Vom Steinkreuz
zu Frickenfelden

Die Geschichte von Schuld und Sühne

Mord und Totschlag

Mord und Totschlag

im Sachsenspiegel

Mord und Totschlag

Wenn im Mittelalter ein Mensch getötet wurde, so erschien nicht etwa die Polizei im Auftrag der Staatsanwaltschaft wie heutzutage. Es gab noch keinen Staat im modernen Sinn, auch keine öffentlichen Gerichte, keine Polizei und keine Strafverfolgung, die dem Recht überall und gegen jedermann Respekt verschafft hätte. Es fehlte damals noch das staatliche Monopol der legitimen Gewaltanwendung. Dieses ist ein hohes Rechtsgut, das gerade auch dem schwachen Mitglied der Rechtsgemeinschaft heute zugute kommt.

Zu jener Zeit, da die staatlichen Vollzugsorgane noch nicht entwickelt waren, gewährte die Sippe ein Minimum an Sicherheit. Wer einen Angehörigen einer Sippe verletzte oder tötete, hatte mit Rache zu rechnen. Das Zusammenwirken von Verwandten konnte in manchen Lebenslagen von großer Bedeutung sein. Es gehörte zur Aufgabe der Sippe eines Ermordeten, die Bluttat zu rächen. Die Blutrache war bei vielen alten Völkern, auch bei den Germanen, verbreitete Sitte, die darin bestand, dass die Tötung eines Verwandten wieder durch Tötung eines Mitgliedes der Sippe des Mörders vergolten wurde. Mord galt als besonders schweres Verbrechen, denn er wurde mit Überlegung ausgeführt und geschah vorsätzlich. Der Mörder musste daher, falls er ergriffen wurde, auch wieder mit dem Tod bestraft werden. Der Mord war nicht sühnbar, jeder konnte den Mörder bußlos töten.

Nun konnte ein Mensch aber auch ohne Vorsatz von einem andern ums Leben gebracht werden. Da geraten zwei anlässlich eines Wortgefechts im Wirtshaus in Streit, der Zorn wallt auf, andere mischen sich darein, das Messer wird gezogen und mit ihm hin- und hergezuckt und schon ist es passiert. Durch Wirtshaushändel, Streit um eine Ackergrenze, Beleidigung, Rauferei, Kirchweihschlägerei wurden manche Menschen im Mittelalter eigentlich ohne ursprüngliche Absicht getötet. Totschlag nannte man so etwas nach altem Rechtsempfinden. "Unbedachter Mut", der oft zur Folge hatte, dass ein Menschenleben ausgelöscht wurde, wird vielfach als Ursache des Totschlags angegeben. Meist waren mehrere Täter beteiligt. Entscheidend blieb aber, den Haupttäter herauszufinden.