkung der Dietlind von Alemannien hatte das Kloster Fulda einen nicht geringen Wirtschaftsstandort gewonnen, der allerdings wegen der weiten Entfernung über seine Propstei Solnhofen genutzt wurde.

Die so weit vom Kloster Fulda entfernten Schenkungen bedurften nun gerade im ausgehenden 11. Jahrhundert auf dem Höhepunkt des Investiturstreites, in dem das Königtum als Wahrer des Friedens in arge Bedrängnis geriet und die einzelnen Adelsfamilien oft mit Gewalt Besitz zusammenrafften, eines weltlichen Schutzes, den man Vogtei nennt. Das Kloster Fulda beauftragte für seine über ganz Deutschland zerstreuten Liegenschaften lokale Edelfamilien, die sich der Güter annahmen und sie schützten. Mit der Vogtei über die fuldische Propstei Solnhofen beauftragte die Reichsabtei Fulda die Edlen von Truhendingen, die in diesem Raum mit den örtlichen Besitzverhältnissen vertraut waren. Altentrüdingen, das wohl insgesamt zur fuldischen Propstei Solnhofen gehörte, gelangte damit auch unter den weltlichen Schutz der Edlen von Truhendingen. Schon 1095 wird ein Friedrich, Vogt von Sankt Solae (Propstei Solnhofen) genannt.

Friedrich Leitname der Truhendinger Edelfamilie war, ist es höchst wahrscheinlich, daß die Edlen von Truhendingen schon vor 1100 im Besitz der Vogtei über Güter der Reichsabtei Fulda (Propstei Solnhofen) waren. Vogt über Güter der Reichskirche zu sein, das bedeutete hohes Ansehen, es führte dies zu einem ersten Meilenstein auf dem langen Weg zur Herrschaftsbildung der Edlen von Truhendingen. Die Truhendinger wählten als den Ausgangspunkt ihrer Vogtei über Reichskirchengut aber nicht Solnhofen selbst, sondern Altentrüdingen. Sie nannten sich von nun an nach diesem Ort, wobei wir die Frage stellen müssen, ob sie auch aus Altentrüdingen stammten oder auf dem Weg über die Vogtei dorthin gelangten.