Zur Geschichte von
Ober- und Unterwurmbach
im Mittelalter

 

Burg, Mühle und Schenke zu Unterwurmbach

In dieser hochmittelalterlichen Epoche, in der die Ritter von Wurmbach in den Urkunden der Edlen von Truhendingen als Zeugen erscheinen, dürfen wir auch den Bau der Burg in dem Ort annehmen. Genaue Angaben darüber fehlen, da man damals den Baubeginn einer Burg kaum schriftlich festlegte. So können wir nur aus dem Erscheinen dieser ritterlichen Familie den ungefähren Zeitraum um 1200 für die Errichtung einer Burg in Unterwurmbach annehmen. Ob an ihrer Stelle schon eine ältere, einfachere Befestigung, etwa eine Art Turmhügel, stand, wissen wir nicht.

Die Erstellung einer Burg in Unterwurmbach diente ohne Zweifel den territorialen Bemühungen der Edlen von Truhendingen, mit Hilfe der weltlichen Schutzherrschaft über ellwangische Güter eine Art Herrschaft aufzubauen, die sich nicht über Personen erstreckte, sondern bereits eine Fläche, ein Territorium, erfasste, wenn auch bescheidenen Ausmaßes. Die Burg zu Unterwurmbach erscheint zwar erst um 1360 in den Ellwanger Lehenbüchern als Burgstall, doch geht ihre Erbauung wohl schon in das 12. Jahrhundert zurück.

Feudalismus

Abgaben leistende Bauern

Auf dieser Burg saßen die Ritter von Wurmbach, von hier aus geboten sie im Auftrag ihrer hochadeligen Brotgeber über die ellwangischen Bauern, hoben Zinsen ein, heischten Frondienste, richteten sie und gewährten ihnen aber auch wirksamen Schutz in Zeiten der Not. Von der Burg zu Unterwurmbach strömte die Macht aus, der sich die Bauern unterwerfen mussten. Sie sicherte aber auch das bescheidene Maß an Recht und Ordnung im hohen Mittelalter. Städtegründungen und Burgenbau sind die Kennzeichen der beginnenden Territorialisierung. Während die auf ellwangischem Grund errichtete Stadt Gunzenhausen die von Norden und Osten an die Altmühlfurt heranziehenden Straßen sicherte, beherrschte die Burg Unterwurmbach die Kontrolle über die von Süden und Westen kommenden Wege.

Zur gleichen Zeit, da die Burg zu Unterwurmbach als Stützpunkt der truhendingischen Herrschaft im mittleren Altmühltal entstand, wird auch die Mühle errichtet worden sein. Sie erscheint zwar auch erst um 1380 in den ältesten Ellwanger Lehenbüchern, doch darf ihr Dasein schon in der Stauferzeit angenommen werden. Burg und Mühle bildeten ja im Mittelalter nicht selten eine Gemeinschaft von gegenseitigem Nutzen. Die Burg sicherte das ungehinderte Mahlen des Getreides, der ursprünglichsten und lebenswichtigsten Volksnahrung. Die Mühle lieferte dem Burgherrn Getreide, da meist mit der Mühle auch eine Landwirtschaft verbunden war. Eine Schenkstatt zu Unterwurmbach wird um 1390 genannt. Wir dürfen annehmen, dass sie schon vor dieser Zeit bestand und vielleicht mit der Burg und der Mühle ins Leben gerufen wurde, mit denen sie eine Wirtschaftseinheit bildete. Da die Nördlinger Messe schon im 13. Jahrhundert aufblühte, wird man an der alten Fernstraße Nürnberg - Ulm schon damals einen regen Verkehr und damit ein Bedürfnis zur Übernachtung annehmen müssen. Ihre wirtschaftliche Bedeutung als Straßenwirtshaus wird die Unterwurmbacher Schenkstatt freilich erst im 15. und 16. Jahrhundert voll entfalten haben können, wo sie die wirtschaftliche Missgunst der Gunzenhäuser Wirte erregte.