Polsinger

Flurnamen

B E F G H K L M N O P R S T W Z

Wechselhaken 287-288, Wechselbeet 595-596

Das Grundwort -haken erinnert an eine Krümmung. Zugrunde liegt ein Vergleich mit einem Haken, der dem mittelalterlichen Menschen von seiner Umgebung her bekannt war (Kleiderhaken, Hakenpflug), urverwandt damit auch Hacke. Dieser Begriff Haken wurde auch auf Grundstücke übertragen, die an einem Eck oder einer Krümmung des Flusses oder einer Markierungsgrenze lagen. Letzteres ist bei dem Wechselhaken der Fall. Das Bestimmungswort Wechsel sagt etwas darüber aus, daß Flussteile von zwei oder mehr Berechtigten abwechslungsweise Jahr um Jahr benutzt wurden, auch mit dem Weiderecht. Der Wechselhaken ist also ein Grundstück, das an einer Krümmung liegt (Haken) und von mehreren Besitzern abwechslungsweise genutzt wird.

Weidach 124, Weidachfeld 965 - 980, im Weidich 138-147

Unter der Flurbezeichnung Weidach verstand man einst die große Fläche von Wiesen und Feldern ostwärts des ehemaligen Schlosses der Herrn von See. Darüber steht um 1600 geschrieben:

"Weidich" ist die umgelautete Form von Weidach. Bei den Flurnamen mit Weide ist oft nicht leicht zu unterscheiden zwischen Weide im Sinne eines Grasplatzes, auf dem das Vieh geweidet wurde und der Weide, dem Busch, dessen Ruten zum Flechten von Körben dienten. In unserem Falle handelt es sich wohl um die Pflanze Weide, die auch als Weidenkoppen bekannt ist. Das Weidach war in der Ursiedlung Polsingen ein Gelände, das mit Weidenbüschen bestanden war. Dafür spricht auch die Endung -ach, die eine Ansammlung ausdrückt. Weidach ist also eine Ansammlung von Weidenbüschen wie Eichen. Die tiefer gelegenen ortsnahen Teile des Weidach wurden als Wiesen genutzt, die etwas höher gelegenen als Feld, daher der Flurplan die zusammengesetzte Form Weidachfeld. Das Weidach wird schon 1451 erwähnt: Fritz von See erhält von Graf Ulrich zu Oettingen u.a. "Item sechs Tagwerk in dem Weidach".

Weiher, Weihersacker 522-528, Weherwiesen 658, alter Weiher 858-860; am Schlossweiher 35½, Wemdinger Weiher 1159-1217, Kronweiher 1311-1319

Die Teichwirtschaft war früher von einer heute kaum noch abschätzbaren Bedeutung, auch im Hahnenkamm. Der Bedarf an Fischen für die Fastenmahlzeiten erhöhte die Nachfrage. Der hohe Fischpreis machte auch die Anlage von Weihern bei günstigem Gelände rentabel. Heute, da die Fastentage nicht mehr eingehalten werden, ist ein großer Teil der mittelalterlichen Weiher aufgelassen und in Wiesenland verwandelt worden. Nur noch die Flurnamen auf Weiher erinnern dann an die einstige weite Verbreitung der Teichwirtschaft. Im Zuge der Furbereinigung sind allerdings neue Weiher entstanden.

Werd im Werd 321-329;Wörth

Die Flurbezeichnung "im Wehrt" zwischen dem Kronhof und dem Krongassenfeld beim Kronhof ist auf das mittelhochdeutsche männliche Hauptwort "der wert" zurückzuführen, das "Insel, Halbinsel, erhöhtes, wasserfreies Land" bedeutet. Wenn heute von Inseln die Rede ist, so denkt man meist an kleine und große Inseln im Meer. Unsere Ahnen bezeichneten aber auch kleine Landgebilde zwischen zwei Flußarmen als Werd oder Wörth. Das Lehenwort Insel spielt in der Flurnamengebung keine Rolle, dafür gilt in Süddeutschland das Wort Werd, das im Ortsnamen Donauwörth enthalten ist. Die Rohrach, das muntere Höhenkind, hat im Laufe vieler Millionen Jahre große Mengen von Sand aus dem Bergmassiv des Hahnenkamms in Richtung Ries geschleppt und in der Niederung bei Polsingen abgelagert, was in vielen Flurnamen auf -sand zum Ausdruck kommt. In der Flachzone südlich von Polsingen wurde die Eile der Rohrach verlangsamt, der Lauf des Flüssleins wiederholt etwas verlagert. Dazwischen blieben in der Urlandschaft Inselchen, die man als Werd oder Wörth bezeichnete. Im Salbuch steht um 1600 geschrieben:

Winkeltrieb 404a

Bei dem Flurnamen Winkeltrieb muss an einen Viehtrieb gedacht werden. Der Hirte hatte bestimmte Pfade einzuhalten, auf denen er seine Herde zu den Weidegründen führte und die man Triebe nannte. Sie waren in der Regel breite Streifen, oft mit Gras bewachsen, bisweilen auch durch die Klauen der Tiere aufgewühlt. Auf ihnen bewegte sich die Herde langsam grasend in die Flur hinaus zu den Weidegründen. Triebe konnten auch durch Grundstücke von Privatpersonen führen. Diese mussten dann auf ihrer Wiese oder sogar auf dem Acker zugunsten der Herde ein Lucke dulden, die brieflich niedergelegt wurde. Heute sind die Viehtriebe meist verschwunden oder in feste Flurbereinigungswege umgewandelt. Der Winkeltrieb in Polsingen ist wohl so benannt, weil er in den Winkel am Wemdinger Weiher führte.

Wolfsgrube 998-995a

Fast in jedem Dorf im Hahnenkamm erinnert der Flurname Wolfsgrube an den Fang der früher sehr häufigen Wölfe. Man muss bedenken, dass in vergangenen Zeiten das Groß- und Kleinvieh wie Rinder, Schafe, Ziegen, Schweine und Gänse nicht im Stall gefüttert, sondern auf die Weide getrieben wurden, wo sie sich ihr Futter selbst suchen mussten. Der Weidebetrieb war eine Urform der mittelalterlichen Landwirtschaft und zahlreiche Flurnamen erinnern noch daran. Vor allem die Schafe blieben Tag und Nacht im Freien. So wurden sie oft das Ziel von Überfällen der Wölfe, die in Rudeln in die Herde drangen und in den dichten Wäldern des Hahnenkamms gute Deckung fanden. Der Schäfer sollte einen oder mehrere starke Hunde haben "die eines Wolfes Herr sein konnten" heißt es in alten Dorfordnungen. Die Angst vor dem Wolf erregte die Leute sehr heftig. Da es noch keine Feuerwaffen gab, suchte man sie durch vielerlei Gruben zu fangen, deren senkrechte Wände verschalt und oben mit Reisig und Köder bedeckt waren. Berichte über die Wirkung solcher Gruben gegen die Wolfsplage gibt es in unserer Heimat nicht. Doch der häufige Flurname Wolfsgrube zeugt von dem Bemühen der damaligen Menschen, die Wolfsplage zu bekämpfen.