Polsinger

Flurnamen

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Sandacker 436-463, Sandwasen 1125-1442, Sandgrube, Sandgrubenfeld 1479

An der Gestaltung der Urlandschaft um Polsingen hat die Rohrach einen nicht geringen Anteil. Sie hat im Laufe von Millionen Jahren eine tiefe im Mittellauf zwischen Hechlingen und Ursheim schluchtenartige Rinne in den Hahnenkamm gegraben. Unterhalb von Polsingen wurden von ihr große Mengen von Sand abgelagert. Diese Sandböden wurden von den ersten Siedlern bald erkannt und in der Namengebung wohl unterschieden von den schweren, ausdauernden Böden der Hanglagen ostwärts von Polsingen. Sand war an der Rohrach stark an der Bodenbildung beteiligt, daher die Flurbezeichnungen mit dem Bestimmungswort, Sand. Das Grundwort Wasen in Sandwasen bezeichnet eine grasbewachsene Fläche, die für Ackerbau wenig ertragreich war, oft im Überschwemmungsgebiet des Flusses lag und so der Weide für die Dorfherde diente.

Sauerbrunnen, Sauerwiesen

Im Salbuch von 1600 heißt es:

Der Name Sauerbrunnen ist heute im Volksmund nicht mehr gebräuchlich, dafür Sauerwiesen. Sauerbrunnen ist wohl aus Sauerwiesenbrunnen entstanden. Dort treten Quellen zutage, für die im Volksmund auch die Bezeichnung Brunnen gebraucht wird. Sauerbrunnen bedeutet also: "Quelle bei den sauren Wiesen." Eine Sumpfwiese mit bitterem, wertlosen Ertrag wird als Sauerwiese bezeichnet, im Gegensatz zu den "süßen" Wiesen auf trockenem, bergigen Gelände erhalten die Flurbezeichnung "in den Süßen" (auch Ortsname Süßen). An einen Heilbrunnen, wie man früher die Sauerbrunnen mit Heilwasser nannte, darf bei unserem Flurnamen Sauerbrunnen in Polsingen nicht gedacht werden.

Schleifstein

Schleifwiese an der Rohrach 221

Schleifwiesen werden verschieden gedeutet. Man denkt an Wiesen, die an einem Schleifweg liegen. Schleifwege wurden so benannt, weil sie nicht mit dem Wagen, sondern nur mit der Pflugschleife benutzt werden durften. Sie führten oft mitten durch das Saatfeld, Schleifwiese sei die verkürzte Form von Schleifwegwiese. Das mag für viele Schleifwiesen zutreffen. Andere denken an dorfnahe Wiesen, die im Winter überfrieren und von den Kindern zum Schleifen auf dem Eis benützt werden. Wieder andere denken an Wiesen, die unterhalb von Steilhängen liegen, auf denen Holz herabgeschleift wird. Diese Deutungen treffen wohl auf die Polsinger Schleifwiese an der Rohrach nicht zu.

Unsere Schleifwiese in Polsingen hat ihren Namen wohl von dem Schleifstein erhalten, der wie in anderen Orten des Hahnenkamms entweder vor der Schmiede oder an einem öffentlichen Platz stand und von jedermann benutzt werden konnte. Nicht alle waren früher in der Lage, sich so einen großen Schleifstein zu beschaffen. Mit der Schleifwiese in Polsingen wird es so bestellt gewesen sein wie mit dem Schleiffleck und Schleifacker in Ursheim. Dort heißt es in einer alten Dorfordnung vom Schmied:

Die Schleifwiese in Polsingen durfte wohl jener nutzen, der den öffentlichen Schleifstein unterhielt.

Schloss, Schlossweiher 35 ½

Die Grundbedeutung des Wortes Schloss ist "schließen, sperren". So wie man mit einem Türschloss ein Haus verschließen kann, damit kein Einbrecher hereinkommen kann, so kann man mit einer Burg eine Straße, einen Teil oder eine ganze Landschaft verschließen, so daß der Feind nicht ins Land dringen kann. Anstelle der ursprünglichen Bezeichnung Burg trat später der Begriff Schloss, wobei wir nicht an ein prächtiges Barockschloss oder gar ein Königsschloss des Märchenkönigs Ludwig denken dürfen, das in Gold und Farbe getaucht und mit einem Park versehen ist, sondern an einen einfachen Wehrbau. Das Schloss der Herrn von See in Polsingen z.B. war in der Lage den Zugang zum Rohrachtal zu sperren. Im Volksmund wird heute jeder kleine vergangene Wehrbau des Mittelalters als Schloss bezeichnet, daher die Flurnamen Schlossbuck, Schlossranken, im alten Schloss, Schlossweiher, Schlosswiesen usw. In der Nähe oder unmittelbar an dem Schloss war oft ein Weiher zur Fischzucht oder zur Abwehr, daher der Name Schlossweiher

Schmied, Schmiedgarten 991-994, im Schmiedfeldlein 1105-111

Diese Namen beziehen sich sicherlich auf den ältesten Handwerker, im mittelalterlichen Dorf, den Schmied. Er hat ja nicht nur seine Schmiede bedient, sondern seine Familie bewirtschaftete nebenbei auch einen, wenn auch kleinen Feldbau. Daher die Flurnamen Schmiedfeld, Schmiedgarten.

Semmelwieslein

Der Name wird nicht im Flurplan genannt, aber im Salbuch um 1600 heißt es:

Name Semmelwies hängt wohl mit Semmeln, dem Weißgebäck, zusammen, die womöglich für das Mähen verabreicht wurden.

Schussmauer 986, Schießmauer 981-988

Dieser Flurname ist sicherlich auf das Wehrwesen früherer Jahrhunderte zurückzuführen. Die Polsinger Adelsfamilie, angefangen bei den Herren von See im 13. Jahrhundert über die Haberkorn, die Pappenheim, die Schelle bis zu den Herrn von Wöllwarth waren Ritter, die sich im Kriegsdienst auszubilden hatten. Dazu gehörte auch die Kunst des Schießens, sei es mit der Armbrust oder mit der Muskete. Zu diesem Zweck wurde in der Nähe des Schlosses an der Ursheimer Straße ein Platz ausgesucht und eine Mauer errichtet, auf der Zielscheiben angebracht und auf die geschossen wurde. Das Gründstück erhielt die Bezeichnung Schussmauer oder Schießmauer. Mit den Vorsichtsmaßnahmen brauchte man dazumal es nicht so genau nehmen, denn der Verkehr auf der Ursheimer Straße war gering und die Wirkung der Waffen nicht so stark wie heutzutage.

Schwarz- oder Hetzenacker unter den Eichen 492

In vielen Fällen ist die Farbe des Ackerbodens die Ursache für die Namengebung gewesen, denn unsere Ahnen haben ihre heimatliche Flur genau beobachtet und nach dem Gesichtspunkt der Nützlichkeit beurteilt. Die sogenannten Schwarzäcker, die in mehreren Gemarkungen erscheinen, gelten im allgemeinen als gute Äcker, weil sie mit Humus angereichtert sind. Der Schwarzacker befindet sich im sogenannten Herrenfeld, dessen Name an die Herrschaft erinnert und das wohl eine gute Bodenqualität aufzuweisen hat. Der Schwarzacker ist also als dunkelfarbiger, schwarzer Acker zu deuten. Der zweite Name Hetzenacker dürfte an den Vogelnamen Hetz erinnern, worunter die Elster verstanden wird, jener schwarz-weiß gefiederte Vogel, der schon immer die Aufmerksamkeit der Menschen und die des mittelalterlichen Dichters Wolfram von Eschenbach auf sich zog. Hetzenacker wäre demnach zu deuten: "Acker, an dem sich Hetzen (Elstern) aufhalten."

Steinmaueracker 559-608

Wenn der Flurname Mauer in der freien Flur auftritt, dann ist er verdächtig an die Römerzeit zu erinnern. Die Römer hatten ihre Häuser aus Stein errichtet, im Gegensatz zu den nachfolgenden Germanen, die stets in Holz-Lehm-Bauweise ihre Bauten fertigten. Das sind Werkstoffe die fast keine Spuren hinterließen. Die Römermauern dagegen blieben beständig und werden noch heute ab und zu vom Pflug aufgerissen. Da die Flurbezeichnung Steinmauer dem alten Weiher gegenüberliegt, dort also Wasser vorhanden ist, könnte an ein römisches Landhaus gedacht werden. Ob dort römische Funde zutage kamen, müsste überprüft werden

Suppenacker im Unterfeld 1299 (beim Kronhof)

Das mittelhochdeutsche Wort suppe oder soppe bedeutet "Brühe, Suppe". Es wird in der Flurnamengebung für einen sumpfigen, morastigen Boden verwendet. Suppenacker heißt also: sumpfiger, morastiger Acker.